Liebe Leserinnen und Leser,
Wasserstoff-Aktien haben keine gute Woche hinter sich. Denn nach den Quartalszahlen ist die Nel ASA-Aktie zunächst abgestürzt. Aktuell stehen die Zeichen auf „leichte Erholung“. Im Fahrwasser von Nel ASA hat dann auch Plug Power geschwächelt. Doch jenseits der Börsen nimmt die Wasserstoffwirtschaft Fahrt auf. Mehr dazu lesen Sie im heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing.
Beginnen wir mit einer Preisfrage: „Wasserstoff ist das Schweizer Armeemesser der kohlenstofffreien Technologien.“ Wer hat das gesagt: Der Manager eines Wasserstoff-Unternehmens, ein Analyst oder vielleicht ein Politiker? Die letzte Antwort wäre richtig. Das geht zumindest aus einem aktuellen Blog-Beitrag auf der Website von Plug Power hervor.
Plug Power skizziert globale grüne Wasserstoffpolitik
Unter der Überschrift „A Deep Dive into Global Green Hydrogen Policy Incentives – Ein tiefer Einblick in die globalen Anreize der grünen Wasserstoffpolitik“ hat man eine Art Resümee gezogen. Dabei steht die weltweite grüne Wasserstoffpolitik im Mittelpunkt. Das Eingangszitat stammt demnach von US-Energieministerin Jennifer Granholm.
Nel ASA Aktie Chart
Dass die USA derzeit eine proaktive Wasserstoffpolitik verfolgen, ist auch für Wasserstoff-Player in Europa, ein guter Grund sich dort zu positionieren. Prominentestes Beispiel dafür dürfte Nel ASA sein. Als ein Coup dürfte die Verknüpfung der Ankündigung der US-Expansionspläne von Nel ASA mit der Präsentation der Zahlen zum 4. Quartal 2022 im Februar diesen Jahres gelten.
Die Kursperformance der Nel ASA-Aktie
Auf dergleichen haben Analysten und Beobachter bei der Vorstellung der jüngsten Quartalszahlen von Nel ASA am vergangenen Mittwoch vergeblich gewartet. Weder bei der Präsentation noch im zeitlichen Umfeld hat es weitere Auftragsmeldungen gegeben. Auch nicht für Aufträge in den USA. Dafür musste sich Nel ASAs CEO Håkon Volldal in der anschließenden Fragerunde rechtfertigen.
Nel ASAs Gigafactory: Baubeginn noch offen
Das geht aus dem im gestrigen Newsletter Wasserstoff Briefing bereits erwähnten Bericht des Portals „HydrogenInsight“ hervor. Konkret ging es dabei um Nel ASAs geplante 4-GW-Fabrik in Michigan. Dafür hat sich das Unternehmen 50 Millionen US-Dollar an staatlicher Unterstützung gesichert.
Zusätzlich hat man einen Antrag auf weitere zusätzliche 125 Millionen US-Dollar an staatlichen und bundesstaatlichen Subventionen gestellt, die nun auf die Genehmigung warten. Volldal bestätigte, dass eine Entscheidung darüber, wann der Bau der Anlage beginnt, davon abhänge, ob zunächst feste Aufträge über zwei weiterer Projekte in Norwegen und in den USA gesichert seien.
Wasserstoffprojekte: Neue Phase der Finanzierung
„Damit wir in Michigan etwas tun können, müssen wir zuerst die Kapazitäten nutzen, die wir jetzt bauen. Es macht keinen Sinn, eine weitere Fabrik in Michigan zu bauen und unsere derzeitigen Anlagen mit einer Auslastung von 60, 70 Prozent zu betreiben“, sagte er. Man beabsichtige nicht, im Voraus viel Kapital zu investieren und auf die Aufträge zu warten.
„Ich denke, wir wollen die Aufträge sehen, bevor wir investieren, und deshalb geben wir keinen genauen Zeitplan an, wann wir mit den Bauarbeiten beginnen“, sagte er dazu. Mittlerweile sei man in der Finanzierung von Wasserstoffprojekten ohnehin in einer neuen Phase. Denn nun spreche man über Großprojekte. Diese seien komplexer als Pilotprojekte.
