Liebe Leserin, lieber Leser,
war die UN-Klimakonferenz 2021 in Glasgow nun eine Enttäuschung oder ein Erfolg? Die Meinungen mögen da bei Politik und Wissenschaft auseinandergehen. Was für uns interessanter ist: Wie reagiert die Wirtschaft? Was bedeutet das für die Wasserstoff-Aktien? Außerdem im heutigen Wasserstoff Briefing: Welche Wasserstoff-Aktie hat das Zeug zum neuen Börsenliebling?
Während man in Glasgow über den Kohleausstieg debattierte und deswegen sogar in die Verlängerung musste, haben Unternehmen Fakten geschaffen und ihre eigenen Wasserstoffstrategien durchgezogen und ausgebaut. Denn dass nicht nur Staaten sondern auch Industrie- und Energiekonzerne eine solche haben, darauf haben wir schön des öfteren hingewiesen.
Daimler setzt auf Wasserstoff-Lkw
Ein Beispiel dafür ist in diesen Tagen Daimler. Laut übereinstimmender Medienberichte hält der Konzern wohl nicht länger an mit Diesel betriebenen Lkw fest. Stattdessen ist das Unternehmen bzw. dessen Nutzfahrzeugsparte Daimler Truck mit dem französischen Energiegiganten Totalenergies eine Partnerschaft eingegangen.
Ziel und Zweck ist der Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur für Schwerlastwagen. Dies teilten beide Unternehmen am vergangenen Mittwoch mit. Wie zu lesen war, planen die beiden Konzerne demnach, sowohl beim Beschaffen von Wasserstoff als auch beim Entwickeln von Wasserstoff-Lkw zu kooperieren.
Daimler Truck soll an die Börse
So beabsichtige Totalenergies, bis 2030 „direkt oder indirekt bis zu 150 Wasserstofftankstellen in Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg und Frankreich zu betreiben“. Daimler Truck wolle dementsprechend bis 2025 auch wasserstoffbetriebene Brennstoffzellen-Lkw an seine Kunden in den Niederlanden, Belgien, Luxemburg und Frankreich liefern.
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Im Zusammenhang mit diesem Vorhaben weisen die Berichterstatter außerdem auf die geplante Abspaltung der Sparte Daimler Truck hin. Daimler Truck soll demnach bis Weihnachten an die Börse gebracht werden. Wobei ein genauer Termin noch ausstehe, hieß es weiter. Der möglichen Börsenwert von Daimler Truck liege nach Schätzungen bei etwa 40 Milliarden Euro.
Thyssenkrupp: Wasserstoff statt Kohle
Auch bei Thyssenkrupp war man in der vergangenen Woche alles andere als untätig, was das Thema Wasserstoff angeht: So gab es am gestrigen Montag Neuigkeiten vom Projekt „H2Stahl“. Dabei geht es um den Einsatz von Wasserstoff in der Stahlproduktion.
Dafür erprobe man derzeit im Stahlwerk von Thyssenkrupp in Duisburg, wie Wasserstoff Kohle bei der Roheisenherstellung im Hochofen ersetzen könne. Die Erprobung geschieht demnach im laufenden Betrieb. Ziel des Projekts „H2Stahl“, das auf fünf Jahre angelegt ist, ist natürlich, die CO2-Emissionen zu reduzieren und damit einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
Globales Wasserstoff-Geschäft
Beteiligt sind daran neben Thyssenkrupp der Gasspezialist Air Liquide und ein Forschungsinstitut. Das Bundesministerium fördere das „Reallabor der Energiewende“ mit rund 37 Millionen Euro, hieß es weiter. Die NRW-Landesregierung unterstütze zudem ein Teilprojekt mit weiteren 5,3 Millionen Euro. Wasserstoff solle demnach bald als Komplett-Ersatz für Kohlenstoffe dienen.
Doch nicht nur vor der eigenen Haustür mischt Thyssenkrupp beim Wasserstoff-Geschäft mit: So plant der Konzern, sein Engagement im Industrienetzwerk Dii Desert Energy für nachhaltige Energie aus der Wüste verstärken. Daher wolle der Konzern Anteilseigner der Trägergesellschaft werden. Darüber berichtete das Handelsblatt.
Muss Klimaschutz teuer sein?
Das 2009 unter dem Namen „Desertec Industrial Initiative“ gestartete Netzwerk investiere bewusst in die Erzeugung erneuerbarer Energien in den Wüstengebieten Nordafrikas und des Nahen Ostens, hieß es. Bei Thyssenkrupp betone man daher das Potenzial der Region: Sie könne zum „Vorreiter“ für die Realisierung von Großprojekten für „grünen Wasserstoff“ und „grünem Ammoniak“ werden.
