Was ist das KGV?

KGV ist die Abkürzung für Kurs-Gewinn-Verhältnis. Wie die Bezeichnung bereits zum Ausdruck bringt, handelt es sich dabei um die Relation zwischen dem aktuellen Aktienkurs eines Unternehmens und seinem Gewinn je Aktie. Anders formuliert: Das KGV drückt aus, wie viel Du für einen Euro des Unternehmensgewinns an der Börse bezahlen musst. Ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 5 bedeutet demnach, dass bei einem Gewinn je Aktie von 1 Euro der Aktienkurs bei 5 Euro liegt.

Sehr häufig wird für das KGV auch die englische Bezeichnung price-to-earnings ratio oder kurz PE-Ratio verwendet. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist die von den Analysten und Anlegern am stärksten beachtete und gewichtete Kennzahl in der fundamentalen Bewertung von Aktien.

Wie wird das KGV berechnet?

Wie bereits eingangs erwähnt, errechnet sich das Kurs-Gewinn-Verhältnis eines Unternehmens durch die Division des Börsenkurses mit dem Reingewinn je Aktie. Letzteren erhältst Du, indem Du den Jahresüberschuss durch die Gesamtzahl der ausgegebenen Aktien teilst.

So kannst Du das KGV interpretieren

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist nur eine Zahl, die für sich genommen keine große Aussagekraft besitzt. Erst indem Du sie in Bezug zu den historischen Werten eines Unternehmens und den Kurs-Gewinn-Verhältnissen anderer Unternehmen setzt, bekommt sie eine Bedeutung.

So kann eine steigende PE-Ratio eines Unternehmens darauf hindeuten, dass dessen Aktien überbewertet sind. Das muss aber nicht zwangsläufig der Fall sein, denn es bedeutet schließlich auch, dass Anleger bereit sind, aufgrund besserer Umsatz- und Gewinnperspektiven mehr Geld für eine Aktie auszugeben.

Am sinnvollsten ist die Interpretation des Kurs-Gewinnverhältnisses eines Unternehmens im Verhältnis zum KGV anderer Aktien derselben Branche. Über diesen Branchenvergleich kannst Du herausfinden, ob ein Unternehmen im Verhältnis zu seiner Peer Group über- oder unterbewertet ist. Hat ein Unternehmen beispielsweise eine PE-Ratio von 20 und der Branchendurchschnitt liegt bei 15, könnte eine Überbewertung der Aktie vorliegen. Eine besonders hohe Abweichung des Kurs-Gewinn-Verhältnisses einer Aktie zum Durchschnittswert der Branche sollte Dich deshalb immer stutzig machen.

Welche Beschränkungen hat das KGV?

Ein Kurs-Gewinn-Verhältnis muss immer einen positiven Wert annehmen. Bei Unternehmen, die keinen Gewinn erwirtschaften, kann die Kennziffer folglich nicht zum Einsatz kommen.

Dies stellt die größte Limitation im praktischen Einsatz dar. Zahlreiche Unternehmen, besonders junge Firmen aus Technologiebranchen, schreiben über längere Zeiträume Verluste. Bei ihnen entfällt demnach das Kurs-Gewinn-Verhältnis als sinnvoller Beurteilungs- und Vergleichsmaßstab.

Was ist das Forward-KGV?

Das Forward-Kurs-Gewinn-Verhältnis beschreibt das Verhältnis des aktuellen Aktienkurses zum künftig erwarteten Gewinn je Aktie. In der Regel wird dafür die Gewinnprognose für das aktuelle Geschäftsjahr herangezogen.

Das Forward-PE wird an der Börse häufig in zwei Fällen herangezogen. Zum einen bei Unternehmen mit einem starken Gewinnwachstum. Bei ihnen nimmt das aktuelle KGV meist einen sehr hohen Wert an, da Anleger sich primär für den zukünftigen und nicht für den vergangenen Gewinn interessieren und dementsprechend bereit sind, einen höheren Preis für die Aktie zu bieten. Besonders bei stark wachsenden Technologieunternehmen erfreut sich das Forward-PE großer Beliebtheit.

