Die Quartalszahlen, die Zoom am Montag nach Börsenschluss vorgelegt hat, haben bei der Aktie zu Tumulten geführt. Nachbörslich schoss der Titel zunächst +15% hoch und landete nach Handelsschluss doch noch knapp im Minus. Am Dienstag machte das Papier schließlich doch noch einen Satz um +5,6% auf 94,34 US$.
So sah der Finanzbericht der Software-Schmiede für viele Börsianer anfangs offenbar sehr solide aus, doch beim genaueren Hinsehen kamen bei den meisten Anlegern wohl doch unangenehme Fragen auf.
Nettogewinn bricht ein, Kundenzahl steigt überraschend
Der Gesamtumsatz kletterte im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um +12% auf 1,07 Milliarden US$. Das klingt zunächst nicht übel, stellt jedoch auch das schwächste Wachstum seit dem Börsengang 2019 dar.
Der Nettogewinn halbierte sich im Vorjahresvergleich auf 114 Millionen € oder 0,37 US$ je Aktie. Ursächlich für die starken Einbußen waren den Angaben nach hohe Übernahme- und Betriebskosten sowie Wertberichtigungen bei den strategischen Investments des Unternehmens.
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Was die Anleger zunächst angenehm überrascht haben dürfte: Zoom gewinnt wieder neue Kunden hinzu und expandiert mit bestehenden Klienten. Zuletzt zählte der Videokonferenz-Anbieter 189.000 Enterprise-Kunden – 24% mehr als vor 12 Monaten.
Das Problem für die Kalifornier ist jedoch, dass sie viele Abwanderungen bei kleineren Unternehmen mit 10 oder weniger Mitarbeitern verzeichnen. Diese Gruppe macht immer noch knapp ein Drittel des Gesamtumsatzes aus. Solange dieser Schwund weiterläuft, wird es für Zoom schwierig, seine Einnahmen weiter nennenswert zu steigern.
Das Management erstaunte die Börsianer zudem mit einer erhöhten Umsatzprognose für das zweite Quartal von 1,12 Milliarden US$. Für das Gesamtjahr plant das Unternehmen nun mit 4,53 bis 4,55 Milliarden US$ an Erlösen, der Gewinn je Aktie soll zwischen 3,70 und 3,77 US$ landen.
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Sinkende Profitabilität, Verwässerung für Aktionäre
Was jedoch auf den zweiten Blick negativ auffällt: Die einst hochgelobte operative Profitabilität bewegt sich derzeit in die falsche Richtung. So sackte die Non-GAAP-Marge gegenüber dem Vorjahresquartal von 42 auf 37% ab. Bei den Non-GAAP-Ergebnissen handelt es sich um Pro-forma-Zahlen, die einmalige Transaktionen wie zum Beispiel eine organisatorische Umstrukturierung ausschließen.
Auf GAAP-Basis hat sich die Rentabilität im Jahresvergleich sogar noch deutlicher verschlechtert: von 23,7 auf 17,4%. Diese Zahlen werfen ebenfalls die Frage auf: Woher kommt eigentlich die große Diskrepanz zwischen GAAP und Non-GAAP?
Nun, der Grund liegt freilich bei den aktienbasierten Vergütungen von Zoom, die sich gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt haben. Pandemie-Überflieger im Tech-Bereich, deren Aktien zuletzt böse abgestürzt sind, haben jedoch im Grunde keine andere Wahl, wenn sie ihre Führungskrafttalente halten wollen.
So hat die kalifornische Software-Schmiede zuletzt stolz den Rückkauf von Aktien im Wert von 1 Milliarde US$ angekündigt. Diese Maßnahmen führen jedoch dazu, dass die durchschnittliche Anzahl der Aktien mit der Zeit immer weiter ansteigt.
Solange die Aktienkurse steigen, ist quasi jeder Aktionär ein Buy-and-hold-Investor, für den solche Verwässerungen kaum eine Rolle spielen. Wenn jedoch die Preise der Anteilsscheine in den Keller wandern und eine Weile unten bleiben, werden die aktienbasierten Vergütungen zum Problem für bestehende Anteilseigner.
Aktie immer noch kein Schnäppchen
Sollte das Zoom-Aktie nun seinen fairen Wert erreicht haben, ist der Titel meiner Meinung nach immer noch nicht günstig. Anleger müssen sich fragen: Lohnt es sich wirklich, das 25-fache des voraussichtlichen Gewinns für ein Unternehmen zu zahlen, dessen Wachstum nur im unteren Zehnerbereich liegt?
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