Liebe Leserin, Lieber Leser,
über Wasserstoff werden noch immer viele Worte verloren, dies in letzter Zeit aber längst nicht immer im positiven Sinne. Die Zweifel werden größer, ob damit in absehbarer Zeit tatsächlich die Energiewende gelingen kann. Skeptiker verweisen auf hohe Kosten und erhielten kürzlich Rückenwind, nachdem Pläne für eine Offshore-Pipeline für blauen Wasserstoff von Equinor kurzerhand eingestampft wurden. Damit beschäftigten wir uns in der gestrigen Ausgabe.
Nach solchen Meldungen ist es eine wahre Wohltat, wenn es auch mal wieder warme Worte zu vernehmen gibt. Solche fand Toyota für das Thema Wasserstoff, wie bei dem Portal „Autocar“ zu lesen ist. Für die Wasserstoff-Tätigkeiten in Europa ist Thiebault Paquet zuständig, der sich im Gespräch unverändert überzeugt vom Durchbruch von Wasserstoff zeigt. Im Umgang damit habe der eigene Konzern viel gelernt und in Zukunft sollen Angebot und Nachfrage stärker berücksichtigt werden. Im Zuge dessen soll nun in erster Linie auf Nutzfahrzeuge mit Brennstoffzelle gesetzt werden.
Wasserstoff für alle?
Pkw mit Wasserstoff-Antrieb hält Paquet aber ebenfalls für einen interessanten Bereich und weiß auch, mit Kritik an diesem Ansatz umzugehen. Seiner Ansicht nach werde die geringe Verfügbarkeit sich mit der Zeit mehr oder minder von selbst erledigen. Für die Produzenten von Wasserstoff sei es unerheblich, wofür dieser zum Einsatz kommt. Ausreichend Kraftstoff für den Individualverkehr sei da letztlich Teil der Skalierung. Auch auf das Thema der Effizienz kam der Manager zu sprechen.
Dahingehend wird darauf verwiesen, dass es Regionen in der Welt gebe, in denen erneuerbare Energien im Überfluss vorhanden sei. Gerade Europa sei auf den Import von Energie angewiesen, was in Form von Wasserstoff einfacher zu sein scheint als interkontinentale Stromleitungen zu verlegen. Mit Wasserstoff soll es künftig möglich sein, Energie leicht in Gebiete zu transportieren, die sich ansonsten nicht vollständig selbst versorgen können. Unter dem Strich weist Toyota mit solchen Ausführungen auf die vielen bekannten Vorteile von Wasserstoff hin, was dem eigenen Aktienkurs aber freilich nicht weiterhilft.
Toyota Aktie Chart
Auch BMW setzt auf Wasserstoff
Sicher kann sich Toyota darüber sein, genügend Mitstreiter für seine Ambitionen zu haben. Auch bei BMW steht Wasserstoff noch hoch im Kurs und im Rahmen aktueller Überlegungen zu neuen Förderungen setzt der Konzern sich dafür ein, dabei nicht nur auf reine Elektroautos zu setzen. Wasserstoff-Autos sollten nach dem Willen der Münchner im gleichen Maße bedacht werden. Die erste Serienproduktion eines entsprechenden Fahrzeugs wird derzeit für das Jahr 2028 angepeilt.
BMW ist der einzige deutsche Autobauer, der noch ernsthaft das Thema Wasserstoff-Pkw verfolgt. Alle anderen haben sich längst darauf verständigt, sich auf E-Autos zu konzentrieren. Einzig bei Porsche spielen E-Fuels noch eine Rolle, zu denen aber freilich noch viele andere Varianten als nur Wasserstoff zählen. Über Sinn und Unsinn lässt sich trefflich streiten, doch hat Wasserstoff mindestens mit BMW noch einen mächtigen Fürsprecher auf dem deutschen Automarkt.
MTU Aero Engines bringt Wasserstoff in die Lüfte
Die meisten Experten sprechen sich dafür aus, (grünen) Wasserstoff zunächst in Bereichen einzusetzen, wo es dafür keine sonstigen Alternative zu fossilen Brennstoffen gibt. Das betrifft nicht zuletzt die Luftfahrt, welche in der öffentlichen Diskussion immer wieder als Klimakiller wahrgenommen wird. Ändern möchte dies MTU Aero Engines, wo laut der „Flug Revue“ aktuell ein Test mit einem entsprechenden Antrieb kürzlich erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Nach eigenen Angaben konnte der Konzern nachweisen, dass die Architektur „sicher, zuverlässig und wie vorhergesagt“ funktioniere. Darauf soll in Zukunft weiter aufgebaut werden, wenngleich eine Serienproduktion wohl noch in weiter Ferne liegen dürfte.
Die anhaltenden Bemühungen von MTU und anderen Konzernen sind letztlich aber ein wichtiges Puzzle-Stück für die Wasserstoff-Wirtschaft. Es braucht eine gehörige Portion Pioniergeist, um den alternativen Kraftstoff eines Tages doch noch aus der Nische herauszubewegen und fit für den Massenmarkt zu machen. Es ist einigermaßen beruhigend, dass nach zahlreichen Rückschlägen und Auftragsflauten noch viele kluge Köpfe unermüdlich an weiteren Fortschritten basteln.
Nel ASA lässt weiter Federn
Leider ergeben sich daraus aber keine Aussichten auf plötzliche Umsatzsprünge bei den Produzenten und so ergibt sich bei der Nel ASA-Aktie derzeit noch kein Anzeichen für eine Trendwende. Im Gegenteil: die Aktie der Norweger schmierte heute Morgen um weitere 0,8 Prozent ab und ging bis auf 0,41 Euro zurück. Ein Test der psychologisch wichtigen Linie bei 0,40 Euro könnte damit kurz bevorstehen. Zuvor wurden bereits alle nennenswerten charttechnischen Supportlinien unterschritten.
Etwas besser lief es bei Plug Power, wo die Bullen gestern mit bescheidenen Zugewinnen die Marke von 2 US-Dollar eben so zurückerobern konnten. Doch auch bei dem US-Konzern mangelt es an einem echten Durchbruch. Kürzlich konnten zwar einige neue Aufträge gemeldet werden. Deren Volumen fiel aber überschaubar aus und den nächsten Quartalszahlen blicken die meisten Marktakteure mit einem flauen Magengefühl entgegen.
Dass auch an den Märkten wieder das zarte Pflänzchen der Zuversicht gedeihen kann, darauf lässt sich unverändert nur hoffen. Doch benötigt wird dafür eben mehr als nur die vage Hoffnung darauf, dass es irgendwann in ferner Zukunft den großen Durchbruch geben möge. Die Akteure aus der Branche müssen endlich unter Beweis stellen, dass Wasserstoff nicht nur technologisch und klimatechnisch hochspannend, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll sein kann.
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