Der Corona-Impfstoff hat BioNTech ins Rampenlicht katapultiert. Es war das erste Präparat des Biotechnologie-Unternehmens. Dabei forschen die Mainzer bereits seit 2008, damit Krebspatienten individueller behandelt werden können. Auch sehr seltenen Infektionskrankheiten haben die Forscher den Kampf angesagt. Das Team um Ugur Sahin setzt auf die neue mRNA-Technologie.
Kooperationen mit Pfizer und Fosun
Auf dieser wissenschaftlichen Basis gelang es innerhalb kürzester Zeit den Impfstoff Comirnaty gegen das Corona-Virus zu entwickeln und klinisch zu testen. Mit dem zum Dow Jones-Index gehörenden US-Pharmakonzern Pfizer und der chinesischen Fosun-Pharma wird der Impfstoff weltweit vermarktet. Der Kurs der BioNTech-Aktie wurde zur steilen Erfolgskurve.
Mitte März 2020 vervierfachte sich der Kurs des Nasdaq-Papiers in nur drei Tagen von knapp 25 Euro auf über 100 Euro. Die übertriebene Euphorie flaute danach ab. Inzwischen notiert BioNTech erneut um die 100 Euro bzw. 115 US-Dollar.
Corona-Impfstoff-Dosen millionenfach bestellt
Die prognostizierte, große Nachfrage nach dem Corona-Impfstoff der Mainzer ist nun in Zahlen ablesbar. So schrieb die Nachrichtenagentur dpa-AFX im März 2021, es gebe Bestellungen von mehr als 1,4 Milliarden Dosen. Allein die EU habe 500 Millionen, die USA 300 Millionen Dosen bestellt.
Selbst der 46. US-Präsident Joe Biden und seine Ehefrau, First-Lady Jill Biden haben sich kurz vor der Amtsübernahme mit dem Corona-Impfstoff von BioNTech/Pfizer impfen lassen. Der Nachfrage dürfte das geholfen haben, während viele Anleger gespannt auf Biden als Präsident warteten.
Die hohe Wirksamkeit des Impfstoffs kurbelt die Nachfrage an. BioNTech will zusammen mit Pfizer seine Produktionskapazität bis Ende des Jahres 2021 auf 2,5 Milliarden Dosen ausweiten. Hauptsächlich soll das mit dem Start der Produktion im neuen Werk in Marburg geschafft werden.
Wirksamkeit des BioNTech-Impfstoffs
Mit Placebo geimpft | Mit Comirnaty (BioNTech) geimpft | Riskosenkung durch Impfung | |
Wie viele erkrankten an Covid-19? | 93 von 10.000 Erkrankte | 5 von 10.000 Erkrankte | fast 95% Erkrankungen verhindert |
Zehn Milliarden Euro Umsatz angepeilt
Die Geschäftszahlen der Mainzer sind spektakulär. Schon 2020 hatte sich der Umsatz auf gut 480 Millionen Euro mehr als vervierfacht. Zudem wurden 15 Millionen Euro Gewinn ausgewiesen. Im Jahr zuvor war noch ein Verlust von fast 180 Millionen Euro ausgewiesen.
Das war erst der Anfang: Im Geschäftsjahr 2021 will BioNTech seinen Umsatz auf sagenhafte 9,8 Milliarden Euro verzwanzigfachen. Mit dem Impfstoff-Geschäft will das Unternehmen seine Forschung für Therapien gegen Krebs deutlich beschleunigen.
BioNTech-Aktie mit verhaltenem Nasdaq-Debüt
Die Entwicklung von BioNTech zum Vorzeigeunternehmen sowohl der deutschen Wissenschaft, als auch an der Börse ist fulminant. Und es zeigt einmal mehr, wie wichtig Geduld für Anleger ist.
Denn der Börsenstart verlief mäßig. Seit 10. Oktober 2019 ist BioNTech an der US-Technologiebörse gelistet. Die Aktien mit dem Tickersymbol BNTX wurden zu je 15 US-Dollar zugeteilt, deutlich unter dem angestrebten Mindestpreis.
Börsenkurs vervielfacht
Am ersten Handelstag sackte die Pharmaaktie ab und beendete den Tag mit 14,24 US-Dollar. Die Börsenkarriere begann rot. Seitdem hat sich der Aktienkurs jedoch verachtfacht. Die Anteile des deutschen Nasdaq-Stars sind mittlerweile an die 40 Milliarden US-Dollar wert.
Und manche Analysten halten weitere zehn oder mehr Prozent Zuwachs für realistisch. Es scheint, als sei die Firmenadresse von BioNTech in Mainz auch eine Prognose, sie die lautet: An der Goldgrube.
Was sind ADR an der Börse? Gehandelt werden die BioNTech-Aktien an der Nasdaq als so genannte ADR. Diese American Depositary Receipts sind streggenommen nicht die eigentlichen Aktien. Es handelt sich um von einer amerikanischen Bank herausgegeben Zertifikate, bei der die tatsächlichen BioNTech-Aktien hinterlegt sind. Im Fall von BioNTech verwahrt die BNY Mellon die Aktien. ADR erleichtern den Handel mit ausländischen Aktien in den Vereinigten Staaten. Die Aktiengesellschaften ersparen sich so das vollständige Zulassungsverfahren. Inhaber von ADR können jederzeit die Herausgabe der tatsächlichen Aktien verlangen. |
Der Corona-Impfstoff hat BioNTech zu einem Börsenstar gemacht. Und die Gründer wurden gemessen am Börsenwert zu Milliardären. Doch der schnelle Aufstieg birgt die Gefahr des Absturzes. Schließlich wächst die Konkurrenz bei Corona-Impfstoffen. Außerdem wird die Nachfrage sinken oder sich einpendeln, wenn die Pandemie unter Kontrolle ist.
