Schaut man sich die Bewegungen am Ölmarkt an, muss man konstatieren, dass es in letzter Zeit ein reges Auf und Ab gegeben hat. Nach einer kräftigen Erholung in der Woche zuvor gerieten die Ölnotierungen in der vergangenen Woche wieder zusehends unter Druck, nur um am Freitag wieder anzuziehen. Der Start in die neue Woche verläuft wiederum sehr positiv. Während die Nordseesorte Brent 1,75 Prozent zulegen kann, gewinnt die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) sogar etwas mehr als 2 Prozent hinzu.
Damit schieben sich Brent und WTI wieder an die 50-Tage-Linie (EMA50) heran, die im Zuge der starken Korrekturen im Juni nach unten durchbrochen wurde. Als große Belastung erwiesen und erweisen sich die am Markt verbreiteten Rezessionsängste, die sogar die internationale Energieagentur (IEA) umtreiben. Sie warnte angesichts der hohen Energiekosten und düsterer Wirtschaftsprognosen unlängst vor einem Rückgang des Nachfragewachstums.
IEA befürchtet Rückgang des Nachfragewachstums
„Wirtschaftsängste bestehen fort, da verschiedene internationale Institutionen kürzlich pessimistische Prognosen veröffentlicht haben“, hieß es dazu vonseiten der Behörde. Hinzu käme die Straffung der Geldpolitik, die sich durch steigende Zinsen und den starken Dollarkurs negativ auf die Kaufkraft von Schwellenländern auswirke. Dies führe dazu, dass die Risiken für die Prognose der IEA abwärts gerichtet sind. Schließlich ist davon auszugehen, dass im Falle einer Rezession, also wenn die Wirtschaft zwei Quartale in Folge schrumpft, auch die industrielle Nachfrage nach Öl zurückgeht.
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Weltweit haben Zentralbanken ihre ultralockere Geldpolitik für beendet erklärt und die Zinswende eingeleitet, um die hohe Inflation einzudämmen. Mit größter Sorge wird dabei vor allem der aggressive Kurs der Federal Reserve Bank verfolgt, die inzwischen drei Zinsschritte vollzogen und den Leitzins auf ein Niveau von 1,5 bis 1,75 Prozent angehoben hat. Bei der letzten Sitzung am 15. Juni wurde der Zinssatz auf einen Schlag um 75 Basispunkte erhöht, so stark wie seit dem Jahr 1994 nicht mehr.
Zinsen steigen: Investitionen und Konsum werden teurer
Während Anleihen nun wieder höhere Renditen abwerfen, lassen steigende Zinsen aber auch die Kreditkosten in die Höhe schnellen. Damit werden Investitionen und Konsum wieder deutlich teurer. Es wird befürchtet, dass das restriktive Vorgehen der US-Notenbank die Konjunktur abwürgen und zu einem wirtschaftlichen Abschwung führen könnte. Das wäre wiederum die Vorstufe einer Rezession.
Fallende Rohstoffpreise und ein sich verlangsamendes Wirtschaftswachstum hatten den Aktienmärkten in der vorangegangenen Woche wieder Auftrieb gegeben. Hintergrund ist, dass der Markt dies als Indikator für eine sich abschwächende Inflationsrate wertete und daraufhin die Zinserwartungen nach unten anpasste. Das wiederum dämpfte die Rezessionsängste. In der Folge legten auch die Ölpreise wieder zu.
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In der vergangenen Woche haben die Rezessionsängste angesichts schwacher Daten zum Verbrauchervertrauen wieder neue Nahrung bekommen. Hinzu kamen Forderungen hochrangiger Fed-Vertreter nach weiteren raschen und kräftigen Zinserhöhungen, um der Inflation Herr zu werden. Hierdurch wurden nicht nur die Aktienmärkte ausgebremst, sondern auch der Erholungsschwung an den Ölmärkten.
Ölpreise: WTI und Brent ziehen wieder an
Das Ende der vergangenen und der Beginn der neuen Woche machen dagegen wieder Mut, dass die Ölpreisrallye ihre Fortsetzung findet. Während die Rezessionssorgen etwas nachlassen, schiebt sich die Furcht vor einem knapper werdenden Angebot wieder in den Vordergrund. „Die Versorgungsbedenken werden in den kommenden Monaten wahrscheinlich anhalten, da die OPEC+-Länder, die größten Ölproduzenten der Welt, möglicherweise nicht über genügend freie Kapazitäten verfügen“, sagt Leona Liu, Analystin bei DailyFX.
Weitere Preistreiber sind Corona-Lockerungen in China. Zu Beginn der vergangenen Woche hatte die Lokalregierung in der Wirtschaftsmetropole Shanghai erklärt, dass man Corona besiegt habe. Und auch gegenüber Einreisenden aus dem Ausland lockert die Volksrepublik die Corona-Beschränkungen. Die Quarantäne wurde auf die Hälfte der Zeit reduziert. Was der Ölnachfrage ebenfalls zugute kommen sollte, ist ein14 Milliarden Euro schweres Konjunkturprogramm der chinesischen Regierung. Auch die beginnende Sommerreisezeit dürfte den Ölpreis stützen.
Die Furcht vor Engpässen könnte andauern
„Obwohl Rezessionsängste zunehmend zu einem Gegenwind für die Ölpreise geworden sind, wird geschätzt, dass wir noch mindestens ein halbes Jahr vor einer echten Rezession haben“, betont Liu. Madhavi Mehta, Rohstoffanalystin bei Kotak Securities, hält es für unwahrscheinlich, dass sich die Furcht vor Engpässen reduziere, solange der Krieg in der Ukraine andauere oder das Angebot aus den USA bzw. durch das Ölförderkartell OPEC nicht entsprechend wachse.
Marktbeobachter gehen davon aus, dass das Hin und Her zwischen Angebotssorgen und der Ungewissheit über das globale Wachstum den Markt noch einige Zeit im Griff haben wird.
Trotz des jüngsten Abschwungs und zunehmender Rezessionssorgen könnte die Ölpreisrallye daher kurzfristig auch eine Fortsetzung finden. Analysten von Goldman Sachs halten zum Höhepunkt der Urlaubssaison im dritten Quartal Ölpreise von durchschnittlich 140 Dollar für möglich. Der CEO der US-Großbank JPMorgan, Jamie Dimon, geht davon aus, dass die Ölnotierungen in diesem Jahr sogar auf 150 bis 175 Dollar klettern könnten.
- Wildes Auf und Ab an den Ölmärkten
- Rezessionsängste prägen den Kursverlauf
- Zuletzt haben Rezessionsängste etwas abgenommen, sodass das knapper werdende Angebot wieder etwas stärker in den Mittelpunkt gerückt ist
- WTI und Brent stellen Kontakt zur 50-Tage-Linie (EMA50) her
- Corona-Lockerungen in China und beginnende Sommerurlaubssaison als Preistreiber
- Ölpreisrallye könnte kurzfristig eine Fortsetzung finden
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