Zum anderen kommt das Forward-KGV oftmals bei Unternehmen zur Anwendung, die sich in einer Restrukturierungsphase befinden. Das bedeutet oftmals, dass der Gewinn eines (Restrukturierungs-)Jahres nicht besonders aussagekräftig ist und folglich das aktuelle KGV einen viel zu hohen Wert annehmen würde.

Trotzdem solltest Du das Forward-PE einer Aktie mit Vorsicht genießen, denn es basiert auf der Gewinnschätzung eines Unternehmens bzw. dessen Analysten. Diese Gewinnschätzung muss selbstverständlich nicht Wirklichkeit werden.

Ist ein tiefes KGV besser als ein hohes?

Auf diese Frage lässt sich keine pauschal richtige Antwort geben. Der Papierform nach ist ein niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis natürlich besser als ein hohes, da Du für den aktuellen Gewinn eines Unternehmens weniger Geld zahlen musst.

Aber hohe und tiefe Kurs-Gewinn-Verhältnisse haben immer ihre Gründe. Ein tiefes KGV bedeutet, dass die Börse einem Unternehmen keine großen Gewinnsteigerungspotenziale attestiert.

Ein hohes Kurs-Gewinn-Verhältnis sagt das genaue Gegenteil aus. Anleger sind in diesem Fall bereit, viel Geld für die Aktien im Verhältnis zum Unternehmensgewinn zu zahlen, da sie vom Wachstumspotenzial eines Unternehmens überzeugt sind.

Was ist ein gutes KGV?

Wie bereits zuvor erwähnt, solltest Du das Kurs-Gewinn-Verhältnis eines Unternehmens immer in Relation zu dessen historischen Werten und den Vergleichswerten von Firmen aus derselben Branche setzen. Erst dann gewinnt das KGV eine vernünftige Aussagekraft.

Liegt das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis einer Aktie beispielsweise bei 10 und lag es in den vergangenen Jahren zwischen 7 und 8, könnte das ein Hinweis auf eine historische Überbewertung sein. Diese Überbewertung könnte durch ein Branchen-KGV von 6 noch erhärtet werden.

Die Betonung liegt in diesem Fall aber bei „könnte“, denn ein im Branchen- und Historienvergleich hohes Kurs-Gewinn-Verhältnis heißt im Umkehrschluss, dass sich die Perspektiven eines Unternehmens verbessert haben. Anleger sind deshalb bereit, mehr Geld als in der Vergangenheit und mehr Geld als für Wettbewerber zu zahlen.

Was sind typische Branchen-KGV?

Wenn Du unsere Liste mit den „Top 100 Aktien“ genauer studierst, werden dir branchenspezifische Unterschiede bei der PE-Ratio auffallen. In den meisten Branchen bewegt sich das Kurs-Gewinn-Verhältnis der zugehörigen Unternehmen nämlich in einer bestimmten Spanne. Traditionell sehr niedrige KGVs haben Firmen aus den Bereichen Öl/Gas, Rohstoffe und Energieversorgung. Sie liegen in der Regel zwischen 5 und 10.

Auch die Automobilindustrie und der Einzelhandel gehören zu den Branchen mit den niedrigsten Kurs-Gewinn-Verhältnissen. Die Aktien von Autoherstellern und Handelsketten haben im Regelfall eine PE-Ratio zwischen 5 und 15. Zu den Aktien mit niedrigen KGV zählen auch Unternehmen aus der Konsumgüterindustrie. Hier liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis typischerweise zwischen 10 und 20.

Im Branchenmittelfeld in Bezug auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis befindet sich die Pharma- und Gesundheitsbranche. Ihre Unternehmen weisen meist eine PE-Ratio zwischen 15 und 30 auf. Auch Dienstleistungsunternehmen besitzt oftmals ein KGV in dieser Größenordnung.

Den Spitzenplatz im Branchen-Ranking nehmen Technologieunternehmen ein. Sie haben nicht selten Kurs-Gewinn-Verhältnisse von über 30. Selbst ein dreistelliges KGV ist bei sehr stark wachsenden Unternehmen mit großen Potenzialen keine Seltenheit.

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