Liebe Leserin, Lieber Leser,
der Blick auf die Aktienkurse mag nicht den Eindruck vermitteln, doch tatsächlich geht es in Sachen Wasserstoff beständig voran. Vielleicht nicht mit den ganz großen und sensationellen Schritten, die sich manch einer erhoffen mag. Doch zahllose kluge Köpfe arbeiten unermüdlich daran, Wasserstoff in all seinen Facetten endlich aus der Nische zu holen und damit eine Zukunft zu ermöglichen, in der fossile Brennstoffe bestenfalls nur noch eine Erinnerung an alte Zeiten sein werden.
Das fängt bei Grundlagen an, mit denen sich derzeit etwa Rwe und Siemens Gamesa beschäftigen. Mit Unterstützung des Fraunhofer-Instituts werkeln die Unternehmen am Projekt „H2Mare“, welches Wasserstoff per Windkraft auf hoher See herstellen soll, ohne dabei an ein Stromnetz angeschlossen sein zu müssen. Die Hoffnung ist, dass die Herstellung auf diesem Wege nicht nur umweltverträglicher, sondern auch günstiger möglich sein wird. Diesbezüglich wurde zuletzt das Erreichen eines Meilensteins gemeldet, wie bei „Focus online“ zu lesen ist.
Wasserstoff hebt ab
Offenbar ist es erstmals gelungen, grünen Wasserstoff bei einem Versuchsaufbau zu generieren. Dies passierte zwar noch zu Lande. Die Verantwortlichen sprechen aber von wertvollen Erfahrungen und einem wichtigen Schritt auf dem Weg zum Ziel, ähnliche Aufbauten eines Tages tatsächlich fernab der Küsten zu realisieren. Wann genau es dazu kommen könnte, dazu scheint es aber noch keinen klaren Zeitplan zu geben.
In der vergangenen Woche gab es in Strausberg derweil einen ersten Blick darauf, wie Wasserstoff in Zukunft in die Luft gehen könnte, dies allerdings nicht im negativen Sinne. Vorgestellt wurde vom Unternehmen Apus ein Flugzeug, das mithilfe zweier Brennstoffzellen fliegen soll und Wasserstoff als Treibstoff verwendet. Es wird voraussichtlich noch einige Monate bis zum Jungfernflug dauern, da es noch an behördlichen Genehmigungen fehlt. Zudem ist der kleine Flieger mit den Giganten von Airbus und Konsorten nicht ansatzweise zu vergleichen. Dennoch ist es ein kleiner Wink in Richtung Zukunft.
Nel ASA hilft das leider nicht weiter
Gemein ist all solchen Projekten aber weiterhin, dass eine wie auch immer geartete Serienreife noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte in der Zukunft liegt. Den Börsianern ergeben sich damit letztlich keine neuen Perspektiven, denn über das grundsätzliche Potenzial von Wasserstoff ist man sich an den Märkten seit einer kleinen Ewigkeit bewusst. Gerne sehen würde man hier Beispiele dafür, wie damit auch Umsätze und bestenfalls Gewinne generiert werden können.
Auftragseingänge entwickelten sich in der jüngeren Vergangenheit aber leider oftmals rückläufig. Davon ist auch Nel ASA betroffen, was die jüngsten Quartalszahlen nur allzu deutlich belegten. In der Folge machte sich an den Märkten Enttäuschung breit und die Aktie landete tief im Kurskeller. Dort konnte der Titel sich eine Weile an der Marke von 0,46 Euro klammern, welche in der vergangenen Woche aber aus der Hand gegeben werden musste.
Nel ASA Aktie Chart
Am Freitag segelte Nel ASA auf nur noch 0,44 Euro in die Tiefe. Eine schnelle Erholung sollte darauf leider nicht folgen. Stattdessen ging es heute Morgen um schmerzliche 4,4 Prozent bis auf 0,41 Euro zum Vormittag abwärts. Ein Test der psychologischen Unterstützung bei 0,40 Euro scheint anzustehen und darunter wartet nur noch das 52-Wochen-Tief bei 0,37 Euro. Von Zuversicht ist hier leider kaum etwas zu spüren.
ITM Power bleibt angeschlagen
Nur auf den ersten Blick sah es heute bei ITM Power etwas besser aus. Mit Zugewinnen von 2,5 Prozent startete die Aktie der Briten glücklicher in die neue Woche. Gereicht hat es aber nur für einen Kurs von 0,59 Euro zum Zeitpunkt des Entstehens dieses Artikels. Das ist besser als der nächste Rückschlag. Es reicht aber nicht aus, um die charttechnisch wichtige Linie bei 0,60 Euro wieder zu überwinden. Unterhalb davon spricht nach wie vor alles für einen recht aktiven Abwärtstrend mit ungewissem Ende.
Die Ausgangslage unterscheidet sich nicht allzu sehr von jener bei Nel. Auch ITM Power hat große Ambitionen und verfolgt zweifellos interessante Projekte. Doch es fehlt an konkreten Aufträgen und wenigstens der fernen Aussicht darauf, dass eines Tages auch schwarze Zahlen geschrieben werden könnten. Träumereien allein reichen schon lange nicht mehr für eine plötzliche Hausse aus, das dürfte Lesern dieses Newsletters wohl schon seit Längerem bewusst sein.
Tief, tiefer, Plug Power!
Zu gerne würde ich die eine oder andere Ausnahme von der generellen Richtung im Wasserstoff-Segment präsentieren. Doch selbst fundamental gesunde Unternehmen wie SFC Energy können die Börsianer momentan einfach nicht begeistern. Plug Power halfen in der vergangenen Woche nicht einmal Meldungen über frische Förderungen des US-Energieministeriums weiter. Die Aktie rauschte um weitere 5,9 Prozent in Richtung Süden und schlug auf einem neuen 52-Wochen-Tief bei mageren 1,60 US-Dollar auf. Immerhin gab es heute Morgen an den hiesigen Märkten grüne Vorzeichen zu sehen, die am generellen Trend aber leider auch nichts ändern können.
Einmal mehr stehen sich die fulminanten langfristigen Chancen und die enttäuschende Auftragslage im Wasserstoff-Segment gegenüber. Es gab Zeiten, da konzentrierten die Bullen sich auf das in der Theorie astronomische Wachstumspotenzial. Doch nicht erst seit gestern hat das Pendel in die entgegengesetzte Richtung ausgeschlagen und es stehen nun diverse Risiken im Vordergrund. Das mag sich eines Tages wieder ändern, doch konkrete Anzeichen dafür finden sich leider noch immer keine.
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