Wie Nel ASA den Auftragseingang erklärt
Dadurch steige das Gesamtrisiko – sowohl für die Projektentwickler als auch für die Kunden. Diese seien vorsichtiger geworden. Bevor es zu einer endgültigen Investitionsentscheidung komme, verlangten die Kunden heutzutage viel mehr Garantien, bereits durchgeführte Erfolgsstudien und eine gesicherte Finanzierung.
„Das bedeutet, dass wir von einem Zeitraum, in dem wir uns schon früh Aufträge sichern konnten, zu einem Zeitraum übergehen, in dem wir etwas länger warten müssen, um die Aufträge zu sichern“, erklärte Volldal. Das bedeute auch, dass es eine Übergangszeit gebe, die sich negativ auf den Auftragseingang auswirke.
Leitfaden für die Gestaltung der europäischen Wasserstoffwirtschaft
Dass die hier beschriebene Problematik keine Ausrede seitens Nel ASAs für ausbleibende Aufträge und damit entsprechende News ist, bestätigen Studien und Reports rund um die gerade hochlaufende Wasserstoffwirtschaft. So hat die europäische Anwaltskanzlei Fieldfisher – spezialisiert u.a. auf Energie und Technologie jetzt einen Leitfaden veröffentlicht.
Er trägt den Titel „Gestaltung der europäischen Wasserstoffwirtschaft“ und formuliert wichtige regulatorische und kommerzielle Überlegungen für Akteure in der rasant wachsenden Wasserstoff-Branche. Dabei thematisiert man auch den Zugang zu Subventionsprogrammen und staatlichen Zuschüssen.
Das „Henne und Ei“-Problem
In allen von Fieldfisher untersuchten Ländern (Belgien, Frankreich, Deutschland, Irland, Italien, Niederlande, Spanien, Vereinigtes Königreich) sei das ein schwieriger Prozess. Dabei erweise sich das sogenannte „Henne und Ei“-Problem – wer war zuerst da? – , immer wieder als besonderes Hindernis, wie es in der Einleitung zum Leitfaden heißt .
Bezogen auf die Wasserstoffwirtschaft beschreibt das „Henne und Ei“-Problem demnach den Bedarf an Wachstumsfinanzierung einerseits und die Notwendigkeit einer ausreichenden Reife und Größe von Wasserstoffgeschäftsmodellen andererseits. Auf die Wasserstoff-Player bezogen könnte man verkürzt sagen: Investoren zahlen erst, wenn sich das Geschäftsmodell als profitabel erweist.
Nel ASA und Plug Power: Ähnliche Herausforderungen
Profitabel können die Projekte erst ab einer gewissen Größe sein, Stichwort: industrieller Maßstab. Dafür brauchen die Unternehmen Investitionen, staatliche und private. Es könnte demnach also sein, dass die Auftragsflaute bei Nel ASA und Plug Power nicht hausgemacht ist, sondern stattdessen typisch für die aktuelle Phase der gerade hochlaufenden Wasserstoffwirtschaft.
Doch Plug Power wäre nicht Plug Power, wenn das Unternehmen in seiner Skizze der globalen Anreize für die grüne Wasserstoffpolitik nicht in typisch amerikanischer Manier zu einer positiven Grundaussage käme. Wobei man natürlich auch die Mission „Rettung des Planten“ in den Vordergrund stellt:
Plug Powers Fazit: Einen robusten Markt für Wasserstoff schaffen
„Grüne Wasserstoffanreize nehmen zu und gewinnen an globaler Dynamik“, heißt es da. Wobei die Länder voneinander lernten, um gemeinsam einen robusten Markt für Wasserstoff zu schaffen, der bei der Bekämpfung des Klimawandels eindeutig unerlässlich sei. – Damit verabschieden wir uns und übergeben den Newsletter unserer einwöchigen Urlaubsvertretung. Bleiben Sie uns gewogen.
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