Liebe Leserin, Lieber Leser,
die Stimmung im Wasserstoffsegment bleibt weiterhin eher schlecht. Wer sich auf die Suche begibt nach skeptischer bis niederschmetternder Berichterstattung, der wird dieser Tage schnell fündig. Es lohnt sich aber, in solchen Fällen etwas genauer auf die Urheber entsprechender Meldungen zu blicken. So auch im Falle einer jüngst von der Webseite „Blackout-News“ veröffentlichten Meldung, der zufolge in der Schweiz ein „hartes Erwachen“ von Wasserstoff-Träumen zu beobachten sei.
Die Rede ist in einem gestern veröffentlichten Artikel unter anderem davon, dass von anfänglicher Begeisterung rund um grünen Wasserstoff nicht mehr viel übriggeblieben sei. Verwiesen wird auf einen Artikel der „Neuen Zürcher Zeitung“ und als Argument werden unter anderem Unklarheiten bei der zukünftigen Nachfrage nach Wasserstoff ins Feld geführt. Schon allein diese Formulierung ist aber mutmaßlich bewusst tendenziös gehalten, impliziert sie doch, dass die Nachfrage künftig sehr gering ausfallen könnte. Verschwiegen wird dabei, dass in dem zitierten Artikel sämtliche Experten von einer Steigerung der Nachfrage ausgehen – die einen nur eben mehr als andere.
Auf den zweiten Blick
Bei einem Blick ins Impressum der genannten Webseite tritt ein gewisser Kay Bastian in Erscheinung. Jener fiel schon vor einigen Wochen mit einer tendenziösen bis schlicht und ergreifend gelogenen Berichterstattung auf. Im Februar griff „Auto Bild“ einen Artikel von Blackout-News auf, laut dem die EU plane, Reparaturen an Autos mit einem Alter von 15 Jahren oder mehr zu verbieten. Als Quelle dafür diente ein Bericht der spanischen Webseite „Escuderia“ auf Französisch. Dort lässt sich in keiner Weise feststellen, dass die EU derartige Pläne ins Auge gefasst hätte.
Seinen Blog bedenkt Kay Bastian derweil mit Affiliate-Links zu Amazon, über die Nutzer beispielsweise Diesel-Generatoren ordern können, wobei der Autor einen Teil der Umsätze einnimmt, so ein Kauf von seiner Webseite aus zustande kam. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich wittere hier eine von Ideologie geprägte Agenda, welche den derzeitigen Zustand der Wasserstoffindustrie bewusst schlechter darstellen will, als er tatsächlich ist – wenn auch „nur“ am konkreten Beispiel der Schweiz.
Wasserstoff-Aktien: Es geht voran
Was freilich keine Erwähnung findet, sind verstärkte Bemühungen des Schweizer Energiekonzerns Alpiq im Bereich von grünem Wasserstoff, welche durch eine mehrheitliche Übernahme des finnischen Wasserstoff-Unternehmens P2X Solution zu bemerken ist. Im Jahr 2025 ist damit geplant, eine Produktionsanlage für grünen Wasserstoff mit einer Kapazität von 20 Megawatt an den Start zu bringen. Darüber berichtete das „Institut der Regenerativen Energiewirtschaft“ (IWR).
Ebenfalls verschwiegen werden dürfte wohl in besagtem Blog, dass der Bundestag Ende vergangener Woche das Gesetz für den Aufbau eines 9.700 km langen Wasserstoff-Kernnetzes endlich verabschieden konnte. Das Ganze muss nun noch den Bundesrat passieren. Damit bietet sich Unternehmen zwar noch lange kein Schlaraffenland, in dem Gewinne nur darauf warten, abgeschöpft zu werden. Doch gerade in Sachen Planungssicherheit geht es langsam in die richtige Richtung. Der klar ersichtliche Wille der Politik, grünen Wasserstoff als zentralen Baustein der Energiewende zu etablieren, bleibt unverändert ein positiver Faktor, und das auch aus Sicht der Aktionäre.
Plug Power und Ballard Power weiter unter Druck
Nun soll an dieser Stelle nicht umgekehrt der Eindruck erweckt werden, als wäre in Sachen Wasserstoff alles in bester Ordnung. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass es vor allem ökonomisch noch enorme Herausforderungen gibt. Das bekommt allen voran Plug Power zu spüren, wo ehemalige Versprechen viel zu oft enttäuscht wurden. Aktuell sehen die Anleger hier verhalten bis skeptisch in die Zukunft. Der Aktienkurs fiel in der vergangenen Woche wieder unter die Marke von 3 US-Dollar und landete zum Wochenende bei mageren 2,89 Dollar.
Plug Power Aktie Chart
Nur unwesentlich besser sieht es bei Plug Power aus, wo es immerhin noch für 2,94 Dollar reichte. In beiden Fällen wurden aber mindestens aus psychologischer Sicht wichtige Marken unterschritten. Es fehlt an Großaufträgen, welche für die Zukunft den Weg aus den roten Zahlen heraus erkennen lassen würden. Eben das setzt auch der Aktie von Nel ASA zu, welche an den hiesigen Handelsplätzen mit Verlusten von knapp drei Prozent in die neue Woche startete. Eine spontane Erholung aus der Vorwoche hat sich hier schon wieder in Luft aufgelöst.
Wider den Erwartungen
Es gibt aber auch positive Beispiele wie etwa SFC Energy. Der deutsche Brennstoffzellenspezialist kann schon heute schwarze Zahlen vorweisen und arbeitet weiterhin fleißig am Wachstum. Beim Aktienkurs macht sich dies zwar nur bedingt bemerkbar und die miese Stimmung hinterlässt so ihre Spuren. Doch der grundsätzliche Beweis dafür, dass Wasserstoff aus ökonomischer Sicht nicht per se ein aussichtsloses Unterfangen ist, konnte durchaus schon erbracht werden.
Erwartungen haben es oftmals an sich, über das Ziel hinaus zu schießen, was in beide Richtungen gilt. Die fulminanten Hoffnungen im Wasserstoff-Sektor vor einigen Jahren konnten bisher nicht erfüllt werden, worauf eine nun schon länger anhaltende Phase der Ernüchterung folgte. Das ist ein idealer Nährboden für Untergangspropheten, welche nun das Projekt Wasserstoff als Ganzes infrage stellen und von exorbitanten Kosten sowie einer geringen bis nicht vorhandenen Nachfrage sprechen. Doch auch solche Erwartungen könnten sich letztlich als Trugschluss erweisen.
Kein Blackout in Sicht
Erinnert sei an dieser Stelle an den genau vor einem Jahr erfolgten Atomausstieg, der im Vorfeld noch heiß diskutiert wurde. Kritiker warnten damals noch vor möglichen Blackouts. Tatsächliche „Blackout-News“ waren in den vergangenen 366 Tagen aber keine zu sehen. Nicht ein einziges Mal ging das Licht in der Bundesrepublik aus und die größten Ängste erwiesen sich als haltlos. Es wäre ja möglich, dass die aktuellen Sorgen um die Zukunft von Wasserstoff ebenfalls etwas zu weit greifen.
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