Liebe Leserin, lieber Leser,
Wasserstoff-Aktien sind populärer denn je. Daran haben Analysten-Prognosen großen Anteil. Denn der weltweite Hype um Wasserstoff scheint ein längerfristiges Phänomen zu sein. Daher bekommen Nel ASA, Plug Power und Co immer mehr Aufmerksamkeit. Aufgrund der aktuellen Zahlen und seiner Expansionspläne steht Nel ASA im heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing im Zentrum.
Endlich, möchte man sagen. Der Vorhang ist gelüftet, das Kaninchen aus dem Hut gezaubert: Der norwegische Wasserstoff-Spezialist Nel ASA hat am heutigen Dienstagmorgen seine Zahlen und Ergebnisse für das vierte Quartal 2022 veröffentlicht. Und kaum sind die Zahlen in der Welt beginnt die Bewertung und der Kampf um die Deutungshoheit.
Nel ASA überrascht mit Umsatzwachstum
Man könnte auch sagen, jeder pickt sich jetzt das heraus, was er für wichtig und aussagekräftig hält. So finden sich bei der Präsentation der Finanzergebnisse für das vierte Quartal sozusagen im Kleingedruckten auch Aussagen zum Gesamtjahr. Demnach sind die Erlöse im Gesamtjahr mit 994 Millionen NOK, also 90 Millionen Euro, größer als erwartet ausgefallen.
Nel ASA Aktie Chart
Das entspreche einem Plus von 25 Prozent im Vergleich zu 2021. Der Auftragseingang für das Gesamtjahr 2022 beläuft sich demnach auf 2.275 Millionen NOK. Damit sei ein Anstieg um 135 Prozent gegenüber 2021 zu verzeichnen. Für das Gesamtjahres-EBITDA meldet Nel ASA einen Verlust von -780 Mio. NOK, damit deutlich höher als – 475 Millionen EBITDA im Jahr 2021.
Nel ASA: Starker Auftragsbestand
Der Kassenbestand ist hingegen gewachsen: und zwar von 2.723 Millionen NOK im 4. Quartal 2021 auf nun 3.139 Millionen NOK im 4. Quartal 2022. Nimmt man jetzt noch die anderen Quartalszahlen hinzu, dann ergibt sich ein durchaus gemischtes Bild: So stiegen die Erlöse stiegen im vierten Quartal um 67 Prozent auf 414 Millionen Norwegische Kronen (37,7 Millionen Euro).
Die Schätzung der Experten habe demnach bei knapp 231 Millionen Kronen gelegen, berichtet etwa das Börsenmagazin. Der EBITDA-Verlust belief sich im Schlussviertel demzufolge auf 216 Millionen Kronen. Damit habe Nel ASA die Prognose von 202 Millionen Kronen verfehlt. Als stark und beeindruckend bewertet man allgemein den Auftragsbestand.
Die Kursperformance der Nel ASA-Aktie
Denn hier meldet Nel ASA zum Quartalsende „einen rekordhohen Auftragsbestand“ von 2.613 Millionen. NOK (85 Prozent bezogen auf Elektrolyseure). Das seien 112 Prozent mehr als im vierten Quartal 2021 und 24 Prozent mehr als im Vorquartal. Ein Grund mehr für das Unternehmen in dieser „Kategorie“ mehr oder weniger nachzulegen.
„Meilenstein“ für Nel ASA
Während die Auguren nun mit Argusaugen auf den aktuellen Kursverlauf der Nel ASA-Aktie blicken, – Was mit der Aussage eines Kollegen trefflich beschrieben ist: „Die Kursentwicklung lässt vermuten, dass der Markt weiterhin im Zwiespalt ist.“ – verkündet Nel ASA seine Expansionspläne. Und meldet diesen „Meilenstein“ gleich im Nachklang zu den Finanzergebnissen.
