Zumtobel Group AG: CFO Thomas Erath im Interview, der Quartalsbericht

Der CFO der Zumtobel Group AG im Interview mit Börsenradio.de. Es geht um den aktuellen Quartalsbericht, sowie die Auswirkungen der hohen Strompreise.

Auf einen Blick:
  • Der CFO Thomas Erath hat einen detaillierteren Einblick in die Zahlen des aktuellen Quartalsberichts gegeben.
  • Es geht um Wachstum im ersten Quartal 2022/23, Diskussionen um höhere Energiekosten, und die Auftragslage.
  • "Melden Sie sich bei einem Licht Unternehmen, vorzugsweise bei uns und machen Sie so schnell wie möglich eine energieeffiziente Lösung daraus"

Die Börsen Radio Network AG hat in einem Interview mit dem CFO der Zumtobel Group AG gesprochen. Dabei hat der CFO Thomas Erath einen detaillierteren Einblick in die Zahlen des aktuellen Quartalsberichts gegeben.

Thomas Erath: Guten Tag, mein Name ist Thomas Erath und ich bin Vorstand für Finanzen der Zumtobel Group AG.

Peter Heinrich: Zumtobel Group; Das ist ja mehr. Das ist zum Beispiel Thorn, Tridonic und acdc. Unsere Themen, die wir besprechen: Wachstum im ersten Quartal 2024/23, Diskussionen um höhere Energiekosten, und die Auftragslage. Müssen Sie nicht zwei Trends aufgrund von einer Ursache zur gleichen Zeit verspüren? Also die Ursache sind die explodierenden Energiepreise und die Inflation. Das müsste doch eine höhere Nachfrage nach Energiesparsystemen, inklusive intelligente Steuerungen von Licht, Zeitsteuerungen, Abschaltung von Einheiten oder Lichtwerbeflächen auslösen? Ja und auf der anderen Seite, vielleicht eine vorsichtigere Vergabe von neuen Licht Projekten, da sich auch Bauprojekte durch die hohen Kosten vielleicht nicht mehr rechnen oder verschoben werden?

Thomas Erath: Da haben Sie vollkommen recht. Wir haben zwei gegenläufige Effekte. Der eine ist auf unserer Umsatz Seite, dass wir verstärkte Nachfrage nach energieeffizienten Systemen haben. Dass aber insbesondere, wenn Gebäude verbessert werden, also renoviert werden. Hier macht es auch Sinn, diese so schnell wie möglich zu sanieren, weil es sein kann, dass sich die ganze neu Installation von einer Lichtanlage innerhalb von einem bis eineinhalb Jahren amortisiert.

Da bei den Energiepreisen für effiziente Licht Systeme das Payback enorm ist. Wenn Sie nur noch 15 % der Energie brauchen, die Sie für eine konventionelle Beleuchtungsanlage brauchen, dann rentiert sich das sehr, sehr, sehr schnell. Auf der anderen Seite sind wir natürlich auch mit hohen Energiepreisen für unsere Produktion konfrontiert. Und wenn man sich anschaut, wie erratisch sich die Energiepreise entwickeln, dann kann man kaum planen und hat eine Vervielfachung der Stromkosten der Vorjahre. Die Windenergie hat es vorgemacht. Da ist am Freitag vor zehn Tagen der Future für eine Megawattstunde Strom auf 1.000 € gestiegen. Und 1.000 € im Vergleich zu dem, was wir selber vor eineinhalb Jahren bezahlt haben, zu 40 €, ist einfach der Wahnsinn.

Peter Heinrich: Schon verrückt. Also die Story Windenergie, das ist eine eigene Geschichte, aber es zeigt, in welcher Zwickmühle wir sind. Also das heißt, Sie haben eine höhere Nachfrage von Kunden? Also Kunden aus dem Altkundenbestand, die auch anrufen und sagen: Oh, könnt ihr mir meine jetzige Lichtinstallation relativ einfach und schnell überarbeiten? Wie kann ich sofort Strom sparen, ohne jetzt alles neu zu installieren?

Thomas Erath: Sowieso. Also da gibt es eine rege Nachfrage. Auf der anderen Seite werden Neubauprojekte natürlich auch nach hinten geschoben, weil die Preise für Zement, Stahl, was auch immer man auf dem Bau braucht, Ziegel sich ebenfalls um 30, 40, 50 % erhöht haben und da werden viele Bauprojekte einfach für die Leute nicht mehr leistbar. Aber im Refurbishment-Bereich gibt es eine hohe Nachfrage und jeder hätte das natürlich gerne morgen installiert, um möglichst schnell von den Energiekosten herunterzukommen.

