Liebe Leserin, Lieber Leser,
in der vergangenen Woche tauschten sich 220 Aussteller und rund 9.000 Besucher in Brüssel über die Zukunft von Wasserstoff bei der European Hydrogen Week in Brüssel aus. Die Erkenntnisse daraus sind nicht unbedingt bahnbrechend. Festgehalten wurde unter anderem, dass Wertschöpfungsketten besser ausgebaut werden müssen, die Verbindung zum bestehenden Energiesektor erfolgen muss und es dringend unterirdischer Speicherlösungen bedarf. Solche Lösungsansätze für die Herausforderungen in der Branche wurden schon des Öfteren hervorgebracht.
Dennoch ist es wichtig, dass sich die Akteure aus dem Wasserstoffsegment austauschen und vor allem gemeinsam nach Lösungen suchen. Nicht immer wird es dabei spektakuläre Durchbrüche zu sehen geben. Doch auch kleine Schritte nach vorne sind wichtig und ebnen letztlich Wasserstoff den Weg dafür, irgendwann in Zukunft doch noch den Umstieg auf eine klimaneutrale und dennoch hochproduktive Industrie und Wirtschaft zu erlauben.
Das Kernnetz scheint gesichert zu sein
Deutschland würde diesbezüglich noch immer gerne als Vorbild dienen. Teil davon ist das knapp 9.000 Kilometer lange Wasserstoffkernnetz, welches in den kommenden Jahren entstehen soll. Klar ist aber, dass es sich zunächst um ein Verlustgeschäft handelt. Dadurch entsteht auch die große Frage, wer eigentlich in Vorkasse gehen soll. Große Unterstützung gibt es nun von der KfW-Bank, wie die „WirtschaftsWoche“ berichtet. Jene speist ein sogenanntes Amortisationskonto, aus welchem die anfänglich hohen Kosten bestritten werden sollen. Die entsprechenden Verträge mit den Betreibern wurden am gestrigen Dienstag unterzeichnet.
Bis zu 24 Milliarden Euro wurden von der KfW zugesagt, um das Wasserstoffkernnetz auch in finanzieller Hinsicht auf den Weg zu bringen. Langfristig sollen die Kosten allerdings von den Nutzern getragen werden. Sobald deren Anzahl sich erhöht, steht die Rückzahlung an. Als Ziel dafür wurde zunächst das Jahr 2055 angepeilt. Im besten Fall wäre aber auch eine frühere Begleichung möglich. Verbunden ist die Finanzierung letztlich damit, die Kosten nicht ersatzlos dem Steuerzahler aufzubürden.
Plug Power schwächelt schon wieder
Es handelt sich selbstredend nicht um den ganz großen Lichtblick, auf den die Aktienmärkte noch immer hoffen. Doch entsteht mit der Finanzierung für was Wasserstoffkernnetz ein Stück weit mehr Planungssicherheit und damit ein wichtiger Baustein für den weiteren Kurs von Wasserstoff. Das ist viel wert, denn wie brüchig vage Hoffnungen in dem Bereich sind, das bekamen wir erst kürzlich wieder zu spüren.
Im gestrigen Newsletter beschäftigten wir uns noch mit einem plötzlichen Kurssprung bei der Plug Power-Aktie, nachdem Gerüchte über ein steigendes Interesse von großen Investoren die Runde machten. Derlei Spekulation alleine konnten aber noch keine nachhaltige Trendwende auf die Beine stellen. Am Dienstag ging es mit dem Kurs schon wieder um knapp sechs Prozent auf 2,07 Dollar abwärts. Immerhin kann damit die 2-Dollar-Marke noch verteidigt werden und auf 5-Tages-Sicht sind Kursgewinne von 7,8 Prozent zu verzeichnen.
Plug Power Aktie Chart
Es ist aber noch immer fraglich, wie lange die Plug Power-Aktie sich auf diesem Niveau halten können wird. Ohne nennenswerte Neuigkeiten scheint jeder Erholungsversuch eine Einladung zu Gewinnmitnahmen darzustellen. In der weiterhin sehr schwierigen Ausgangslage bleibt jeder noch so kleine Schritt nach Norden eine große Anstrengung.
ITM Power schafft den Sprung nicht
Eine kleine Spitze m Chart setzte auch die Aktie von ITM Power, die gestern zeitweise bis auf knapp 0,44 Euro zulegen konnte. Schon vor Handelsschluss schwächelte das Paper jedoch und heute Morgen ging es um gut ein Prozent auf 0,39 Euro zurück. Der Sprung über die Linie bei 0,40 Euro scheint damit nicht geglückt zu sein und schon diese Marke befindet sich in denkbar niedrigen Kursregionen.
Es bleibt bei dem Titel beim Tumult im Kurskeller. Wie auch bei Plug Power und unzähligen weiteren Wasserstoff-Playern fehlt es an den entscheidenden Neuigkeiten. Dass die Umsätze sich bessern und eines fernen Tages vielleicht sogar schwarze Zahlen geschrieben werden können, dafür wären Auftragseingänge im größeren Stil das beste Indiz. Zu sehen gab und gibt es davon leider noch immer viel zu wenig.
Nichts Neues bei Nel ASA
Der gewohnte Trott an der Börse setzt sich fort und Nel ASA bildet keine Ausnahme. Hier hielten sich die Kursverluste am Mittwochmorgen mit 0,4 Prozent in engen Grenzen. Bei einem Kurs von mageren 0,27 Euro kann das aber kaum als Erfolg verbucht werden. Die Norweger ließen sich zuletzt nicht einmal von Spekulationen antreiben. Nach zermürbenden Quartalszahlen und einer schwindenden Popularität von erneuerbaren Energien in der Bevölkerung stehen die Bullen mit dem Rücken zur Wand.
Die Unternehmen selbst geben sich weiterhin optimistisch und setzen auf langfristige Chancen. Die größten Kritiker sagen Wasserstoff derweil schon den Untergang voraus, noch bevor es richtig angefangen hat. Erfahrungsgemäß liegt die Wahrheit zumeist irgendwo in der Mitte. Das spräche dafür, dass bei den nun erreichten Tiefpunkten etwas zu viele Horrorszenarien eingepreist wurden. Allerdings bleibt selbstverständlich offen, ob wir den Tiefpunkt denn tatsächlich schon erreicht haben. Denn zweifelsfrei feststellen lässt sich das leider stets und immer erst in der Rückschau.
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