Sehr lange herrscht in Deutschland und in ganz Europa schon eine Phase, die von extrem niedrigen Zinsen bestimmt wird. Die niedrigen Zinsen machen sich in vielen Bereichen der Finanzgeschäfte bemerkbar und führen unweigerlich dazu, dass man sich immer wieder fragt, wie lange es bei diesem Zinsniveau bleiben wird, wie die Prognose für die Zinsentwicklung aussieht, welche Maßnahmen Einflüsse auf das Zinsniveau haben können und welche Chancen sich andererseits durch das niedrige Zinsniveau ergeben.
Das derzeitige Zinsniveau – Freud und Leid in einem
Der Blick auf die derzeitigen Zinsen polarisiert den Finanzmarkt. Während sich die Geldanleger ärgern, weil sich die niedrigen Zinsen in extrem geringen Renditen für Spareinlagen äußern, frohlocken diejenigen, die sich im Rahmen von Krediten sehr günstig Fremdkapital für verschiedenste Zwecke beschaffen können. Wie kommt es zu diesem niedrigen und nicht wieder in Fahrt kommenden Zinsniveau und wann ist eine Besserung bzw. Veränderung in Sicht?
Die Leitzinsen bestimmen die Zinsentwicklung
Den größten oder besser den Einfluss auf die Zinsentwicklung hat die Europäische Zentralbank. Natürlich sind es die Banken selber, die den Kunden ihre Konditionen vorlegen, aber diese Zinssätze greifen die Kreditinstitute nicht aus der Luft. Die Banken orientieren sich dabei an den Leitzinsen, die die Europäische Zentralbank festlegt und die im Grunde genommen zum Ausdruck bringen, zu welchen Konditionen sich die Banken Geld von eben der Zentralbank beschaffen können. Je weniger diese Geldbeschaffung für die Bank kostet, desto weniger wird sie an Guthabenzinsen bei Spareinlagen für das Geld der Anleger zahlen und desto geringer werden auch immer die Zinsen ausfallen, die die Kreditinstitute verlangen, wenn sie das Geld in Form von Krediten weiter verleihen. Seit März 2016 liegen die Zinsen, die eine Bank an die Zentralbank für die Geldbeschaffung bezahlen muss, bei 0 Prozent und wenn Banken überschüssiges Geld bei der Zentralbank deponieren und somit quasi anlegen möchten, erhalten sie keine Guthabenzinsen, sondern müssen sogar noch 0,4 Prozent dafür bezahlen. Niedriger kann das Zinsniveau also gar nicht mehr werden, mit dem die Europäische Zentralbank derzeit die Zinsen auf dem Markt beeinflusst. Die Gründe für die lange Niedrigzinsphase liegen vor allem in der Unterstützung der finanzschwachen EU-Mitgliedsstaaten, für die es auf diesem Weg einfacher sein soll zu investieren und wirtschaftlich wieder auf die Beine zu kommen, damit die gesamte EU gestärkt wird.
Gibt es eine aktuelle Zinsentwicklung Prognose 2019?
Es wird immer vermutet, gehofft oder gefordert, dass langsam die Europäische Zentralbank die Wende der Zinspolitik einläutet, damit die Zinsen endlich wieder einmal steigen. Diese Hoffnungen oder Gedanken gibt es aber schon länger, ohne dass sich etwas tat. Die Zinsen wurden vor allem 2008 bei der Finanzkrise gesenkt, um das Wirtschaftswachstum zu fördern und auch das Aufkaufen von Staatsanleihen und Anleihen privater Unternehmen einige Jahre später diente diesem Zweck. In beiden Fällen folgte die EU ähnlichen Maßnahmen der US-Notenbank. Da diese aufgrund einer positiven Entwicklung die Zinswende eingeläutet hat, kann man diese eventuell in Zukunft auch in Europa erwarten. Hierbei könnte das beenden der Anleihekäufe ein erstes Zeichen sein, wobei dies schon für das Jahr 2018 eher unwahrscheinlich erscheint. Eine Kehrtwende ist also in Sicht, aber ein Zeitpunkt kann noch nicht abgesehen werden, sodass es weiter heißt, die Zinsentwicklung im Auge zu behalten.
Die (erwartete) Zinsentwicklung sinnvoll für Finanzgeschäfte nutzen
Der erste Eindruck bzw. die Meinung, die am meisten bei den Menschen hängenbleibt, ist das nicht mehr lohnenswerte Geschäft der Spareinlagen, bei denen man nun wirklich fast überhaupt nichts mehr an Zinsen zu erwarten hat. Da man die Situation aber sowieso nicht ändern kann, ist es sinnvoller, die Situation positiv oder zumindest nüchtern zu betrachten und das Beste daraus zu machen. So kann man zum Beispiel jetzt günstiger Kredite aufnehmen als je zuvor. Plant man also sowieso die ein oder andere Anschaffung, kann das zu attraktiven Konditionen führen. Vor allem für diejenigen, die den Bau oder Kauf eines Hauses planen, sind niedrige Zinsen für Finanzierungen Gold wert und hier kann sich bei erwartenden Zinssteigerungen auch eine Zinsfestschreibung bezahlt machen, mit der man sich heute die niedrigen Zinsen für die Zukunft sichert. Bei Geldanlagen sollte man bei der Erwartung ansteigender Konditionen nicht zu lange Laufzeiten mit den derzeit niedrigen Zinsen vereinbaren, um dann bei einem Zinsanstieg über das Geld verfügen und attraktivere Anlageformen wählen zu können.