Was ist ein Aktienrückkauf?

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Aktien werden in Deutschland immer noch von einem Großteil der Sparer bei der Geldanlage gemieden, obwohl diese Form der Geldanlage in Zeiten rekordniedriger Zinsen beinahe als einzige weiterhin auskömmliche Renditen bietet. Häufig wird mit der Aktie ein Investmentvehikel assoziiert, das hauptsächlich durch eine Steigerung des Aktienkurses dem Anleger Gewinne (oder im Falle des Absinkens Verluste) beschert. Dass diese Kursgewinne lediglich einen Teil der Gesamtrendite darstellen, beweisen insbesondere die großen Schwergewichte in den deutschen Indizes, die jährlich Ausschüttungen in Rekordhöhe an die Aktionäre weitergeben.

In der Regel erfolgen diese Ausschüttungen als sogenannte Dividenden. Dividenden stellen einen regelmäßigen Einkommensstrom in Abhängigkeit des jährlichen Gewinns dar. Viele Unternehmen setzen feste Ausschüttungsquoten fest, um das Verhältnis der Dividende zum Gewinn konstant zu lassen und den Investoren eine verlässliche und transparente Planungsgrundlage zu ermöglichen. Daneben gibt es jedoch noch eine weitere Möglichkeit, die Aktionäre an Liquiditätsüberschüssen teilhaben zu lassen, durch sogenannte Aktienrückkäufe.

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Aktienrückkäufe können die Kurse beflügeln

Was ist ein Aktienrückkauf und welche Bedeutung hat er?

Geregelt ist dieser Vorgang in Deutschland im § 71 Aktiengesetz. Um einen schweren wirtschaftlichen Schaden vom Unternehmen abzuwenden, Aktien an Mitarbeiter und Führungspersonal auszugeben sowie das Grundkapital herabzusetzen dürfen laut diesem Absatz Aktien rückgekauft werden.

In der Praxis werden sie in der Regel von Unternehmen durchgeführt, wenn diese einen verhältnismäßig hohen Liquiditätsüberschuss erwirtschaftet haben, z.B. in Form eines Verkaufs von Unternehmensanteilen oder nach der Erwirtschaftung eines besonders hohen Gewinns, der über die jährliche Dividende nur unzureichend an die Aktionäre weitergereicht werden kann.

Sie sind per Definition Rückkäufe herausgegebener Aktien vom Emittenten. Beim Aktienrückkauf nutzt das Unternehmen die überschüssige Liquidität, um eigene Aktien zu erwerben und diese aus dem laufenden Handel herauszunehmen. Das Gesamtangebot an Aktien auf dem freien Markt wird hierdurch geringer, was die bestehenden Aktionäre stärkt und das Grundkapital der Firma senkt. Der Bilanzgewinn eines Unternehmens verteilt sich somit auf weniger Aktien, was zu einer Erhöhung des anteiligen Gewinns pro Aktie führt. Dieser Vorgang beruht einzig auf dem Effekt der Herausnahme einzelner Anteilsscheine und ist nicht von einer echten Gewinnsteigerung des Unternehmens abhängig. Die Aktionäre erhalten somit indirekt eine Ausschüttung, indem der Wert deren Beteiligung erhöht wird.

Wann kommt ein Rückkauf eigener Aktien in Frage?

Aktienrückkäufe kommen in der Regel dann in Frage, wenn das Unternehmen für die überschüssige Liquidität keine sinnvollen anderweitigen Investitionsmöglichkeiten sieht. Auch bei sehr günstiger Bewertung am Aktienmarkt kann eine Investition in die eigenen Unternehmensanteile sinnvoll erscheinen, besonders wenn vergleichbare Alternativen geringere Renditeaussichten haben.

