Liebe Leserin, Lieber Leser,
Während in Deutschland noch über Heizungen sowie Sinn und Unsinn von Wasserstoff heftig diskutiert wird, macht man anderswo schon Nägel mit Köpfen. In Namibia etwa soll die Produktion mit großen Schritten vorangetrieben werden, wie dem „Handelsblatt“ zu entnehmen will. Rund zehn Milliarden US-Dollar sollen dort an Investitionen in ein Vorhaben fließen, welches künftig eine enorme Produktion von grünem Wasserstoff ermöglichen soll. Das entspricht mal eben dem gesamten BIP des afrikanischen Landes.
Begleitet wird das Ganze vom Aufbau gigantischer Wind- und Photovoltaikanlagen. Sieben Gigawatt sollen für die Anlage zur Verfügung stehen. Das stellt selbst den jährlichen Ausbau in Deutschland ein wenig in den Schatten. Zum Zuge kommen allerdings nicht die Lieblinge der Aktionäre. Der Auftrag ging stattdessen an Hyphen Hydrogen Energy, an welchem unter anderem das deutsche Unternehmen Enertrag beteiligt ist.
Keine neuen Impulse bei Nel ASA
Eine schlechte Nachricht ist das Ganze dennoch auch für Aktionäre nicht. Denn immerhin tut sich etwas in Sachen Wasserstoff und es ist grundsätzlich erfreulich, dass dabei auch mal wieder das eine oder andere Superlativ fällt. Es scheint dennoch zu wenig zu sein, um die Anteilseigner von Nel ASA in Freudenstimmung zu versetzen. Die Aktie der Norweger ringt weiterhin um eine klare Richtung und hat sich derzeit bei eher überschaubaren 1,23 Euro festgebissen.
Nel ASA Aktie Chart
Nachdem der Verkaufsdruck in den letzten Tagen wieder zugenommen hat, hält das Papier sich immerhin oberhalb der wichtigen Marke von 1,20 Euro. Da gibt es noch keinen Grund, um schon in Panik zu verfallen. Die Seitwärtsbewegung im Chart ist aber kaum mehr von der Hand zu weisen und es ist etwas enttäuschend, dass selbst die erfreulichen Quartalszahlen, die schon Ende April verkündet wurden, nicht für mehr Auftrieb sorgen konnten. Hoffen dürften die Bullen weiterhin auf gute Neuigkeiten. Am Horizont zeichnen sich solche zwar nicht ab. Wie der Blick auf den Auftragseingang zeigt, muss das aber nicht unbedingt etwas heißen.
Plug Power erholt sich wieder
Sehr wechselhaft geht es weiterhin bei den Anteilsscheinen von Plug Power zu. Jene erlebten am Mittwoch nach einem satten Kurssprung am Vortag eine scharfe Korrektur. Jene beförderte den Kurs wieder unter die psychologisch nicht ganz unwichtige Marke bei 8 Euro. In den heutigen Handel startet der Titel zwar wieder mit Auftrieb. Für klare Kaufsignale reichte es bis zum Vormittag aber leider noch nicht.
Um knappe drei Prozent konnte sich Plug Power zunächst verbessern und damit bis auf 7,95 Euro ansteigen. Das ist zu wenig, um über die nächste mögliche Rallye zu spekulieren. Es reicht aber aus, um weiter auf eine Stabilisierung zu hoffen. Eine solche wäre nach den herben Verlusten der letzten Wochen und Monate bitter nötig. Allein seit Jahresbeginn ging es für die Plug Power-Aktie um 34 Prozent in die Tiefe. Hauptverantwortlich dafür sind Enttäuschungen bei den Quartalszahlen und so manches nicht eingehaltene Versprechen seitens des Managements.
Wasserstoff-Aktien treten auf der Stelle
Auch bei anderen Aktien aus dem Sektor scheint sich heute nicht allzu viel zu tun. Ballard Power bewegt sich immerhin im grünen Bereich. Ob Zugewinne von 0,1 Prozent im morgendlichen Handel wirklich der Rede wert sind, lässt sich aber wohl problemlos anzweifeln. ITM Power tritt derweil vollkommen auf der Stelle, bleibt mit 0,82 Euro aber zumindest den jüngsten Tiefstständen fern. Ob man sich darüber freuen kann, dürfte maßgeblich vom Einstiegszeitpunkt abhängen. Wer schon länger dabei ist, hat noch immer kaum Grund zur Freude.
Mitverantwortlich dafür ist aktuell zu nicht unwesentlichen Teilen der nicht enden wollende Schuldenstreit in den USA. Es bleiben nur noch wenige Tage, um eine Zahlungsunfähigkeit der größten Volksrepublik der Welt zu verhindern. Sichtbare Fortschritte gab es dabei zuletzt nicht. Im Fall der Fälle könnte uns eine waschechte Finanzkrise bevorstehen, die auch in Europa ihre Spuren hinterlassen wird. Das gilt im Besonderen mit Blick auf den Wasserstoff-Sektor.
Die lähmende Angst bei Nel ASA, Ballard Power und Co
Es ist derzeit kaum auszuschließen, dass Investitionen in Wasserstoff möglicherweise zurückgefahren werden könnten. Genau das fordern die Republikaner vom US-Präsidenten Joe Biden, wenn auch indirekt. Letzterer soll geplante Ausgaben massiv reduzieren, wovon so ziemlich alle nur erdenklichen Bereiche betroffen sein könnten. Dass Subventionen für Wasserstoff da unter die Räder geraten könnten, ist natürlich für den Moment nur eine blanke Spekulation. Die allein hinterlässt aber offenbar schon dezent Spuren an den Märkten.
Auf Fortschritte bei den Verhandlungen können wir weiterhin nur ungeduldig warten. Ich selbst hege die Hoffnung, dass zumindest mit Blick auf Wasserstoff-Förderungen am Ende gar nicht viel passieren wird und sich die Anleger schon allein aufgrund einer dann einsetzenden Erleichterung alsbald wieder über steigende Aktienkurse im Wasserstoff-Segment freuen können. Doch Hoffnung allein ist an der Börse leider nicht immer der beste Ratgeber. In jedem Fall gilt es, in den nächsten Tagen den Nachrichtenticker sehr genau im Auge zu behalten. Denn bei vielen Titeln könnte sich auch charttechnisch durchaus noch eine Richtungsentscheidung ergeben.