Liebe Leserin, lieber Leser,
Wasserstoff-Aktien senden derzeit widersprüchliche Signale aus. Zumal wenn man den Begriff weiter fasst und die Blended Playern miteinbezieht. Bei den einen (Nel ASA) ist plötzlich viel Bewegung. Bei den anderen (Plug Power) trübt sich das Bild ein. Ein Blended Player wie Linde präsentiert sich dagegen stark. Mehr dazu lesen Sie im heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing.
Ist das ein Hilferuf? Eine Ermahnung, nun endlich in die Gänge zu kommen? Man weiß es nicht genau, vielleicht beides. Denn inhaltlich ist die Botschaft unmissverständlich: Mit seiner jüngsten Twitter-Botschaft wendet sich Nel ASAs CEO Håkon Volldal per Video direkt an die EU. Die Industrie von morgen (Nel ASA) sei bereit, heißt es da. Man warte nur auf klare Signale der Politik.
Nel ASA: „Wir sind bereit“
Gemeint sind damit eindeutige Zeichen für eine Umstellung der derzeitigen Energiepolitik auf erneuerbare Energien. Sofort und mit verbindlichen Zielen. Nel ASA hätte sein Teil zu dieser Umstellung beigetragen, führt Volldal weiter aus: „Wir haben die weltweit erste vollautomatische Produktionsanlage für Elektrolyseure zur Herstellung von grünem Wasserstoff gebaut.“
Nel ASA Aktie Chart
Man sei bereit, diese zu erweitern, sagt Volldal. Um erfolgreich zu sein, bräuchte man jedoch verbindliche Ziele für grünen Wasserstoff in der EU. Das Video endet mit einer aufmunternden Frage: „Wir sind bereit. Seid ihr es auch?“ Volldal schaut dabei freundlich in die Kamera. Der Tonfall ist verbindlich. Dennoch ist Kritik an der EU-Politik in Sachen Wasserstoff spürbar.
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Noch deutlicher hat das jetzt RWE-Chef Markus Krebber in einem Interview mit dem „Handelsblatt“ zum Ausdruck gebracht: Denn da hat es die Aussage die „EU-Regulierung würgt Wasserstoff-Wirtschaft ab“ bis in die Überschrift geschafft. Dabei ist natürlich auch vom Inflation Reduction Act (IRA) die Rede und warum dieser aus Sicht der Unternehmen attraktiv sei.
RWE: Kopfschütteln über Brüssel
Krebber nennt Stabilität und den Pragmatismus, mit dem man dort arbeit als wesentliche Pluspunkte des IRA. Auf Nachfrage vergleicht er dieses Gesetz dann mit der Situation in Europa: „Europa könnte viel schneller sein“, sagt Krebber und verweist dann von sich aus auf das Thema Wasserstoff:
Brüssel wolle demnach darauf bestehen, dass grüner Wasserstoff ausschließlich und zeitgleich mit Strom aus zusätzlichen erneuerbaren Anlagen produziert werden dürfe. „Warum?“ fragt Krebber. Die CO2-Emissionen seien durch das europäische Handelssystem vorgegeben und könnten durch Wasserstoffproduktion nicht steigen“, erklärt er.
Wasserstoff-Player und Analysten erhöhen den Druck
„Diese Doppel-Regulierung, die keine Tonne CO2 vermeidet, würgt den dringend benötigten Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft komplett ab. Europa gerät damit ins Hintertreffen sowohl für solche Zukunftstechnologien als auch was die Attraktivität des Standortes betrifft. Wir stehen am Scheideweg“, so das Fazit des RWE-Chefs.
Doch nicht nur die Wasserstoff-Player und Energiekonzerne erhöhen den Druck auf die europäische Politik. Auch seitens Wissenschaft und Forschung gibt es beinahe täglich Studien, Berichte und Analysen, die nahelegen, dass die Politik handeln muss. Steter Tropfen höhlt den Stein. Daher ist es nicht verwunderlich, dass diese sich immer wieder in die Diskussion um Wasserstoff einmischen.
