Was ist ein Leerverkauf?

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Definition: Was ist ein Leerverkauf?

Mit einem Leerverkauf veräußern Anleger Vermögenswerte, die sie zu diesem Zeitpunkt nicht besitzen, sondern die sie sich lediglich von einem Makler geliehen haben. Die Anleger setzen auf fallende Kurse und damit auf einen gewinnbringenden Abschluss des Aktienverkaufs. Investoren, die auf Leerverkäufe von Aktien setzen, sind nicht an einem langfristigen Investment interessiert, sondern lediglich daran, kurzfristige Gewinne zu erzielen. Vereinfacht gesagt geht der Anleger eine Wette darauf ein, dass er das leer verkaufte Finanzinstrument billiger wieder zurückkaufen kann.

Leerverkäufe

Leerverkäufe setzen häufig auf fallende Kurse

Wie funktioniert Short Selling?

Der Leerverkauf, also die Veräußerung von Wertpapieren ohne Besitz auf Leihbasis, kann nur funktionieren, weil keine unmittelbare Pflicht zur Lieferung der entsprechenden Wertpapiere besteht. Zu welchem Zeitpunkt die Lieferung zu erfolgen hat, hängt von dem Börsenhandelsplatz ab. Die London Stock Exchange verpflichtet zu einer Wertpapierlieferung innerhalb von fünf Tagen, die Frankfurter Börse innerhalb von drei Tagen. Dieser Markt wird als Kassamarkt bezeichnet.

Wählt der Trader ein Termingeschäft, ist das gehandelte Wertpapier erst zu einem weiter in der Zukunft liegenden Termin zu liefern. Der Leerverkäufer kann das entsprechende Wertpapier erwerben und liefern, wenn der Terminkontrakt abgelaufen ist. Sinkt der Wert der veräußerten Aktie wie erwartet, löst er den zuvor vereinbarten Verkaufspreis ein und ist so in der Lage, die Wertpapiere zur Lieferung preisgünstig am Markt zu beziehen. Sollte der Börsenkurs der Aktien jedoch steigen, realisiert der Leerverkäufer einen Verlust, da er die Wertpapiere am Markt aufgrund der Kurssteigerung zu einem teureren Preis einkaufen muss als zuvor spekuliert. Alternativ kann er die Position vor Ablauf des Termingeschäfts glattstellen. In diesem Fall schießt er ein gegenteiliges Geschäft ab, da er das zuvor leergekaufte Wertpapier kauft.

Welchen Zweck haben Leerverkäufe?

Der eigentliche Zweck des Short Sellings besteht darin, von fallenden Kursen zu profitieren und Gewinne zu realisieren. Leerverkäufe werden jedoch auch als Hedging-Instrument eingesetzt. Darunter verstehen Fachleute die Absicherung des eigenen Aktiendepots, um eine bereitere Risikostreuung zu erreichen.

Welche Risiken gehen Short Seller ein?

Den überdurchschnittlichen Renditen stehen auch sehr hohe Verlustrisiken entgegen. Dieses Risiko besteht, da es sich um ein Spekulationsgeschäft handelt, bei dem sich die Kurse auch gegen den Anleger bewegen, also steigen, statt fallen können. Während der normalen Börsenzeiten ist das Risiko etwas geringer, da die Kurse sich meistens volatiler nach unten als nach oben bewegen. Ein weiteres Risiko besteht im Short Squeeze, wenn also die gewünschten Wertpapiere zum gewünschten Zeitpunkt nur in sehr geringer Menge auf dem Markt vorhanden sind. In diesem Fall ist der Short Seller gezwungen, die Aktien zu einem ungünstigeren Preis zurückzukaufen.

Das größte Risiko besteht in der Hebelfunktion, mit der Trader mit geringem Kapitaleinsatz hohe Gewinne realisieren können, da das eingesetzte Handelskapital vervielfacht wird. Um Wertpapiere zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem bestimmten Wert zu handeln, hinterlegen Trader auf ihrem Handelskonto eine als Margin bezeichnete Sicherheitsleistung. Damit wird das Verlustrisiko auf die Höhe dieser Sicherheitsleistung beschränkt, da entsprechende Verlustpositionen glattgestellt, also automatisch geschlossen werden.

Welchen Einfluss haben Leerverkäufe auf den Markt?

Ob und in welchem Maße Leerverkäufe den Markt negativ beeinflussen, steht nicht abschließend fest. Befürworter sehen im Short Selling kein Problem, Kritiker hingegen vertreten die Meinung, Leerverkäufer würden gezielt versuchen, Kurse mit ihren Short-Positionen zu drücken, um gleichzeitig ihre Gewinne zu maximieren. Ferner stehen Investoren in dem Verdacht, gezielte Falschmeldungen zu verbreiten, um die gewünschten Kursverluste zu realisieren. Befürworter sehen im Short Selling das notwendige Korrektiv, um exzessive Kursentwicklungen nach oben auszugleichen.

Was sind ungedeckte Leerverkäufe?

Gemäß § 30 Wertpapierhandelsgesetz sind ungedeckte Leerverkäufe verboten. Der Leerverkäufer befindet sich nicht im Besitz der entsprechenden Wertpapiere und hat sich diese auch nicht bei einem Broker geliehen. Bei gedeckten Leerverkäufen leihen sich Short Seller die Wertpapiere, um diese später gewinnbringend auf dem offenen Markt zu verkaufen.

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