Liebe Leserin, Lieber Leser,
als hätten es Wasserstoff-Aktien nicht schon schwer genug gehabt, gab es am Dienstag die nächste dicke Kröte zu schlucken. Die Augen der Anleger richteten sich ganz auf die Inflationsdaten für den Januar aus den USA. Jene fielen ein Stückchen höher aus als gedacht, was so formuliert nicht unbedingt nach einem Weltuntergang klingt. An der Börse ist diese Kunde aber ein herber Rücksetzer, und das ganz besonders im Wasserstoff-Sektor.
Mehr oder weniger beerdigt wurde damit für den Moment die Hoffnung, dass die Fed die Zinsen schnell wieder senken könnte. Stattdessen rechnen einige Beobachter schon damit, dass es vor dem zweiten Halbjahr keine Zinswende zu sehen geben wird. Einige besonders pessimistische Naturen befürchten sogar, dass sinkende Zinsen in diesem Jahr überhaupt keine Rolle spielen könnten.
Bei Wasserstoff-Aktien geht die Angst um
Solange es bei dieser Ausgangslage bleibt, sind hohe Kapitalkosten ein veritabler Grund, um sich Sorgen um börsennotierte Konzerne zu machen. Da die meisten Wasserstoff-Konzerne bisher nur überschaubare und teils sogar überhaupt keine Umsätze einfahren, schlägt die schlechte Stimmung in diesem Segment besonders durch. Das sorgte am Dienstag bei vielen Aktien für rasant fallende Kurse.
Plug Power etwa stürzte am Nachmittag um über acht Prozent in die Tiefe und die Bullen hatten so ihre Mühe, die erst kurz zuvor zurückeroberte Marke bei 4 US-Dollar zu verteidigen. Dieses Kunststück ist letztlich gelungen und am Mittwoch ging es wieder mit dezenten Gewinnen in den Handel. Dennoch bleibt ein bitterer Nachgeschmack und die Fragezeichen rund um das US-Unternehmen sind noch einmal größer geworden.
Plug Power Aktie Chart
Plug Power und Co.: Zu viel des Guten?
Ungeachtet der Zinssorgen arbeitet Plug Power momentan unter Hochdruck daran, seine Kapazitäten auszubauen und die Produktion von grünem Wasserstoff voranzutreiben. Das ist eigentlich eine gute Neuigkeit, doch nach Ansicht der Clean Energy Associates könnte die Branche mit ihren Ambitionen auch etwas über das Ziel hinausschießen. Einer Studie zufolge, über die „H2 View“ berichtete, könnten die Produktionskapazitäten bis zum Jahr 2030 die tatsächliche Nachfrage deutlich überschreiten. Die Rede ist davon, dass nur etwa halb so viel grüner Wasserstoff benötigt wie, wie bis dahin mit Elektrolyseuren hergestellt werden kann.
Rund die Hälfte des Wasserstoffs soll zudem bis zum Jahr aus chinesischer Produktion stammen, was für westliche Player den Erhebungen zufolge etwa 27 Gigawatt an Marktpotenzial übriglässt. Die Studie stellt einen interessanten Gegenentwurf zu anderen Ansichten dar, nach denen es vor allem an der Verfügbarkeit von (grünem) Wasserstoff mangelt und nur deshalb die Nachfrage nicht in Gang kommt. Doch sollten die Unternehmen momentan tatsächlich viel Geld in Anlagen versenken, die später nicht oder nicht in vollem Umfang benötigt werden, wären die Investitionen wohl ein Stück weit vergebliche Liebesmüh.
Es gibt noch Optimisten
Natürlich gibt es aber auch weiterhin gegensätzliche Einschätzungen, die bei Wasserstoff weiterhin einen großen Durchbruch erwarten. Dazu gehört Fondsmanager Dr. Hendrik Leber, der sich im Interview mit „Börse online“ klar als Bulle zu erkennen gibt, wenn es um Wasserstoff-Aktien geht. Leber beobachtet nach eigenem Bekunden eine gewisse Konsolidierung im Sektor und sieht nur noch eine überschaubare Anzahl an Unternehmen, welche richtig große Wasserstoff-Anlagen auf die Beine stellen können, die in der Industrie in der Zukunft dringend benötigt werden.
Der Börsenprofi scheut sich auch nicht davor, mögliche Profiteure der weiteren Entwicklung beim Namen zu nennen. Mit Blick auf Lösungen für große Industrien, etwa Stahl und Aluminium, wird ThyssenKrupp Nucera als möglicher Marktführer angesehen aufgrund des Vorsprungs bei alkalischen Lösungen. Als einen weiteren interessanten Bereich wird die Wasserstoffproduktion mit Membranen identifiziert. Hier werden ITM Power, Linde und Bloom Energy als heiße Kandidaten für positive Entwicklungen und stattliche Auftragseingänge in nicht allzu weit entferntet Zukunft erkannt.
Aus der Traum für Nel ASA und Plug Power?
Weniger zuversichtlich scheint Leber zu sein, wenn es um die Börsenlieblinge Plug Power und Nel ASA geht. Jene wurden in dem Interview zwar nicht direkt als mögliche Verlierer betitelt. Die Rede war aber davon, dass es „einige von den großen Namen“ nicht schaffen werden. Auch Konzerne, die an der Börse einst gehypt wurden, hätten sich mit Kosten möglicherweise übernommen. Ob der Experte damit auf Plug Power anspielt, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Möglich wäre es aber wohl.
Umso mehr sind jetzt gute Neuigkeiten gefragt, von denen es aber weiterhin wenig zu sehen gibt. Der kleine Inflationssschock von gestern hat jegliche Bemühungen einer Erholung erst einmal torpediert. Nel ASA bewegte sich schon wieder in großen Schritten in Richtung 52-Wochen-Tief mit Verlusten von etwa vier Prozent. Heute Morgen ging es um weitere drei Prozent bis auf 0,42 Euro abwärts. Der Abstand zum jüngsten Tief bei 0,41 Euro könnte kaum noch enger ausfallen.
Es wird munter spekuliert
Sie merken wahrscheinlich schon, dass im Wasserstoff-Segment noch immer viel und leidenschaftlich spekuliert wird. Woran es aber weiterhin fehlt, das sind konkrete Anzeichen der Besserung, geschweige denn eines handfesten Ausbruchs in fundamentaler oder charttechnischer Hinsicht. Ohne handfeste Neuigkeiten, welche Wasserstoff-Aktien wieder in die richtige Richtung lenken, deutet vieles auf eine Fortsetzung des unschönen Abwärtstrends hin. Gleichwohl ist auf lange Sich noch längst nicht alles verloren und für die Verfechter von Wasserstoff-Aktien haben wir es lediglich mit einem ausgedehnten Durchhänger in einer Wachstumsbranche zu tun. Ich kann Ihnen auch heute keine Kursgewinne versprechen. Ich kann Ihnen aber mit reinem Gewissen versichern, mit selbst zu den zuversichtlichen Naturen zu zählen.
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