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Bleiben wir noch einen Moment beim Thema Klimaschutz im allgemeinen. Gemeinhin gilt ja, gerade in der öffentlichen Diskussion in Deutschland: Der Klimaschutz wird teuer und uns alle viel kosten. Man kann das aber auch anders sehen. Darauf hat Spiegel-Kolumnist Thomas Fricke jüngst hingewiesen.
Klimaretten spart Geld
Tenor seines Meinungsbeitrags: Aufgrund der weltweiten Nachfrage nach erneuerbaren Energien ist es naheliegend und wahrscheinlich, dass sich die Kosten dafür bald rechnen. Dass die Klimarettung letztlich sogar Geld spare. Es gehe daher darum, „die Märkte für die neuen Technologien so schnell wie möglich wachsen zu lassen – um möglichst schnell die Phase fallender Kosten zu erreichen“.
Als Belege dafür nennt der Autor u. a. eine aktuelle Studie britischer Ökonomen, Schätzungen einer Expertengruppe aus Brüssel und Prognosen des Bloomberg New Economy Forum. Diese befassten sich beispielsweise mit den Kosten für Elektroautos.
„Glänzende Aussichten“ für Wasserstoff-Aktien
Im Hinblick auf steigende Nachfrage und entstehende Märkte ließe sich in diesem Zusammenhang auch die US-Investmentbank Jefferies zitieren. Jefferies hat jüngst den Wasserstoff-Sektor unter die Lupe genommen. Zu Unrecht stünden demnach die Wasserstoff-Aktien bisher noch im Schatten der anderen alternativer Energien. Denn die Aussichten der Wasserstoff-Aktien seien glänzend, hieß es.
Laut übereinstimmender Medienberichte geht Analyst Will Kirkness für die kommenden Jahre von einer „rasanten Nachfrage“aus. Tatsächlich dürften die Kapazitäten 2030 den Bedarf nicht decken können. Dabei benannte der Analyst auch seine Favoriten unter den Wasserstoff-Aktien: In Europa sind das ITM Power (Großbritannien), Nel ASA (Norwegen) und Powercell (Schweden).
Enorme Wachstumsraten
Der Markt für Wasserstoff dürfte sich demnach in den kommenden Jahren verachtfachen, hieß es. Bei den notwendigen Anlagen für die Erzeugung von Wasserstoff sei von noch um weitaus höheren Raten auszugehen. Stichwort: Elektrolyseure. Hier ist von einem Wachstum um das 800fache die Rede.
Dass die Bewertungen der Wasserstoff-Aktien derzeit noch etwas im Missverhältnis zu den operativen Gewinnen stehen, räumt der Analyst demnach ein. Mit letzteren sei wohl ohnehin nicht vor 2025 zu rechnen. Es gehe ihm stattdessen um „die langfristigen Chancen im Rahmen einer Analyse der abgezinsten Zahlungsströme“, wie es beim Finanzportal „Onvista“ hieß.
Nel ASA gehört zu den Favoriten
Das größte Kurspotenzial seiner Favoriten sieht der Analyst demnach bei ITM Power mit 70 Prozent. Danach folgt Powercell mit 30 Prozent. Bei Nel ASA könne man von 20 Prozent ausgehen. Nel ASA könnte sich möglicherweise ohnehin bald wieder der Aufmerksamkeit der Aktienmärkte erfreuen.
Das vermutet man zumindest beim „Nebenwerte-Magazin“. Grund dafür ist das nun endlich von US-Präsident Joe Biden unterzeichnete Infrastrukturpaket. Laut Magazin enthält das Paket insgesamt zusätzliche 9,5 Milliarden US-Dollar ausschließlich für Wasserstoff, Wasserstofftechnologien und Wasserstoff-Infrastruktur.
Warum Nel ASA profitieren könnte
Damit wollten die USA die Entwicklung im Wasserstoffsektor weiter beschleunigen, hieß es. Die USA seien demnach nicht gewillt tatenlos zusehen, wie die neue Technologie weltweit Tausende von Arbeitsplätzen schaffe, während die USA aufgrund womöglich fehlender Anschubförderung leer ausgingen.
Anschubförderung – ein etwas sperriges Wort. Aber für Pure Player wie Nel ASA durchaus wichtig. Denn diese brauchen häufig Geld und das Vertrauen der Investoren. Es sei denn auch gut möglich, dass Nel ASA zu den Profiteuren des US-Pakets gehöre, hieß es. Denn schließlich produziere Nel ASA seit rund 23 Jahren in den USA.
Damit schließt sich der Kreis. Ob von Glasgow nun tatsächlich Impulse für den Klimaschutz ausgehen oder nicht: Beim Thema Reduzierung der CO2-Emissionen sind die Wasserstoff-Aktien auf jeden Fall im Spiel.
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