Liebe Leserin, lieber Leser,
Wasserstoff-Aktien sind schon lange kein Geheimtipp mehr. Zwar braucht es für dieses Investment einen langen Atem. Doch die Börsen-Karrieren von Nel ASA, Plug Power und Co bilden die Dynamik der gerade hochlaufenden Wasserstoffwirtschaft schlicht ab. Diese bringt zudem neue Herausforderungen hervor. Darum geht es u.a. im heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing.
Es hat schon schlechtere Wochenstarts für die Plug Power-Aktie gegeben als am heutigen Montagmorgen. So lässt sich den ersten Vormittagsstunden durchaus eine kleine aber deutliche Aufwärtsbewegung der Plug Power-Aktie beobachten. Sodass die aktuelle Meldung der Finanzportals „finanzen.net“ denn auch nicht überrascht:
Plug Power: Erfolgreicher Start
Denn demnach gehörte die Plug Power-Aktie – zumindest zwischenzeitlich – zu den erfolgreichsten Aktien des Tages. Dass dieses nicht viel bedeuten muss, ist klar. Doch in dieser Woche nimmt der Markt jede kleinste Regung bei Plug Power und Nel ASA wahr. Denn schließlich verkünden beide Schwergewichte in dieser Woche ihre Geschäftszahlen und Quartalsergebnisse.
Nel ASA Aktie Chart
Außerdem bewegen sich beide Player in einem „ambivalenten Gesamtmarkt“ (BörsenNews). Dieser könnte durch die Zahlen und die damit verbundenen Ausblicke und Interpretationen zusätzlich in heftige Bewegung geraten. Dabei steht vor allem Nel ASA im Fokus. Denn der norwegische Wasserstoff-Spezialist gibt seine Zahlen bereits am morgigen Dienstag bekannt.
Nel ASA: Welche Sicht setzt sich durch?
Angesichts der aktuellen Kursentwicklung der Nel ASA-Aktie habe es den Anschein, als ob die Börsen mit bereits mit dem Wetten begonnen hätten, beschreibt es ein Kollege. Es sei daher nun die wirklich spannende Frage, welche Seite die Überhand gewinnt und die weitere Performance der Nel ASA-Aktie beeinflusst:
Die Kursperformance der Nel ASA-Aktie
Ist es der – bisher noch zu beobachtende – langfristige positive Trend? Oder doch die Sorge darüber, dass Anspruch und Wirklich bei der Präsentation der Geschäftsergebnisse mal wieder arg auseinanderklaffen? Was wiederum zur Folge hätte, dass auch der Glaube an Nel ASA und zukünftige Gewinne ins Wanken gerät.
Bernstein Research: Daumen hoch für Nel ASA
Wie immer bei einem Schwergewicht einer Branche rufen anstehende Quartalszahlen natürlich auch Analysten auf den Plan, die im Vorfeld Einschätzungen und Erwartungen kundtun. Bei Nel ASA sind das aktuell das US-Analysehaus Bernstein Research (am heutigen Montag) und die kanadische Bank RBC (am vergangenen Freitag).
Laut Agenturmeldungen hat Bernstein Research demnach die Einstufung für Nel ASA auf „Outperform“ mit einem Kursziel von 17 norwegischen Kronen belassen. Zur Begründung habe die verantwortliche Analystin Deepa Venkateswaran in einer am Montag vorliegenden Studie auf die Politik verwiesen, Stichwort Definition von grünem Wasserstoff.
Entscheidende Weichenstellung in der EU
Nach fast einjähriger Verspätung habe die EU-Kommission kürzlich Regeln zur Definition von erneuerbarem Wasserstoff vorgeschlagen, zitiert man Venkateswaran. Sie erwarte daher, dass das Europäische Parlament und der Rat die Vorschriften annehmen werde. Damit würden erhebliche Unsicherheiten beseitigt und Projekte könnten vorankommen.
Als Nutznießer von mehr Klarheit dank dieser neuen Regeln dürften ihrer Meinung nach neben Nel ASA auch RWE, der dänische Energiekonzern Orsted – gilt als Weltmarktführer im Bereich Offshore-Windenergien – und ITM Power gelten. Die politischen Weichenstellungen in Europa hat man auch bei der kanadischen Bank RBC im Blick.