Wirkstoffe für individuelle Krebstherapien
Jedoch will BioNTech die Einnahmen und den Erfolg für seine eigentlichen Forschungsziele nutzen und sieht zukunftsträchtiges Potential. Die Mainzer setzen auf individualisierte Immuntherapien gegen Krebstumore und seltene Immunerkrankungen. Dafür entwickeln sie die Tools. Die Deutschen wollen das weltweit führende Biotechnologieunternehmen in diesem Bereich werden.
Ugur Sahin, CEO und Gründer
„Stellen Sie sich vor, Sie könnten die Therapie für jeden einzelnen Krebspatienten individualisieren, basierend auf den genetischen Merkmalen des jeweiligen Tumors. Stellen Sie sich vor, diese individualisierte Krebstherapie wäre reproduzierbar, zeitnah und kostengünstig herzustellen. Wir wollen das Behandlungsparadigma für Krebspatienten weltweit verändern.“
Mehr als zwei Dutzend Wirkstoffe hat BioNTech derzeit in der Pipeline. Sie sollen Eierstockkrebs, Hirntumore, HIV, Lungenkrebs und Prostatakrebs, bekämpfen. Fast alle basieren auf der mRNA-Technologie. Zahlreiche Therapeutika werden bereits klinisch getestet.
Messenger-RNA-Technologie
Die namengebende Grundidee basiert darauf „Protein-Baupläne“ in Körperzellen zu transportieren. Das übernimmt die Messenger-RNA (Boten-RNS). Die Zellen stellen nach dieser Vorlage selbst Wirkstoffe her, die Krebs oder Viren bekämpfen und als Antikörper fungieren.
Ideal für variable Erreger
Diese Methode ist klassischen Impfstoffen die mit abgeschwächten oder toten Viren funktionieren überlegen. Denn die „Eiweiß-Baupläne“ lassen sich leicht an schnell verändernde Erreger anpassen. Das ist notwendig, denn bei SARS oder Zika ist die klassiche Herangehensweise wenig erfolgreich.
Immunsystem aktivieren
BioNTech will das volle Potenzial des menschlichen Immunsystems ausschöpfen. Das soll Patienten zugute kommen, bei denen derzeit verfügbare Immuntherapien scheitern. Neue Standardmedikamente sollen dafür mit maßgeschneiderten Wirkstoffen kombiniert werden. Nach genauer Analyse der Erkrankung, können diese auf die Variabilität der Krebstumore abgestimmt werden.
Wissenschaft ans Patientenbett bringen
Geistige Köpfe von BioNTech sind die Ärzte Ugur Sahin und Özlem Türeci. Das Ehepaar hat BioNTech geformt. Sahin, geboren 1965, ist zugleich Professor am Universitätsklinikum Mainz. Seit zwanzig Jahren widmet er sich dem Gebiet der experimentellen Immunologie und Onkologie. Als „Immuningenieur“ will er den menschlichen Körper anleiten, selbst Erkrankungen zu bekämpfen.
Die Medizinerin Özlem Türeci, Jahrgang 1967, hat an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz im Fach Molekulare Medizin habilitiert. Ihr unternehmerisches Engagement begründet die Ärztin mit dem Ziel, dass Wissenschaft auch am Bett des Patienten ankommen und heilen soll.
Moderna und Curevac
Wichtige Konkurrenten die an mRNA-Wirkstoffen arbeiten sind Moderna und Curevac. Moderna wurde im Jahr 2010 in Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts gegründet. Damals machten mit ModeRNA noch Großbuchstaben im Namen auf die Ausrichtung aufmerksam.
Das Unternehmen hat ebenfalls einen mRNA-Corona-Impfstoff entwickelt. Seit Dezember 2020 ist er in den USA, seit Januar 2021 in der EU zugelassen. Weiterhin forscht Moderna an individuellen Krebstherapien. Außerdem werden mRNA-Therapien für Herz-Kreislauf-, Stoffwechsel- und Nieren-Erkrankungen entwickelt.
Moderna-Aktienkurs verfünfacht
Moderna ist sei 2018 an der Nasdaq gelistet. Es war der bis dahin größe Biotech-Börsengang überhaupt. Seitdem hat sich der Aktienkurs von 23 US-Dollar auf gut 130 US-Dollar mehr als verfünfacht.
Curevac seit 2000 aktiv
Bereits seit dem Jahr 2000, also länger als BioNTech und Moderna, arbeitet Curevac bereits an mRNA-Therapien. Der Pionier beschäftigt mehr als 600 Mitarbeiter. In Tübingen verfügt Curevac über eine Produktionsanlage.
In der Wirkstoff-Pipeline befinden sich Impfstoffe gegen Covid-19, Tollwut und Gelbfieber sowie Therapeutika gegen Lungenkrebs, Hautkrebs und Augeneerkrankungen.
Deutschland ist beteiligt
Curevac ist seit August 2020 an der Technologiebörse NASDAQ gelistet. Größter Anteilseigner ist der SAP-Mitgründer Dietmar Hopp. Zu den Geldgebern gehören der Bund über die KfW-Bank, der Pharmakonzern GlaxoSmithKline und der Staatsfonds von Katar.
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