Liebe Leserin, Lieber Leser,
es hat eine ganze Weile gedauert, doch nun endlich steht der Entwurf für das deutsche Wasserstoffkernnetz. 20 Milliarden Euro sollen fließen, um ein Transportnetz von insgesamt 9.700 Kilometern bis zum Jahr 2032 in die Tat umzusetzen. Erst vor wenigen Monaten beschlossen, wird nun aber schon wieder Kritik an den Plänen laut. Gezweifelt wird vor allem daran, ob die eingeplanten Kapazitäten überhaupt benötigt werden. Als Kritiker tritt unter anderem Benjamin Pfluger auf, wie das „Handelsblatt“ berichtet. Pfluger ist für die renommierte Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastruktur und Geothermie tätig. Sein Wort hat also ein gewisses Gewicht.
Wasserstoff-Aktien: Ständige Zweifel helfen nicht weiter
Grundsätzlich passe zwar die Größenordnung des Transportbedarfs für Wasserstoff. Allerdings werden die Kapazitäten nach den Schätzungen von Pfluger erst deutlich später als 2032 benötigt. Davon geht auch Michael Kruse aus, seines Zeichens Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion. In der Ampel-Koalition scheint es also auch manche Unstimmigkeit zu geben.
Befürchtet wird, dass durch den Aufbau von Überkapazitäten hohe und letztlich unnötige Kosten verursacht werden. Zu erwartende Netzentgelte könnten sogar das Interesse der Industrie zurückhalten, so die Kritiker. Was am Ende der richtige Ansatz sein mag oder nicht, sei an dieser Stelle dahingestellt. Für Anleger ist die erneute Uneinigkeit in der Sache aber mit Sicherheit etwas frustrierend. Denn sich abzeichnende, neue Streitigkeiten sorgen nur noch für mehr Unsicherheit in einem Sektor, der in den letzten Monaten ohnehin schwer Federn lassen musste.
Wo soll der Wasserstoff herkommen?
Selbst wenn der Bedarf bis zum kommenden Jahrzehnt rasant ansteigen sollte und das angedachte Netz letztlich doch benötigt wird, so bleibt auch die offene Frage, wo der ganze Wasserstoff eigentlich herkommen soll. 58 Gigawatt sollen bis zum Jahr 2032 aus Importen bezogen werden. Benjamin Pfluger fehlt laut eigener Aussage die „Fantasie“, um derartige Mengen bis zu diesem Zeitpunkt nach Deutschland fließen zu sehen. Damit wird auch aus ganz praktischen Gründen infrage gestellt, ob das geplante Wasserstoffnetz als verhältnismäßig angesehen werden darf.
Im Bundeswirtschaftsministerium gibt man sich angesichts der neuen Kritik eher gelassen. Die geplanten Maßnahmen könnten ohnehin noch angepasst werden, sollte sich dazu die Notwendigkeit ergeben. Die Rede ist dabei von zeitlichen Verschiebungen oder auch Kürzungen. Eine gewisse Flexibilität scheint also vorhanden zu sein. Ob damit die Kritik verstummen wird, bleibt abzuwarten. Doch von Investitionssicherheit kann wohl nur bedingt die Rede sein, wenn der Ausbau mit klaren Eventualitäten versehen wird.
Nel ASA und die anhaltenden Zweifel
Wasserstoff soll so schnell wie möglich und in möglichst großen Mengen in die hiesigen Netze finden, um damit unter anderem Kraftwerke zu betreiben. Das Ganze soll aber möglichst günstig ausfallen, und in dieser Hinsicht lassen die Märkte noch schwer zu wünschen übrig. Das bekommen die Unternehmen schon seit einer Weile zu spüren. Vor allem grüner Wasserstoff ist aktuell noch derart teuer, dass nicht wenige potenzielle Abnehmer nur abwinken. Mit dem Rückgang der Preise für Strom und Gas hat sich dies nur noch weiter verschärft.
Nel ASA wartet vergeblich auf neue Großaufträge und die Anleger scheinen immer mehr die Hoffnung zu verlieren. Obschon die jüngsten Zahlen besser als befürchtet ausfielen, fehlt es an der Börse unverändert an Auftrieb. Am Dienstag ging es zeitweise bis auf die wichtige Linie bei 0,40 Euro zurück, welcher die Aktie des Unternehmens auch heute Morgen schon wieder einen Besuch abstattete.
Nel ASA Aktie Chart
Um es möglichst schonend auszudrücken: die Nel ASA-Aktie befindet sich in einer herausfordernden Lage. Ein nachhaltiger Sturz unter die Linie bei 0,40 Euro könnte den nächsten Kurssturz nach sich ziehen. Es steht zu vermuten, dass nicht wenige der letzten treuen Anteilseigner eben hier einen Stopp ziehen. Ein möglicher Ausverkauf könnte die Kurse recht schnell in Richtung Allzeit-Tief lenken, welches unterhalb von 0,30 Euro anzutreffen ist.
Plug Power in der Dauerkrise
Bei Plug Power sieht die Lage zumindest etwas freundlicher aus. Die Aktie des Konzerns hat zwar ebenfalls zu kämpfen, hält sich aber ihre Tiefststände bisher noch erfolgreich auf Abstand. Zudem gab es jüngst einige erfreuliche Nachrichten, sowohl mit Blick auf Produktionskapazitäten als auch neue Aufträge und die finanzielle Ausgangslage. Anders als zu Jahresbeginn zweifelt Plug Power nicht mehr grundsätzlich am eigenen Fortbestehen.
Letzteres ist zwar eine Erleichterung, darf von einem Börsenunternehmen aber wahrscheinlich vorausgesetzt werden. Es ist also nicht so, als hätte Plug Power die ganz große Wende bereits geschafft. Gelungen ist es lediglich, den drohenden Untergang abzuwenden und halbwegs zurück in die Spur zu finden. Der Aktienkurs bildet dies ab, nicht mehr und nicht weniger. Am Mittwochmorgen standen 3,39 Euro auf der Anzeigetafel. Das sind über 50 Prozent mehr als zu den Tiefständen im Januar, aber eben auch fast 75 Prozent weniger als noch vor einem Jahr.
Quo vadis?
Die Fragezeichen rund um Wasserstoff-Aktien scheinen eher größer denn kleiner zu werden. Gefragt wäre vor allem Einigkeit, kraftvolle Investitionen und ein klares Bekenntnis der Politik zu dem alternativen Kraftstoff. Stattdessen verliert man sich gerne in Detailfragen und in den USA steht mit Donald Trump aller Voraussicht nach ein Präsidentschaftskandidat zur Wahl, der sich emissionsfreien Kraftstoffen gegenüber wiederholt skeptisch geäußert hat. Die Verunsicherung an der Börse ist in dieser Lage wohl nur nachvollziehbar. Wasserstoff bietet zwar noch immer große Chancen. Es lässt sich aber auch kaum leugnen, dass das Wachstum bisher deutlich langsamer vonstattengeht, als es sich viele vor einigen Jahren noch ausgemalt hatten.
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