Peter Heinrich: Ansonsten bleibt nur ein bisschen abschalten und ausschalten. Aber selbst das dürfte nicht so einfach sein. Das muss ja auch in irgendeiner Form intelligent gesteuert werden.

Thomas Erath: So ist das. Ich kann jedem nur empfehlen, wer eine alte Installation hat: Melden Sie sich bei einem Licht Unternehmen, vorzugsweise bei uns und machen Sie so schnell wie möglich eine energieeffiziente Lösung daraus.

Peter Heinrich: Ich fand das sehr spannend, dass Sie gesagt haben, egal was Sie jetzt neu installieren, amortisiert sich in einem bis eineinhalb Jahren. Welchen Strompreis nehmen Sie da für diese Grundlage als Rechnungsgrundlage?

Thomas Erath: Also, wenn ich 1000 Euro nehme, dann wird es wahrscheinlich noch unter einem Jahr sein. Aber ich gehe davon aus, dass das Payback innerhalb von eineinhalb Jahren bei 0,50 € bis 0,60 € liegt.

Peter Heinrich: Haben Sie auch schonmal nachgedacht, Ihr Lichtgeschäft zu erweitern, vielleicht mit Solarinstallationen auszubauen und auch Solar mit anzubieten? Also Stromspeicher auch noch hinzuzunehmen, quasi tagsüber Sonnenlicht sammeln und nachts Licht an?

Thomas Erath: Also ganze Systeme werden wir nicht anbieten, das ist nicht unser Geschäftsbereich. Worüber wir nachdenken können, ist Solarpanels an Außenleuchten zu geben. Dass man während des Tages, die Sonnenenergie speichert, sodass man sie in der Nacht für die Straßenbeleuchtung abgibt. Das ist aber auch nicht unser Kerngeschäft.

Peter Heinrich: Schauen wir uns Ihre Zahlen an. Also in Q1 2024/23 hat Zumtobel den Umsatz jetzt um über 8 % auf 300 fast 314 Millionen € gesteigert. Der Quartals Gewinn lag angesichts der deutlich gestiegenen Kosten bei rund 11 Millionen € gerundet, spürbar unter dem Vergleichsquartal des Vorjahres, also minus 19 %. Wie viel mehr Kosten haben Sie denn selber zu leisten, weg zu sparen, wegzudrücken, weiterzugeben?

Thomas Erath: Von den Import Faktoren können Sie davon ausgehen, dass Sie zwischen zehn und 15 % höhere Kosten haben. Zum letzten Halbjahr ist es immer schwierig zu sagen wie hoch die Kostenbasis wirklich ist, da die Preise überall sehr erratisch sind. Kupfer springt von 11.000 auf 8.000 €. Sie haben Aluminium, das springt ebenfalls. Wir können das gar nicht so richtig sagen. Wir wissen nur, dass wir Mehrkosten haben in der Größenordnung zwischen 10 und 15 %. Die Frachtkosten springen auch. Insbesondere die Energiekosten tun uns jetzt richtig weh.

Peter Heinrich: Thema Gas: Gas Mangel. Ich bin mir nicht sicher gewesen, ob ich die Frage überhaupt stellen soll. Haben Sie in Ihrer Produktion einen Gasbedarf? Brauchen Sie selber Gas?

Thomas Erath: Wir brauchen Gas als Prozesswärme für unsere Lackieranlagen. Etwas Energie für unsere Heizung, Wärme in den Gebäuden. Aber Gas tut uns eigentlich nicht wirklich weh. Gas tut uns nur weh, wenn die Vorprodukte nicht lieferbar sind.

Peter Heinrich: Okay, verstehe. Natürlich versuchen Sie es. Aber können Sie denn die höheren Kosten auch weitergeben an die Kunden, oder ist irgendwo ein Limit erreicht?

Thomas Erath: Wir versuchen, das ist ganz klar. Jeder muss die Kosten weitergeben, er kann sie nicht selber tragen. Es wird da aber irgendwann einmal einen Plafond geben, wo die Leute einfach nicht mehr kaufen. Darüber sind wir uns auch bewusst. Irgendwann wird es allen zu teuer und dann verkauft man zwar noch, aber hat einen signifikanten Nachfragerückgang.

Peter Heinrich: Okay, das wäre genau der Punkt, welchen ja eigentlich die Notenbanken wollen, dass dann vielleicht die Inflation zurückgehen würde. Aber das ist eine ganz andere Diskussion. Ja, wie sieht es denn eigentlich bei Ihnen bei den Lieferketten aus, bei Ihren Vorlieferanten?

