Xlife Sciences AG: Interview mit Oliver R. Baumann (CEO) und David L. Deck (Senior Advisor) auf der Münchener Kapitalmarkt Konferenz

Sehr geehrter Herr Baumann, sehr geehrter Herr Deck, die Xlife Sciences AG ist aus meiner Sicht ein Unternehmen, das ich im Bereich Biotech ansiedeln würde. Vielleicht wäre es jedoch am besten, wenn Sie die Gesellschaft, die Sie repräsentieren, selbst vorstellen würden.

Antwort von Oliver R. Baumann: Sehr gerne. Die Xlife Sciences ist ein junges Unternehmen, das vor rund einem Jahr wirtschaftlich gegründet wurde. Die Aktie unseres Unternehmens ist daher auch erst seit September 2019 an der Börse in München handelbar.

Das Geschäftsmodell des Unternehmens wird hingegen schon seit rund 28 Jahren erfolgreich durch die Gründungspartner betrieben und kann somit mit Fug und Recht als wohl erwiesen beurteilt werden. Vor einem Jahr wurde dieses Geschäftsmodell unter der Marke Xlife Sciences AG institutionalisiert, um unter anderem von Synergieeffekten zu profitieren.

Xlife Sciences gründet auf folgenden vier Pfeilern: 1. Technologieplattformen, wie das Screening sowie die Modifikation von Antikörpern bis hin zur Humangenetik. 2. Direkte Therapieformen und Biotech, wie von uns ausgesuchte Antikörper, beispielsweise ein Antikörper zum kontrollierten Fettabbau bei Adipositas. 3. Medizintechnik, wie die Entwicklung eines Geräts zur Früherkennung neurodegenerativer Erkrankungen von Alzheimer oder Parkinson. 4. Künstliche Intelligenz, ein Beispiel ist die Anwendung von künstlicher Intelligenz in der Diagnostik zur Früherkennung von Krebs.

Alle Entwicklungen werden in Kooperation mit einer Universität oder einem Forschungsinstitut, hauptsächlich ansässig in Deutschland (80%) vorangetrieben. Ein Beispiel: Im Universitätsklinikum Jena wurde ein 33-jähriger Patient einer Immunreaktion ausgesetzt, die zum unkontrollierten Abbau von Fett führte. Das Fett schmolz bei ihm dahin. Das Fett geriet vom Körper in die Blutbahn, sodass der Patient an einem zu hohen Anteil an Fett im Blut starb. Vor dem Hintergrund der Problematik von Adipositas, hat der zu behandelnde Arzt sehr schnell reagiert und den entsprechenden Antikörper gefunden. Dies führte zu einer Erfindungsmeldung an der Universität.

Hier kam unser Unternehmen ins Spiel. Unser wissenschaftlicher Beirat prüfte diese Erfindungsmeldung und entschied, dass es aus wissenschaftlicher Sicht interessant ist, weiter an diesem Antikörper zu forschen. Daraufhin schnürten unsere Kapitalmarktspezialisten ein entsprechendes Paket und gründeten eine neue eigenständige Firma, die an diesem Antikörper forscht. Die Gründung einer Firma hat mehrere Vorteile, denn Exit-Szenarien gestalten sich wesentlich einfacher, die Förderfähigkeit der einzelnen Projekte wird positiv beeinflusst und das Risiko wird ausgelagert.

Wir haben uns daher auch bewusst zur Gründung einer Aktiengesellschaft entschieden und nicht zur Gründung eines Fonds. Derzeit umfasst die Xlife Sciences AG 17 Projektgesellschaften. Aus der Zeit vor Gründung des Unternehmens weisen wir eine erfolgreiche Bilanz auf: In den letzten 28 Jahren konnten 14 von 18 Projektgesellschaften erfolgreich zu einem Exit geführt werden.

Wenn man an Biotech und die Schweiz denkt, fällt einem typischerweise als erstes BB Biotech ein. Wenn ich das richtig verstehe, ist Xlife Sciences das Gegenstück zu BB Biotech. Während sich die Kollegen bei BB Biotech nämlich in der Regel auf Investments in bereits börsennotierte Biotechs konzentriert, sind sie eher im Bereich der Grundlagenforschung aktiv. Es wäre daher denkbar, dass BB Biotech einige Jahre nach ihnen in ein, dann natürlich weiter entwickeltes Biotechunternehmen („Later Stage“), dass mit ihrer Hilfe ins Leben gerufen wurde, investiert.

Antwort von Oliver R. Baumann: Absolut korrekt, ich sehe, Sie haben unser Geschäftsmodell verstanden.

