Liebe Leserin, Lieber Leser,
sie sind selten geworden, doch es gibt sie noch: Tage, an denen Wasserstoff-Aktien mit enormen Kursgewinnen für Furore sorgen können. Einen solchen erlebten die Anlegerinnen und Anleger am gestrigen Montag zumindest zum Teil. Besonders die Aktie von Plug Power stach mit enormen Kursgewinnen heraus und konnte manch anderem Titel etwas Windschatten spenden.
Um satte 14,6 Prozent sprang das Papier in die Höhe. Die Bullen ließen damit sowohl die psychologisch wichtige Linie bei 2 US-Dollar als auch die 100-Tage-Linie hinter sich. Per Handelsschluss standen respektable 2,20 Dollar auf dem Ticker. Natürlich ist das noch immer eine Notierung tief im Kurskeller, weit entfernt von jeglichen Rekorden. Es ist aber ein Ausrufezeichen und ein Schlusskurs, den noch einen Tag zuvor kaum jemand für möglich gehalten hätte.
Munteres Munkeln um Plug Power
Normalerweise gehen derartige Kursaufschläge einher mit bedeutenden Neuigkeiten. Solche konnte Plug Power allerdings nicht vermelden. Stattdessen gibt es momentan hauptsächlich Spekulationen darüber, dass dem US-Konzern wieder bessere Zeiten bevorstehen könnten. Zu hören ist, dass größere Investoren wohl ein verstärktes Interesse haben könnten. Dazu gesellten sich bereits vor einigen Tagen Ankündigungen von Konzernchef Andy Marsh, dass eine wichtige Kreditvergabe der US-Energiebehörde noch vor der Vereidigung von Donald Trump im Januar über die Bühne gehen könnte.
Plug Power Aktie Chart
Es gibt unter dem Strich also leise Anzeichen dafür, dass Plug Power sein chronisches Liquiditätsproblem ein Stück weit lösen könnte. Viel mehr ist allerdings nicht passiert, was auch ein Stück weit zur Vorsicht mahnt. Schließlich ist es längst nicht das erste Mal, dass gute Hoffnungen der Plug Power-Aktie zu neuem Leben verhelfen. Um das nun erreichte Kursniveau zu verteidigen, braucht es aber besser früher als später auch in irgendeiner Form eine Bestätigung.
Ballard Power lässt sich nicht stören
Doch zumindest am Montag schafften es die Marktakteure, derartige Bedenken wegzuwischen. Dem Beispiel von Plug Power folgte die schwer angeschlagene Aktie von Ballard Power, mit der es um ebenfalls ansehnliche 9,2 Prozent bis auf 1,43 Euro aufwärtsging. Die Anleger scheinen sich nicht einmal von neuen Zollankündigungen von Donald Trump stören zu lassen. Jener nimmt neben Mexiko und China auch Kanada ins Visier und will Einfuhren noch am ersten Tag seiner Präsidentschaft mit einem Zoll von 25 Prozent belegen.
Dennoch bleibt die Ballard Power-Aktie heute Morgen auch an den hiesigen Märkten im grünen Bereich. Die gute Stimmung ist eine angenehme Abwechslung für die leidgeplagten Aktionäre. Doch ohne ein überzeugendes Fundament dahinter bleiben doch einige Zweifel an der plötzlichen Euphorie bestehen.
Nicht in die Irre führen lassen
Dass Wasserstoff-Aktien wie Plug Power derart hohe Tagesgewinne auf die Beine stellen können, liegt auch daran, dass sie zuvor über Jahre hinweg in einem herben Abwärtstrend gefangen waren. Was heute nach einem großen Sprung aussieht, fällt im langfristigen Chart kaum weiter auf. Plug Power hängt im Jahresvergleich noch mit 37 Prozent im roten Bereich und seit den Höchstständen im Jahr 2021 ging es sogar um über 96 Prozent in die Tiefe. Selbst eine spontane Kursverdopplung würde den langfristigen Abwärtstrend noch nicht zwingend beenden.
Bei Ballard Power ergibt sich ein ähnliche Bild. Nun möchte ich die seltenen Freuden bei Wasserstoff-Titeln gar nicht sofort wieder schlechtreden. Doch solange solche allein auf Spekulationen und vagen Hoffnungen aufgebaut sind, empfiehlt sich eine gesunde Portion Vorsicht. Zu oft schon haben wir gesehen, wie kurze Phasen von Kursgewinnen sich allzu schnell wieder in Wohlgefallen auflösten.
Nel ASA bleibt dem Kurskeller treu
Profitieren konnte von dem plötzlichen Sinneswandel an den Märkten längst nicht jeder. Die Nel ASA-Aktie etwa gab heute Morgen um weitere 1,5 Prozent nach und landete bei nur noch 0,26 Euro. Das 52-Wochen-Tief bei 0,24 Euro, welches in der vergangenen Woche markiert wurde, winkt fleißig und lädt die Bären zu einem neuerlichen Besuch ein.
Neuigkeiten sind auch hier keine zu vernehmen. Tatsächlich fällt Nel ASA seit Bekanntgabe der letzten Quartalszahlen vor allem mit Funkstille auf. Das ist ein weiterer belastender Faktor in einer ganzen Reihe von negativen Aspekten.
Es geht voran in Bayern
Fortschritte bei Wasserstoff an sich gibt es immerhin im kleinen Rahmen. die Bayerische Regiobahn etwa kündigte laut dem „Bayerischen Rundfunk“ kürzlich den Start von Wasserstoffzügen im Regelbetrieb an. Ab dem 16. Dezember soll eine zweiteilige Zug-Garnitur Fahrgäste auf Strecken zwischen Peißenberg und Füssen leise, flott und (weitgehend) klimaneutral befördern. Gesetzt wird dabei auf einen batterieelektrischen Zug, der während der Fahrt per Brennstoffzelle aufgeladen wird. 170 Kilogramm Wasserstoff täglich sollen eine Reichweite von 1.000 Kilometern ermöglichen.
Es sind eben solche Projekte, welche die Branche dringend braucht. Erweisen sie sich dabei noch als Erfolg, hätte es wohl Vorbildcharakter und könnte manch einen zum Umdenken bewegen. Das bleibt für den Moment aber ebenso ein Traum wie die Hoffnung auf den nächsten großen Investoren-Run bei Plug Power. Beides würde ich den Anlegerinnen und Anlegern von Herzen wünschen. Ich könnte aber momentan nicht meine Hand dafür ins Feuer legen, dass es auch dazu kommen wird. Bleiben Sie optimistisch, aber geben Sie sich keinen falschen Illusionen hin.
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