Dabei handelt es sich zwar nicht um eine „Big Order“ im klassischen Sinne, aber die Äußerungen von Nel ASAs CEO Håkon Volldal zu den Expansionsplänen in den USA lassen aufhorchen. Es geht demnach um eine Erweiterung der Produktionskapazität in Wallingford im US-Bundesstaat Connecticut. Dahinter verbirgt sich Folgendes:
Expandieren in den USA
Laut Unternehmensmitteilung hat Nel nun die endgültige Investitionsentscheidung für die Erweiterung der Produktionskapazität seiner PEM-Elektrolyseur-Produktionsanlage in Wallingford, Connecticut, getroffen. Die Erweiterung soll demnach die jährliche Produktionskapazität auf 500 MW im Jahr 2025 erhöhen. Das sei ein wichtiger „Meilenstein“ für Nel ASA, betonte Volldal.
Mit dieser Erweiterung könne man die PEM-Produktionskapazität erheblich steigern und gleichzeitig die Stack-Kosten senken und die Stack-Effizienz verbessern, fuhr er fort. Die Investitionskosten schätz man demzufolge auf etwa 260 Millionen NOK. Die neue Produktionslinie soll im Jahr 2025 die Nennkapazität erreichen.
Gigafactory geplant
Volldal erinnerte an Nel ASAs Engagement in Herøya, Norwegen: Dort habe man die weltweit erste vollautomatische Anlage für alkalische Elektrolyseure eröffnet. „Jetzt werden wir die PEM-Plattform industrialisieren, und die Erweiterung in Wallingford ist ein wichtiger erster Schritt“, sagte Volldal. Nel hat kürzlich mit dem Bau der zweiten Produktionslinie in Herøya begonnen
Die Entwicklung der ~500 MW PEM-Produktionslinie soll laut Nel ASA einen wesentlichen Beitrag zu weiteren Expansionsplänen in den USA leisten. Denn die Entwicklung eines hochwertigen Produktionskonzepts sei entscheidend für die Vorbereitung der geplanten Gigafactory von Nel ASA.
Nel ASA mit Kampfansage an Plug Power
Diese soll demnach ein Potenzial von bis zu ~4 GW Produktionskapazität haben, verteilt auf PEM und Alkaline. Wo der Standort für diese Gigafactory sein soll, endscheidet Nel ASA laut Volldal demnächst. Man habe in den letzten Monaten bedeutenden Aufträge für große Eleketrolyseur-Projekte erhalten, fasste er zusammen und betonte Nels Möglichkeiten, die Produktion zu steigern.
Im Anschluss an die Zahlenpräsentation hat man bei Nel ASA gleichfalls das Thema Elektrolyseure betont: Denn da sich der Markt auf Großprojekte Verlager, habe Nel eine ehrgeizige Strategie für Elektrolyseure entwickelt: „Unser Ziel ist es, der führende Anbieter von Elektrolyseur-Ausrüstung mit einem Marktanteil von 20-30 Prozent außerhalb Chinas zu werden“, formulierte es Volldal.
Wasserstoff-Aktien: Nach den Zahlen ist vor den Zahlen
Kampfansage an Plug Power also? Das hört sich in der Tat fast danach an. Klar, es gibt neben Nel ASA und Plug Power auch noch weitere ernstzunehmende Player, die auf dem heiß umkämpften Markt für Elektrolyseure mitmischen wollen. Doch aktuell sind die beiden Wasserstoff-Schwergewichte dabei kaum wegzudenken.
Wie passend, dass Plug Power als nächster großer Pure Player Zahlen meldet. Am morgigen Mittwoch ist es demnach soweit. Doch, Achtung: Zeitverschiebung – wahrscheinlich lässt sich über die Zahlen des US-amerikanischen Wasserstoff-Spezialisten erst am Donnerstag reden. Auch die Auswirkungen auf die Wasserstoff-Aktien insgesamt dürften uns noch ein paar Tage beschäftigen.