Liebe Leserinnen und Leser,
die Queen sprach einst von einem „Horror-Jahr“, als sie die Einschläge in ihrer Familie betrachtete. So ähnlich könnten es auch Wasserstoff-Unternehmen wie Nel Asa oder Ballard Power, ITM Power oder eben Plug Power aus den USA bewerten. Der Jahresabschluss ist wenig versöhnlich. Die Aktien haben einen massiven Kursrutsch hinnehmen müssen.
-13 % für Nel Asa
Am letzten Handelstag eines Jahres bietet es sich an, die Jahresbilanz zu betrachten. Die fällt für die Wasserstoff-Unternehmen wie Nel Asa, Plug Power und Co. ernüchternd aus.
- Nel Asa hat im laufenden Jahr seit Jahresbeginn einen Abschlag in Höhe von -13 % hinnehmen müssen. Das ist in etwa so viel, wie auch der große Markt, wie also die Indizes, die in der westlichen Welt dominieren, derzeit verloren haben. Dennoch ist dies bezogen auf ein Wachstumsunternehmen am Ende enttäuschend.
- Plug Power hat unter den großen Pure Playern mit die wohl schlechteste Bilanz. Immerhin haben die US-Amerikaner einen Abschlag in Höhe von bis zu -54 % erzielt. Dies wiederum ist nicht die ungünstigste Zahlen-Bilanz, bezogen auf die Erwartungen aber besonders schlecht.
- Enttäuschend verlief das Jahr auch für Ballard Power aus Kanada. Die Kanadier haben noch etwas mehr als Plug Power abgegeben und setzten um immerhin -57,5 % zurück. Auch dies ist eine Enttäuschung, die allerdings weniger unerwartet zustande kam als bei Plug Power. Plug Power hatte größere Erwartungen geschürt und im Hinblick darauf die größeren Fragezeichen erzeugt.
- Auch die unbedeutendere ITM Power aus Großbritannien hat mächtige Probleme offenbart. Die Briten haben fast kontinuierlich nachgegeben. Am Ende des Jahres steht ein Abschlag von fast 78 % zu Buche. Die Aktie stand oder steht kurz davor, ein Penny Stock zu werden. Immerhin konnte der Titel am letzten Handelstag des Jahres noch einmal die Kurve bekommen und einen minimalen Gewinn verbuchen. Damit stehen unter dem Strich nun 1,04 Euro als Kurs. Dennoch: Der Weg zum Penny Stock bezogen auf das neue Jahr ist nicht mehr so weit.
- Bleibt auch der Blick auf ein schwedisches Unternehmen. PowerCell Sweden hat wie so viele der Pure Player den technischen Abwärtstrend nicht nur angetreten, sondern auch deutliche Verluste aufgebaut. Für die Schweden sahen die Aktienbörsen im laufenden Jahr immerhin ein Minus von deutlichen -44 % vor.
Bezogen auf dieses Umfeld hat die Aktie von Nel Asa sogar noch sehr gute Ergebnisse gebracht. Das Chartbild deutet an, dass ein Durchmarsch in Richtung eines Aufwärtstrends nicht mehr ganz so weit entfernt ist wie bei zahlreichen anderen Unternehmen der Branche.
Nel ASA Aktie Chart
Auch vor dem Jahreswechsel bieten die Norweger keine neuen Nachrichten mehr. Auch andere Unternehmen mussten zuletzt in dieser Hinsicht enttäuschen. Es fehlt an Aufträgen und Impulsen, um einen neuen Durchmarsch zu kreieren. Dennoch: Gerade in den vergangenen Wochen und Monaten ging es unter dem Strich zumindest für Nel Asa noch klar nach oben.
Die Kursperformance der Nel ASA-Aktie
Der Titel hat dabei im Vergleich zu anderen Unternehmen möglicherweise davon profitiert, dass Nel Asa nicht nur in Europa aktiv ist, sondern über eine Tochter auch in den USA. Dies wiederum verschafft Nel Asa theoretisch den Zugang zu Subventions- und Fördertöpfen sowohl in der EU (da hier noch hinreichend viel Potenzial beim Umbau der Energiewirtschaft besteht und die EU über den „New Green Deal“ viel Geld in die Systeme schießt). Nel Asa hat über die Tochter auch Zugang zu den Fördertöpfen der US-Regierung, die im Rahmen des Inflation Reduction Act (IRA) ausgeschüttet oder in Form von Steuergutschriften gewährt werden.
Nel Asa: So schlecht sind die Aussichten nicht
Nel Asa hat zudem einige interessante Projekte begonnen und noch nicht beendet. Dies ist z. B. ein großer Auftrag, der im Herbst als bisheriger Unternehmens-Rekord-Auftrag für Furore sorgte. Auch kann Nel Asa darauf verweisen, mit dem US-Verteidigungsministerium einen Deal abgeschlossen zu haben. Dieser Deal wiederum sichert für 19 Monaten insgesamt in den Jahren 2023 und 2024 unter dem Strich 5 Millionen Dollar. Viel wichtiger scheint jedoch zu sein, dass das Unternehmen damit auch einen gewissen Reputationsvorschuss erhält, der die Dynamik den Märkten noch einmal besser nutzen hilft.
Nel Asa ist dennoch wirtschaftlich weitgehend überbewertet – in dem Sinn, dass auch 2023 auf Basis der aktuellen Prognosen nicht mit einem Gewinn oder auch nur mit neutralen Zahlen zu rechnen ist. Das Unternehmen dürfte bei fast 150 Millionen Euro Umsatz, so die Erwartung, 2023 gut 70 Millionen Euro Gewinn erwirtschaften.
Dennoch tröstet Analysten und vor allem Investoren der Blick auf die technisch deutlich bessere Bewertung im Vergleich zu den Konkurrenten. Nel Asa ist derzeit mit dem laufenden Ergebnis von gut 1,30 Euro an den Aktienmärkten etwa 1,1 % vom GD100 entfernt. Dies ist die mittelfristige Trendmarke, die für technische Analysten durchaus eine größere Bedeutung hat.
Damit hat Nel Asa auch die Chance, den GD200 in Visier zu nehmen. Die 200-Tage-Linie, maßgeblich für die Bewertung des langfristigen Trend-Verhaltens, verläuft gerade einmal 4,8 % über dem Aktienkurs. Zum Vergleich: Plug Power fehlen mit Blick auf 2023 auf den GD100 derzeit gut 42 %. Auf den längerfristig bedeutenderen GD200 fehlen ebenso gut 42 %. Ballard Power fehlen aktuell gut 30 % bzw. auch 36 % auf den GD200. Nel Asa startet deutlich besser als die Konkurrenz in das neue Jahr.