In der Regel ergibt sich eine derartige Situation besonders bei großen Unternehmen, die in gesättigten Märkten operieren und üppige Gewinne einfahren. Oftmals sind Investitionen im Kerngeschäft hier nicht sinnvoll, sondern eine Rückgabe der Gewinne an Aktionäre der bessere Weg. Zu beachten ist vor allem in Deutschland, dass im Rahmen eines maximal 5 Jahre andauernden Rückkaufprogramms maximal 10 % der ausstehenden Anteile erworben werden dürfen.

Aktienrückkauf vs. Dividende

Entscheidet sich das Unternehmen dazu, den Aktionären bestimmte Anteile am Überschuss zukommen zu lassen, muss vor allem die Frage geklärt werden, ob ein Rückkauf oder eine klassische Dividende die bessere Variante ist. Je besser die Zukunftsaussichten des Unternehmens eingeschätzt werden und je niedriger und günstiger das Unternehmen am Markt bewertet wird, desto eher fällt die Entscheidung Richtung Aktienrückkauf.

Bei einem Rückkauf eigener Aktien verbleibt das den Aktionären ausgezahlte Kapital de facto weiterhin im Unternehmen selbst und wird dort praktisch wieder angelegt, während die Investoren bei einer Dividende erstmal eine frei zur Verfügung stehenden Barauszahlung erhalten.

Zu beachten ist bei der Frage auch noch die Seite der Anleger. Für diese stellt eine Ausschüttung in Form einer Dividende einen steuerpflichtigen Ertrag dar, der nach heutigem Stand mit der regulären Abgeltungssteuer zu besteuern ist, während der Rückkauf eigener Aktien gänzlich steuerfrei ist. Eine Besteuerung hier erfolgt erst bei Veräußerung der Aktie aufgrund des durch den Rückkauf erfolgten Kursgewinns.

Wie wird ein Aktienrückkauf durchgeführt?

Bei einem Aktienrückkauf erwirbt das Unternehmen eigene Aktien zum tagtäglichen Börsenkurs, bzw. in Einzelfällen über konkrete Rückkaufangebote. In der Regel sind die Volumina aber soweit überschaubar, dass ein Handel und damit der gesamte Rückkauf über die Börse möglich ist. Die Aktionäre sind vom Rückkauf nicht direkt betroffen, da der Kurs in der Regel schon im Vorfeld steigt und nicht erst zum Zeitpunkt des Handels. Die zurückgekauften Aktien werden nach Durchführung der Transaktion vernichtet.

Mitbestimmung durch Aktionäre

Da Aktienrückkäufe in der Regel im Rahmen der Jahreshauptversammlung oder einer eigens anberaumten außerordentlichen Versammlung den Aktionären vorgestellt werden, können diese auch über die Durchführung des Rückkaufprogrammes abstimmen. In der überwiegenden Mehrheit der Fälle stimmen die Aktionäre zu, da diesen durch den Rückkauf Anteile am Bilanzgewinn oder an Erlösen zufließen.

Beispiele für erfolgreiche Aktienrückkäufe

Eines der prominentesten Beispiele für erfolgreiche Rückkäufe eigener Aktien ist Apple. Der zeitweise wertvollste Konzern der Welt legte im Jahre 2015 ein Aktienrückkaufprogramm von rund 200 Mrd. US-$ auf, das im März 2017 abgeschlossen wurde.

In Deutschland legte beispielsweise Adidas im Jahre 2007 ein großes Rückkaufprogramm auf, das wie im Gesetz festgelegt auf maximal 10 % der ausstehenden Anteile begrenzt war und bis ins Jahr 2008 lief. Aktuell plant auch das aktuell wertvollste deutsche Unternehmen SAP ein breit angelegtes Aktienrückkaufprogramm.

Fazit

Aktienrückkäufe stellen im Allgemeinen eine willkommene Möglichkeit dar, den Anteilseignern Gewinne und Erlöse wieder zu Gute kommen zu lassen. Das Unternehmen muss kritisch prüfen, wie die aktuelle Lage ist und ob ein Rückkaufprogramm Mehrwert für die Aktionäre schafft. In der Regel wird dies von Seiten der Aktionäre grundsätzlich begrüßt.

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