Können Sie über erfolgreiche Exits der Vergangenheit sprechen? Welches Biotech- und/oder Pharmaunternehmen hat denn ein mit ihrer Hilfe gestartetes Projekt übernommen? Können bzw. dürfen Sie dazu etwas sagen oder wurde da Stillschweigen vereinbart?

Antwort von Oliver R. Baumann: Sie meinen historische Exits, die gemacht wurden? Für diese Frage ist unser Gründer, David Deck, der bessere Ansprechpartner.

Weitere Antwort von David L. Deck: Es ist in der Tat recht schwierig darüber zu sprechen. Was ich aber sagen kann ist, dass wir vor rund drei Jahren die Baliopharm an Promethera veräußert haben. Bei Promethera, wie öffentlich bekannt, ist Herr Hopp Großaktionär und das Unternehmen plant derzeit einen Börsengang in Japan für das erste Quartal 2020.

Zudem haben wir vor einiger Zeit ein Unternehmen aus dem Medizintechnikbereich an den niederländischen Philips-Konzern verkauft. Konkret hatten wir das Unternehmen an die Börse gebracht – und Philips hat es dann übernommen.

Zu guter Letzt haben wir auch einen Antikörper im Bereich Morbus Morphio Typ 4a verkauft. Dabei handelt es sich um eine seltene Krankheit bei Kindern, die dann aufgrund von Kalkablagerungen nicht mehr wachsen und oft früh sterben. Allerdings wurde die Weiterentwicklung an diesem Antikörper dann eingestellt, weil Biomarin ein ähnliches Produkt zur Marktreife führen konnte.

Eine abschließende Frage zur Geschäftsentwicklung: Sind Sie zufrieden mit dem Geschäftsjahr 2019 und können Sie schon einen Ausblick auf 2020 wagen?

Antwort von Oliver R. Baumann: Unser Highlight des vergangenen Jahres 2019 war natürlich unser erfolgreicher Börsengang im September. Im Rahmen dieses Börsengangs haben wir einerseits sehr viel Zuspruch von Seiten der Investoren erhalten, zum anderen wurde aber unsere Aktie schon recht rege gehandelt. Das zeigt uns, dass wir bald den Free Float erhöhen können, was uns sehr wichtig ist. Denn wir möchten gerne einen Free Float von mindestens 25-30% des Aktienkapitals erreichen.

Ferner ist es uns in 2019 gelungen tolle neue Projekte zu starten. Beispiele hierfür sind sicherlich die Araxa Biosciences, die sich im Bereich der Modifikation von Antikörpern einen Namen machen kann sowie die saniva diagnostics, die ein Gerät zur Früherkennung von neurodegenerativen Erkrankungen entwickeln möchten.

Weitere Antwort von David L. Deck: Insbesondere in der Forschung und Entwicklung waren wir in 2019 sehr erfolgreich. Wir haben beispielsweise große Erfolge im Bereich Arthritis erzielen können. Aber nicht nur dort. So konnten wir auch im Bereich der akuten myeloischen Leukämie (AML) die Phase 2a erfolgreich abschließen. Zudem führen wir einen Heilversuch im Bereich der amyotrophen Lateralsklerose (ALS) durch, den wir jedoch in Deutschland gestartet haben. Denn in der Schweiz wäre ein solcher Heilversuch nicht umsetzbar.

Die ALS-Krankheit wurde nicht nur durch den Physiker Stephen Hawking, der ja inzwischen leider verstorben ist, sehr bekannt. Vielmehr gab es, um auf diese Krankheit aufmerksam zu machen, seinerzeit die sogenannte „Ice Bucket Challenge“. Leider ist auch der Initiator der „Ice Bucket Challenge“ kürzlich verstorben.

Zu guter Letzt konnten wir auch im Bereich des Screenings von Antikörpern sehr gute Erfolge erzielen und in der Folge entsprechende Lizenzverträge abschließen. In diesem Bereich sind wir sogar ein Konkurrent der hier in Martinsried bei München ansässigen MorphoSys.

Weitere Antwort von Oliver R. Baumann: Sehr positiv ist daher auch unser Ausblick auf 2020. Unser erklärtes Ziel ist es, dabei die ersten beiden Exits durchzuführen, möglicherweise auch durch entsprechende Börsengänge.

Grundsätzlich haben wir drei Exit Möglichkeiten: ein Trade Sale (Verkauf der Firma und/oder deren Produkt), ein Börsengang (IPO) sowie eine Auslizenzierung. Durchschnittlich halten wir unsere Beteiligungen etwa drei bis 3 ½ Jahre.

Herr Baumann, Herr Deck, ich bedanke mich sehr herzlich für dieses hochinteressante Gespräch und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg auf Ihrem Weg.

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