Wer sein Vermögen an der Börse vermehren will, der sollte auf die richtigen Aktien setzen. Um herauszufinden, welche besonders vielversprechend sind, lohnt sich ein Blick auf die sogenannte Marktkapitalisierung. Darunter versteht man den Börsenwert aller frei handelbaren Aktien eines Unternehmens. Im Englischen spricht man übrigens von market cap – Kurzform für market capitalisation.
Wie man die Marktkapitalisierung berechnet
Um die Markt- oder Börsenkapitalisierung eines Unternehmens zu berechnen, multipliziert man den aktuellen Aktienkurs einer einzelnen Unternehmensaktie mit allen Wertpapieren dieser Firma, die im Umlauf sind. Die Aktien im Besitz des Unternehmens zieht man also von der Gesamtzahl ab. Ein Beispiel für die Berechnung der Marktkapitalisierung:
Anzahl aller Aktien einer Firma: | 750.000 |
Anzahl der Aktien, die die Firma selbst hält: | 20.000 |
Anzahl der Aktien, die berücksichtigt werden für die Berechnung: | 730.000 |
Börsenkurs der einzelnen Aktie: | 20 Euro |
Marktkapitalisierung = 20 x 730.000: | 14.600.000 Euro |
Von den Wertpapieren, die an der Börse gehandelt werden, sagt man auch: Sie sind im Streubesitz befindlich. Je mehr Aktien im Streubesitz sind, desto höher ist die Marktkapitalisierung. Da die Börsenkurse je nach Angebot und Nachfrage steigen und fallen, ist die Marktkapitalisierung also schwankend. Sie kann dementsprechend täglich anders aussehen. Denn wenn der Aktienkurs steigt, steigt auch der Börsenwert des Unternehmens. Sinkt der Aktienkurs dagegen, sinkt auch die Marktkapitalisierung.
Large Caps und Small Caps
Wer sich für die Höhe der Marktkapitalisierung der DAX-Unternehmen interessiert, schaut entweder beispielsweise auf die Internetseiten von Fachmedien oder direkt bei der Börse in Frankfurt nach. Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung sind attraktiv für Anleger. Denn je mehr Investoren sich für sie interessieren, desto höher steigt der Aktienkurs. Außerdem gilt: je mehr Anleger eine solche Aktie kaufen wollen, desto besser können Investoren mit den Wertpapieren handeln.
Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung nennt man auch Blue-Chips, Large Caps oder auf Deutsch: Standardwerte. Sie gelten als krisenfester als die Papiere von kleineren Unternehmen – und auch das macht sie besonders für konservative Anleger interessant. Allerdings können auch Blue-Chips-Firmen Verluste machen.
In Deutschland sind derzeit (April 2021) SAP, Siemens und Volkswagen die Unternehmen mit der höchsten Marktkapitalisierung. Sie führen den Deutschen Aktienindex DAX an. Er ist das Aushängeschild der Deutschen Börse. Addiert man die Marktkapitalisierung aller Unternehmen, die an einer Börse gehandelt werden, erfährt man übrigens etwas darüber, wie groß diese Börse im Vergleich zu anderen ist.
Das Gegenteil zu Large Caps sind Small Caps oder auf Deutsch: Nebenwerte. Sie stehen für Unternehmen mit einer geringen Marktkapitalisierung. Für risikoaffine Investoren können sie trotzdem interessant sein, denn dort sind oft hohe Renditen möglich. Allerdings schwanken ihre Kurse häufig stark. Wer zum falschen Zeitpunkt verkauft, kann also auch hohe Verluste machen. Small Caps listet die deutsche Börse im SDAX.
Die wichtigsten deutschen Indizes im Überblick
- DAX: die 30 größten und liquidesten Unternehmen in Deutschland.
- MDAX: 60 Mittelstandsunternehmen, Midcap genannt.
- TecDAX: Leitindex der 30 größten deutschen Technologieunternehmen
- SDAX: 70 kleinere Unternehmen
Vorsicht! Der Begriff „Cap“ ohne „Large“ oder „Small“ bedeutet in Zusammenhang mit Aktien etwas anderes. In diesem Fall geht es um die Vereinbarung einer Zinsobergrenze, die auf einem Kapitalbetrag, einem Cap, beruht. Auch bei Discount-Zertifikaten gibt es ein Cap. Abhängig davon, ob der Kurs an einem festgelegten Tag den Cap erreicht, wird entweder die Aktie geliefert oder der Höchstbetrag gezahlt.
Besonderheiten bei der Marktkapitalisierung
In anderen Ländern gibt es natürlich auch andere Blue-Chips als in Deutschland. In den USA beispielsweise sind sie im Dow Jones gelistet. Die Werte dort werden in US-Dollar notiert. Wer bei einer Marktkapitalisierung in den USA „1 Bio. US-Dollar“ liest, muss allerdings aufpassen: Die US-amerikanische Billion entspricht unserer Milliarde. Im Englischen gibt es dieses Wort nicht.
Ein Index wie der DAX oder der Dow Jones ist übrigens auch die Grundlage für ETFs. Sie sind einem Fonds ähnlich, werden aber nicht aktiv gemanagt. Stattdessen bilden sie den zugrunde liegenden Index nach. Auch dabei spielt die Marktkapitalisierung eine Rolle. Denn die in einem Index enthaltenen Aktien werden nach ihrer market cap gewichtet.
Übrigens gibt es eine market cap auch, um Kryptowährungen wie Bitcoin oder Blockchainprojekte zu bewerten. Hier werden – analog zur Marktkapitalisierung an der Börse – die Coins oder Assets im Umlauf mit ihrem Preis multipliziert.
Unterschied zwischen Marktkapitalisierung und Eigenkapital
Die Begriffe klingen ähnlich, meinen aber zwei unterschiedliche Sachen: Marktkapitalisierung und Eigenkapital. Letzteres bezieht sich auf die Werte, die eine Firma wirklich hat. Dazu können beispielsweise Immobilien gehören oder Maschinen. Um den Unternehmenswert festzustellen, muss man sich beispielsweise mit dem Geschäftsbericht auseinandersetzen.
Unter Marktkapitalisierung versteht man dagegen den aktuellen Börsenwert des Unternehmens. Er kann dem Eigenkapital entsprechen. Die Marktkapitalisierung kann aber auch unter dem Eigenkapital oder darüber liegen. Das Verhältnis zwischen Marktkapitalisierung und Eigenkapital sagt etwas über das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) einer Aktie aus.
Entspricht die Marktkapitalisierung dem Eigenkapital, ist es 1. Ist sie höher, ist die Anlage für den Investor teuer. Wenn die Marktkapitalisierung niedriger ist, lohnt sich die Investition in die im Streubesitz befindlichen Aktien eher. Ist das KBV niedriger als 1, sagt man auch, dass das Unternehmen unterbewertet ist. Wegen dieser Unterschiede darf man die Marktkapitalisierung auch nicht als Unternehmenswert sehen.