RBC: Erwartungen an Nel ASA-Ausblick
Laut Agenturmeldungen hat die Bank demnach die Einstufung für Nel ASA vor den am 28. Februar erwarteten Quartalszahlen auf „Outperform“ belassen. Es blieb demzufolge auch bei einem bisherigen Kursziel von 23 norwegischen Kronen. Analyst Erwan Kerouredan habe sich in seiner am vergangenen Freitag erschienen Studie auch explizit zu den anstehenden Zahlen geäußert.
Dabei habe Kerouredan sich auf den möglichen Ausblick des Nel ASA-Managements bezogen: Bezüglich dessen rechne er demzufolge vor allem mit Fragen – Antworten?- zur Profitabilität 2023/24 und zu den Kapazitätsplänen des Wasserstoff-Spezialisten. Dabei erwarte er allerdings, ähnlich wie im Jahr zuvor, qualitative Aussagen und keine konkreten Zahlen, hieß es.
Kapazitätspläne im Fokus
Kerouredan rechnet laut seiner Studie zudem damit, dass das Management sich zum europäischen „Green Industrial Plan“ äußert. Dabei dürfte es dann vor allem um die relative Wettbewerbsfähigkeit Europas gehen, so die Erwartung. Damit hat der Analyst gleich mehrere gute Stichworte für den heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing geliefert.
Die Rede von den „Kapazitätsplänen des Wasserstoff-Spezialisten“ Nel ASA greifen wir daher auch gerne auf, um zu „unserer Analyse / Studie des Tages“ überzuleiten. Als regelmäßige Leser und Leserinnen dieses Newsletters erinnern Sie sich vielleicht: Es vergeht beim Thema Wasserstoff kaum eine Woche ohne neue Berechnungen, Modelle, Analysen und Studien.
Analyse: Zu viele Elektrolyseure?
Diesmal geht es um eine Analyse der Energieberatungsfirma Wood Mackenzie Darüber hat das auf Wasserstoff-Themen spezialisierte Portal „HydrogenInsight“ berichtet. Laut Studie von Wood Mackenzie sind die Hersteller von Elektrolyseuren auf dem besten Weg, bis 2025 deutlich mehr Elektrolysegeräte zu produzieren, als der Markt für grünen Wasserstoff benötigt.
Die Analyse von Wood Mackenzie zeige, dass auf der Grundlage der aktuellen Ankündigungen die Produktionskapazität für Elektrolyseure die Nachfrage bis 2030 jedes Jahr übersteigen dürfte. Im Jahr 2025 könnten demnach mehr als 50 GW produziert werden. Das wären dann doppelt so viel wie der erwartete Bedarf an grünem Wasserstoff in diesem Jahr.
Preisverfall oder Stillstand?
Widerspruch regt sich laut Portal-Bericht jedoch im eigenen Haus. Darauf deuten demnach die differenzierenden Anmerkungen von Flor Lucia de la Cruz hin. Sie ist leitende Analystin für Wasserstoffforschung bei WoodMac. Sie habe darauf hingewiesen, dass die Hersteller ihre Produktion möglicherweise nicht so schnell hochfahren könnten, wie bisher angekündigt.
Und dass es selbst dann, wenn sich die Ankündigungen bewahrheiten sollten, wahrscheinlich nicht zu einem Preisverfall bei Elektrolyseuren kommen dürfte. De la Cruz sieht eher die Gefahr und des Risikos eines Stilstandes der Anlagen als den eines Preisverfalls. Die Pipeline zur Herstellung von Elektrolyseuren hält die Analystin laut Portal-Bericht für leicht aufgebläht.
Wasserstoff-Player: Glaube an Profitabilität stärken
Das dürfte wiederum daran liegen, dass man vor einem Jahr noch davon ausgegangen sei, die Produktionskapazität für Elektrolyseure könnte ein Engpass sein. Wir erinnern uns: Auch von einem Flaschenhals für die hochlaufende Wasserstoffwirtschaft ist dabei die Rede gewesen. Inzwischen ist die Studie von Wood Mackenzie nicht die erste, die vor einem Überangebot warnt.
Wer recht behält, ist derzeit nicht zu sagen. Wichtig dürfte für Wasserstoff-Player wie Nel ASA, Plug Power und Co jedoch sein, dass sie zum einen die Finanzierung ihrer Projekte sichern müssen als auch die praktische Durchführung gewährleisten. Erst dann dürfte sich der Glaube an baldige Profitabilität einstellen. Nel ASA ist morgen am Zug, diesen Glauben zu stärken.