Thomas Erath: Lieferketten sind immer noch schwierig. Bei Halbleitern hat sich die Situation zwar verbessert, wir sind aber immer noch auf Allokation bei verschiedenen Anbietern. Also die Lage ist etwas besser geworden, aber immer noch anspruchsvoll. Ansonsten haben wir kleinere Probleme mit Stahl, Plastik, PCBs, aber die, würde ich sagen, sind im Rahmen der alltäglichen Schwierigkeiten, die man im Geschäftsleben hat.

Peter Heinrich: Ja, schauen wir uns noch die Währungen an. Parität beim Euro, früherer Schweizer Franken, Hongkong, Dollar, türkische Lira im Sturzflug. Was macht das für Zumtobel in der Gesamtsumme aus?

Thomas Erath: In der Gesamtsumme erhöht das unsere Kosten, weil der US-Dollar auf Parität gegangen ist. Wir bevorzugen den Schweizer Franken, weil wir dort long sind und so vom Schweizer Franken profitieren können. Das britische Pfund ist ungefähr gleichgeblieben. Das hat keinen signifikanten Einfluss auf unsere Profitabilität.

Peter Heinrich: Ich habe jetzt in einer APA-Meldung gelesen, dass Sie eher das Problem haben, dass Sie nicht genügend Mitarbeiter finden. Wen suchen Sie denn? Wo und wie viel suchen Sie denn?

Thomas Erath: Also talentierte Mitarbeiter suchen wir sowieso immer. Und wir sind insbesondere an unserem Standort hier in Österreich auf der Suche nach Mitarbeitern, sehr wohl ausgebildete Leute in der Fertigung, als auch in der Konstruktion. Genauso wie wir in England Leute suchen. Für Forschung und Entwicklung brauchen wir Leute. Also der Arbeitsmarkt ist ja, wie alle Unternehmen dasselbe Empfinden haben, ziemlich leergefegt. Wie sich diese Situation dann in sechs Monaten oder acht Monaten darstellt, das wird sich weisen, ob die Mitarbeiterverfügbarkeit nicht besser wird.

Peter Heinrich: Schauen wir uns noch ein Projekt von Ihnen an. Natürlich ist es schwierig, im Radio von schauen zu sprechen, aber vielleicht können Sie das ein bisschen bildlich darstellen.

Thomas Erath: Wir haben gerade eins in Frankreich, ein großes Stadion mit Außenleuchten, mit Scheinwerfern beleuchtet. Und da sind unsere alten G5 Leuchten drin verbaut. Dann haben wir eine Riesen Logistikhalle für Black Mans in UK gemacht und da sind unsere Tecton-Schienen drin.

Peter Heinrich: Ja. Vielen Dank für diesen Einblick. Bevor wir jetzt zum Ausblick kommen. Haben Sie, und wenn ja, wie groß, Auswirkungen gespürt? Wegen des Ukraine Kriegs und den Russlandsanktionen?

Thomas Erath: Ich glaube, die Auswirkungen spürt jeder, sogar der private Haushalt. Die Energiekosten gehen durch die Decke. Die Inflation geht somit durch die Decke. Selber vom Markt her sind wir weniger betroffen, da beide Märkte bei uns homöopathisch waren.

Peter Heinrich: Da kommen wir zum Ausblick Krieg in Europa, Inflation, hohe Kosten, Lockdown in China und damit auch in Chinas Häfen, Lieferketten, Einflüsse. Wie weit können Sie denn eigentlich überhaupt einen gesicherten Ausblick geben für den Kapitalmarkt?

Thomas Erath: Das ist auch eine sehr gute Frage. Sollten alle Risiken beherrschbar bleiben, also sich die Lage nicht noch mehr strapazieren, noch mehr verschlimmern. Dann gehen wir davon aus, dass wir unseren Ausblick auch wirklich erreichen können. Das heißt, so mega Ereignisse wie kein Gas mehr in Europa, power outages in Europa können wir natürlich nicht abdecken, aber wenn alles im Rahmen des Vernünftigen bleibt, sehen wir uns auf gutem Weg, dass wir unsere Ziele auch erreichen.

Peter Heinrich: Herr Erath, ich danke Ihnen recht Herzlich und Ihnen alles Gute und immer genügend günstigen Strom!

Thomas Erath: Ja, ich danke Ihnen. Und einen schönen Tag noch. Auf Wiederhören.

Das Interview wurde im Original von der Börsenradio Network AG von Redakteur Peter Heinrich geführt.

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