Liebe Leserin, Lieber Leser,
obschon ich selbst nicht in Aktien investiere und mir zumindest einbilde, dadurch so neutral wie möglich berichten zu können, schaue ich dieser Tage jeden Morgen besonders gespannt auf die Entwicklung an den Aktienmärkten. Besonders bei der Nel ASA-Aktie drücke ich regelrecht die Daumen dafür, dass die jüngste Erholung sich tatsächlich als Trendwende und nicht nur als Strohfeuer erweisen mag.
Bislang hinterlässt der Titel dabei einen guten Eindruck, woran auch rote Vorzeichen am Freitagmorgen nicht zwingend etwas ändern. Nachdem die Kurse gestern zeitweise über 0,60 Euro stiegen, nahmen die ersten Anleger allem Anschein nach Gewinne mit. Die sollte sich heute Morgen fortsetzen und es ging zunächst um rund zwei Prozent bis auf 0,58 Euro in die Tiefe.
Nel ASA kann sich behaupten
Sollten die Bullen weitere Abschläge verhindern können, würde Nel ASA auf diesem Niveau noch immer eine gute Figur abgeben. Natürlich bleibt der Titel weit entfernt von historischen Höchstständen und auch die Linie bei 1,20 Euro, welche vor rund einem Jahr noch als Unterstützung galt, liegt in schier unerreichbarer Ferne. Doch es gelingt eben auch, die zuletzt überwundenen Widerstände bei 0,50 Euro und 0,54 hinter sich zu lassen. Damit bleibt aus charttechnischer Sicht die Hoffnung bestehen, dass eine Trendwende zumindest eingeleitet wurde.
Nel ASA Aktie Chart
Schwer abhängig wird die weitere Entwicklung aber davon sein, dass die Schlagzeilen in nächster Zeit möglichst positiv ausfallen werden. Was passiert, wenn Neuigkeiten ausbleiben, lässt sich hingegen sehr schön bei Plug Power beobachten. Dort fallen kurze Phasen von Euphorie sehr schnell in sich zusammen, was sich am Donnerstag einmal mehr wiederholen sollte.
Plug Power im Tal der Tränen
Die Ankündigung einer Partnerschaft mit dem Flughafen in Atlanta und großen Flugzeugbauern für eine Machbarkeitsstudie rund um grünen Wasserstoff in der Luftfahrt ließ die Plug Power-Aktie zeitweise fröhlich in die Höhe schießen. Darauf folgte nun eine ebenso heftige Korrektur. Der Donnerstag ließ die Kurse um 9,8 Prozent auf nur noch 3,08 US-Dollar dahinschmelzen. Immerhin gab es nachbörslich noch eine kleine Erholung zu sehen.
Dennoch bleibt die hohe Volatilität erhalten und dabei dürfte es bleiben, solange es auf fundamentaler Seite an echten Fortschritten fehlt. Es schien zuletzt zwar, als würden die Anleger weit entfernte Zukunftschancen wieder etwas mehr würdigen können. Ganz offensichtlich hat die Zuversicht aber weiterhin recht enge Grenzen. Zu hoffen bleibt, dass Plug Power wenigstens den Support bei 3 Dollar halten können wird.
Volvo setzt auf Wasserstoff
Chancen rechnet man sich bei Wasserstoff unter anderem aus, wenn es um den Logistiksektor geht. Für den Betrieb von Lkw scheint der Kraftstoff alternativlos zu sein, um eines Tages die klimaschädlichen Emissionen auf 0 senken zu können. Das ist auch Volvo bewusst und der schwedische Konzern kündigte nun an, ab dem Jahr 2026 Wasserstoffmotoren gemeinsam mit Kunden testen zu wollen. Bis zum Ende des Jahrzehnts sollen dann fertige Fahrzeuge auf den Markt kommen.
Due Bundesregierung geht bei der Förderung der Wasserstoff-Mobilität momentan eher rückwärts, was dem Ganzen aber noch längst nicht vollständig den Saft abgedreht hat. Das zeigt sich in Frankfurt am Main, wo Wasserstoff bereits im täglichen Einsatz ist. Die „Frankfurter Rundschau“ widmete kürzlich einen Artikel dem örtlichen Busunternehmen In-der-City-Busgesellschaft (ICB), welches bereits 23 Wasserstoffbusse durch die Main-Metropole rollen lässt. In Zukunft sollen es noch mehr werden.
Everfuel schafft Grundlagen
Betankt werden die Gefährten an einer von Everfuel errichteten Wasserstofftankstelle, die bei Bedarf noch erweitert oder sogar an einen anderen Standort verfrachtet werden kann. Sollte das Projekt sich also behaupten können, würden sich hier für das dänische Unternehmen wohl weitere Chancen ergeben. Vor allem aber beweist der bereits stattfindende Betrieb, dass Wasserstoff eben nicht nur eine reine Träumerei ist.
Zwar kommt bisher noch gelber Wasserstoff zum Einsatz, der als Abfallprodukt der chemischen Industrie in Frankfurt-Höchst anfällt. Durch den Zukauf von Zertifikaten wird der Kraftstoff aber zumindest auf dem Papier grün. Zudem spricht nichts dagegen, das Ganze in Zukunft auch mit tatsächlich grünem Wasserstoff zu betreiben. Alle Beteiligten schaffen dafür mit ihren Bemühungen die nötigen Grundlagen.
ITM Power bleibt glücklos
Es bleibt aber dabei dass dieses und auch andere durchaus interessante Projekte den Charakter einer Machbarkeitsstudie haben. Es fehlt weiterhin an wirklich großen Vorstößen aus Politik und Wirtschaft, um Wasserstoff endgültig aus der Nische zu heben. Die letzten Tage gab es zwar einige positive Meldungen, doch zu viel davon beschäftigte sich eher vage mit einer weit entfernten Zukunft.
Nur stellenweise führte dies dann zu Ausrufezeichen in dem einen oder anderen Chart. Das britische Unternehmen ITM Power konnte leider nur unbeteiligt zusehen. Statt einen Angriff auf die Linie bei 0,70 Euro zu wagen, fiel die Aktie jüngst wieder knapp unter 0,60 Euro. Selbst mit viel Wohlwollen bestätigt sich hier bestenfalls eine Seitwärtsbewegung. Es braucht aber auch nicht viel Fantasie, um angesichts von Verlusten in Höhe von 28 Prozent auf Jahressicht einen noch immer aktiven Abwärtstrend zu erkennen.
Verschnaufpause?
Doch nur weil die Kurse heute wieder bevorzugt in Richtung Süden tendieren, sollen die Erfolge der Bullen der laufenden Woche nicht schlechtgeredet werden. Vor allem bei Nel ASA zeigt sich, dass noch Leben im Sektor steckt und ansehnliche sowie charttechnisch relevante Erholung noch längst kein Ding der Unmöglichkeit sind. Die Nachrichtenlage muss aber mitspielen, um das Sentiment nicht wieder viel zu schnell abflauen zu lassen.
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