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IEA-Studie: Grüner Wasserstoff muss sich lohnen
Denn ob die Umstellung auf erneuerbare Energien gelingt, dürfte auch davon abhängen, ob diese Umstellung sich als lukratives Geschäft erweist. Die Vorraussetzungen dafür sind gegeben, Stichwort Nachfrage. Das macht auch die neue Studie der Internationalen Energieagentur (IEA) „Renewables 2023: Analysis and Forecasts to 2027“ deutlich, zitiert bei „HydrogenInsight“:
„Politische Maßnahmen zur Förderung der Nachfrage nach emissionsarmem Wasserstoff, insbesondere in der Industrie und im Verkehrssektor (z. B. durch Aufträge, öffentliche Beschaffung und Auktionen), könnten die Zahl der kaufwilligen Kunden erhöhen.“ So lautet demnach eine der Kernbotschaften. Wobei man den Gedanken anschließend fortführt:
Die Macht der Investoren
So könnten finanzielle Anreize zur Senkung der Produktionskosten beitragen. Infolge dessen könnten sie die Wettbewerbsfähigkeit von erneuerbarem Wasserstoff gegenüber anderen Kraftstoffen verbessern und die Wahrscheinlichkeit erhöhen, Abnehmer zu finden. Daraus ergibt sich für die Verfasser der Studie demzufolge diese Schlussfolgerung:
„Investoren wären in der Lage, geplante Projekte voranzutreiben, sobald sie Klarheit darüber haben, was als erneuerbarer Wasserstoff gilt und wie der Strom angerechnet wird.“ Klarheit ist dabei unserer Meinung nach das Schlüsselwort. Und damit sind wir wieder am Anfang unseres heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing angekommen.
Nel ASA: Bewegung bei der Aktie
Denn Klarheit bzw. klare Signale und daraus sich ergebende verbindliche Ziele sind auch das, was Nel ASAs CEO Håkon Volldal von der EU wünscht. Auch der Nel ASA-Aktie dürfte eine deutliche Positionierung der EU à la Inflation Redcution Act nützen: Denn die jüngsten Up-Dates zu Nel ASA sprechen mal wieder eher für einen langfristigen Anlagehorizont als für einen kurzfristigen Einstieg.
Eine interessante Beobachtung zur Nel ASA-Aktie veröffentlichte am gestrigen Mittwochabend „Börse Online“: Demnach habe der Handel mit Optionsscheinen an der Heimatbörse des norwegischen Wasserstoff-Spezialisten Nel Asa sprunghaft zugelegt. Das gehe aus einer aktuellen Meldung der Wirtschaftsagentur Bloomberg hervor.
Die Kursperformance der Nel ASA-Aktie
Demzufolge sei der Handel zuletzt auf mehr als das 45-fache des 20-Tage-Durchschnitts angestiegen. Dabei positionierten sich die Investoren offensiv in dem Unternehmen, hieß es weiter: Denn den Daten zufolge seien nur sogenannte Calls gehandelt worden. Womit Papiere gemeint sind, mit denen man auf einen Anstieg der Aktie setzt.
Wasserstoff-Aktien: Wichtiges Thema für die Märkte
Bei den sogenannten Put-Papieren, die auf einen sinkenden Kurs der Nel-Aktie setzen, habe es hingegen keinen Handel gegeben. 100-prozentig erklären können sich Experten diese Vorgänge wohl nicht. Es gibt nur die Hinweise auf die Nachrichten-Flaute bei Nel ASA und darauf, dass das Unternehmen zu den Profiteuren des energetischen Umbaus der Wirtschaft gehören dürfte.
Wasserstoff-Aktien bleiben also weiterhin ein wichtiges Thema für die Märkte und für die Börsianer. Auch wenn Analysten derzeit bei Nel ASA und Plug Power an der Seitenlinie verharren. So sieht man es zumindest beim Finanzportal „Kapitalerhöhungen“. Man könnte auch sagen: Wasserstoff-Aktien sind Hoffnungswerte – und daher eben oft auch abhängig von der Politik.
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