Dass es für Volkswagen momentan alles andere als erfreulich läuft, dürfte kein Geheimnis mehr sein. Die Probleme sind bekannt und sie erstrecken sich von schwachen Absatzzahlen in China bis zur E-Auto-Flaute in Europa. All das hatten die Marktakteure bereits auf dem Schirm. Dass VW nun die eigene Prognose nochmals nach unten korrigieren musste, erwischte nicht wenige Beobachter dennoch auf dem falschen Fuß.
Ernüchternd läuft es Unternehmensaussagen zufolge nicht nur bei der Kernmarke VW Pkw. Auch leichte Nutzfahrzeuge finden offenbar weniger Abnehmer und als logische Folge schwächelt auch die hauseigene Zulieferersparte. Die Krise zieht ihre Kreise und scheint mehr und mehr den gesamten Konzern zu erfassen. Bereits angekommen ist dies auch bei der Porsche SE, welche ihre Gewinnerwartungen ebenfalls nach unten anpasste. Das ist nicht überraschend, aber dennoch ein weiteres Warnsignal aus Sicht der Aktionäre.
Kleiner Brötchen bei Volkswagen
Die nun veröffentlichte Prognose sieht für das laufende Geschäftsjahr rund neun Millionen verkaufte Fahrzeuge statt der zuvor in Aussicht gestellten 9,2 Millionen vor. Die Umsätze sollen gegenüber dem Vorjahr leicht von 322 Millionen auf 320 Millionen Euro nachgeben. Gleichzeitig wird erwartet, dass die operative Ergebnismarge bei 5,6 Prozent und damit ein gutes Stück unter den vorher veranschlagten 6,5 bis 7 Prozent liegen wird. Zu erwarten ist bei solchen Aussichten, dass die Gewinne nur sehr bescheiden ausfallen dürften.
Die Reaktion an der Börse ließ nicht lange auf sich warten. Am Freitag profitierte die Volkswagen-Aktie noch von der guten Laune an den Märkten. Die Aktie konnte um immerhin 2,2 Prozent bis auf 97,12 Euro aufholen. Nachbörslich ging es aber laut FAZ schon wieder um 2,9 Prozent in die Tiefe, womit der kleine Erholungsversuch sich wieder in Luft aufzulösen droht. Es gelingt VW einfach nicht, den leidgeplagten Anteilseignern endlich wieder eine halbwegs freundliche Perspektive anzubieten.
Volkswagen Aktie Chart
Es bleibt dabei
Auch wenn Europa Volkswagen zunehmend Kopfzerbrechen bereitet, so bleibt der einstige Wachstumsgarant China das größte Sorgenkind. Verbrenner bekommen die Wolfsburger dort zwar noch einigermaßen gut unter. Doch die Nachfrage danach sinkt schon seit einer Weile rapide. Vor Kurzem erst wurde bekannt, dass im Reich der Mitte Hybridfahrzeuge und rein elektrische Autos mehr als die Hälfte der Marktanteile erobern konnten. Derzeitige Tendenzen sprechen dafür, dass der Trend zu mehr Elektromobilität im zweitgrößten Automarkt der Welt weiter anhalten wird.
Da Volkswagen der chinesischen Konkurrenz bei Stromern zu weiten Teilen hinterherrennt und keine wirklich günstigen Lösungen in einem Marktumfeld anzubieten hat, dass von anhaltender Konsumzurückhaltung geprägt ist, rasseln die Marktanteile munter in den Keller. Nach Jahrzehnten musste VW die Marktführerschaft in diesem Jahr erstmals wieder abgeben. Zwischenzeitliche Kommentierungen aus der Konzernspitze lassen nicht einmal erkennen, dass Ambitionen für eine Rückkehr an die Spitze überhaupt ernsthaft verfolgt werden würde.
Volkswagen im Sparmodus
Stattdessen hält Volkswagen vor allem an seinen Sparplänen fest und dürfte aus eigener Sicht mit der mageren Prognose weitere Argumente für entsprechende Vorhaben in der Hand haben. Das ist nicht zuletzt mit Blick auf die anstehenden Tarifverhandlungen mit der IG Metall durchaus eine dezent brisante Angelegenheit. Das Management rund um Oliver Blume will die Kosten massiv senken und im Zuge dessen möglicherweise auch das eine oder andere Werk schließen. Arbeitnehmervertreter kündigten allerdings bereits heftigen Widerstand an.
Anleger und Analysten geben sich da im Vergleich entspannter; begrüßen den rigorosen Sparkurs von VW zum Teil sogar. Doch lässt ein solcher Anzeichen für neuerliches Wachstum in der näheren Zukunft freilich weiterhin vermissen. Es scheint so, als würde sich Volkswagen momentan in erster Linie darauf konzentrieren, die stürmischen Gewässer mit so wenig Schaden wie möglich zu durchqueren. Doch von einer möglichen allgemeinen Trendwende redet aktuell niemand, offensichtlich nicht einmal mehr im Vorstand.
Immer feste drauf
Natürlich steht Volkswagen mit dem Gegenwind nicht alleine da. Auch andere deutsche Autobauer haben schwer zu kämpfen und mussten quasi durch die Bank ihre Prognosen kappen. Die derzeitige Schwäche ist in mancher Hinsicht dem Konzern selbst nicht einmal anzukreiden. Das macht die Ausgangslage für die Aktie aber auch nicht besser, sondern eher noch schlechter. Es verstärkt den Eindruck, dass VW abseits von immer neuen Sparplänen wenig Spielraum haben könnte, um dem Abschwung wirklich etwas entgegenzusetzen.
Das angeknackste Image und die immer intensiveren Reibereien mit Betriebsrat und zum Teil auch politischen Vertretern gießen weiteres Öl ins Feuer. Es hilft auch nicht eben weiter, dass günstigere Elektroautos bei Volkswagen noch Zukunftsmusik sind. Der ID.2 wird derzeit für 2026 erwartet und der nochmals preisgünstigere ID.1 wird wohl noch eine Weile länger auf sich warten lassen. Derweil halten viele potenzielle Kunden ihr Geld zusammen und das margenstarke Premium-Segment ist längt nicht mehr der große Gewinngarant.
Der Abwärtstrend scheint bleiben zu wollen
Unter dem Strich weitet sich die Krise bei Volkswagen allem Anschein nach aus und auf eine Erleichterung bei anstehenden Quartalszahlen müssen Anleger spätestens jetzt wohl nicht mehr hoffen. Die Seitenlinie wirkt weiterhin sehr einladend, woran sich schätzungsweise frühestens im kommenden Jahr etwas ändern wird, wobei es selbst daran nicht zu unterschätzende Zweifel gibt. Gegenüber der VW-Aktie weiterhin einen gesunden Abstand zu wahren, ist da keine Schande.
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