Liebe Leserin, Lieber Leser,
Nikola hat in den letzten Jahren mehrere Krisen hinter sich, wobei auch immer wieder der Chefposten neu besetzt wurde. In dieser Zeit konnte der Truckhersteller zwar manchen Fortschritt auf die Beine stellen. Das große Comeback gab es aber nicht zu sehen. In den letzten Monaten war es nun derart still um das Unternehmen geworden, dass manch einer es wohl bereits vollständig abgeschrieben haben dürfte.
Vollkommen untätig ist der US-Konzern aber offensichtlich nicht. Wie „electrive.net“ berichtet, sollen noch in diesem Monat zehn weitere Brennstoffzellen-Lkw an IMC Logistics ausgeliefert werden. Anfang 2023 wurde dazu eine Vereinbarung geschlossen, welche die Lieferung von insgesamt 50 Wasserstoff-Lkw vorsieht. Bis Jahresende soll diese vollumfänglich erfüllt sein. Das ist ein kleiner Schritt nach vorne, aber für die Anleger freilich keine Neuigkeit. Erfreulich ist allenfalls, dass Nikola nicht wieder für neue Enttäuschungen sorgt.
Es wird nicht einfacher für Nikola
Offen bleibt für den Moment, ob und inwiefern das Ganze den Bilanzen von Nikola auf die Sprünge helfen wird. Die Hoffnungen der Anteilseigner halten sich diesbezüglich schwer in Grenzen. An der Börse ging es heute Morgen nur um knapp ein Prozent bis auf 0,63 Euro aufwärts. Auf Jahressicht sind weiterhin Verluste von knapp 65 Prozent zu verzeichnen.
Nikola Aktie Chart
Es ist erfreulich, dass es hier und dort noch Interesse an den Wasserstoff-Lkw von Nikola gibt. Doch mit ein paar Dutzend Auslieferungen wird der Konzern sich kaum über Wasser halten können. Anhaltende Verluste lassen die Anleger offen am Unternehmen zweifeln. Noch dazu fällt die Charttechnik weiterhin katastrophal aus und es droht der Rauswurf aus dem Nasdaq, sollte der Kurs nicht bis zum Sommer auf magische Weise aus dem Pennystock-Bereich ausbrechen. Gefragt wären für einen echten Turnaround neue Bestellungen, und das möglichst im ganz großen Stil. Träume davon allein können die Aktie schon lange nicht mehr tragen.
Entwicklung des operativen Cashflows von Nikola
Wasserstoff: Ein teurer Spaß
Mit Schwierigkeiten steht Nikola freilich nicht alleine da. Der gesamte Wasserstoff-Sektor erfährt aktuell eine gedrückte Stimmung. In Spanien etwa ist geplant, die enormen Mengen an erneuerbaren Energien aus Sonnenkraft in Zukunft für die Herstellung von grünem Wasserstoff zu nutzen. Der Aufbau der dazu nötigen Infrastruktur ist bereits in vollem Gange. Doch es fehlt noch an Elektrolyseuren und noch dazu könnten die Wasservorräte sich als problematisch erweisen. Spanien gilt als eines der trockensten Länder in Europa, was sich mit dem Klimawandel und zunehmenden Dürren noch weiter verschärfen könnte.
Hierzulande machte sich kürzlich derweil das Energiewirtschaftliche Institut an der Universität zu Köln (EWI) Gedanken um die Speicherung von Wasserstoff. Soll der alternative Kraftstoff in Zukunft tatsächlich zum Einsatz kommen, um Dunkelflauten und andere Phasen geringer Erträge durch Wind und Sonne zu überbrücken, so braucht es freilich möglichst große eingelagerte Vorkommen. Umsetzen ließen solche sich unter anderem in Salzkavernen.
Doch genau wie die Herstellung von grünem Wasserstoff wird das wohl kein günstiges Unterfangen werden. Die Experten rechnen mit Kosten von 0,66 bis 1,75 Euro je Kilogramm, was beim Heizwert die Speicherungskosten auf bis zu 5,25 Cent je kWh treiben könnte. Damit würden die Speicherkosten bis zu einem Viertel der Gesamtkosten bei der Bereitstellung von Wasserstoff ausmachen. Das ist problematisch, weil Wasserstoff schon jetzt als zu teuer gilt, um konkurrenzfähig zu fossilen Kraftstoffen zu sein. Speicherungskosten finden dabei bei mancher Berechnung noch nicht einmal Berücksichtigung.
Keine Stimmungswende bei Nel ASA
Natürlich handelt es sich dabei nur um eine Momentaufnahme und den Ist-Zustand. Fest damit zu rechnen ist, dass die Kosten für Wasserstoff in Zukunft weiter sinken werden. Gerade Investoren bekommen dies nun aber schon seit Jahren zu hören und können nur enttäuscht feststellen, dass sich erstaunlich wenig in der Praxis getan hat. Selbiges gilt auch für die Auftragslage bei Nel ASA.
Die Norweger haben mit aller Kraft daran gearbeitet, ihre Kapazitäten sowohl im Elektrolyseurgeschäft als auch bei der Kraftstoff-Sparte zu steigern. Das ist schön und gut, doch es fehlt nun schon seit geraumer Zeit an neuen Abnehmern und damit auch immer mehr an Argumenten, noch mehr Geld für weitere Expansionen in die Hand zu nehmen. Das wäre vielleicht noch verschmerzbar, würde Nel bereits Gewinne erwirtschaften. Dummerweise ist das Gegenteil der Fall und im Zuge dessen scheinen die Zweifel mit jedem Tag größer zu werden. Der Aktienkurs kämpft auch heute weiter darum, nicht unter die Marke bei 0,40 Euro und damit ins Bodenlose zu fallen.
Plug Power: Es bleibt dabei
Ambitionen für eine Bewegung in Richtung Norden gab es bei Plug Power schon eher zu sehen. Für einen Durchbruch hat es aber leider nicht gereicht. Am Mittwoch bewegten die Bullen die Aktie noch über die Marke bei 4 US-Dollar, welche sowohl charttechnisch als auch psychologisch nicht unwichtig ist. Tags darauf ging es aber schon wieder um knapp drei Prozent auf 3,90 Dollar abwärts. Spontane Euphorie sieht definitiv anders aus.
Es bleibt dabei, dass der Wasserstoff-Sektor von den Marktakteuren momentan kritisch beäugt wird. Der Fokus liegt klar auf Risiken und Ungewissheiten, nachdem zum Ende des vergangenen Jahrzehnts bis hinein in die Corona-Jahre noch theoretische Chancen überproportional gewichtet wurden. Vielleicht werden wir noch sehen, dass sich die Stimmung irgendwo zwischen diesen beiden Extremen einpendelt. Das wäre schon genug, um für eine kräftige Erholung bei Wasserstoff-Aktien zu sorgen. Bürgen lässt sich für ein solches Szenario aber leider auch nicht.
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