Liebe Leserinnen und Leser,
das Varta-Wunder setzt sich fort. Am Freitag konnte die Aktie in den ersten Stunden immerhin einen Aufschlag von gut 0,1 % verbuchen. Die Notierungen sind dabei auf 3,19 Euro geklettert. Das ist durchaus erstaunlich, vor allem, wenn man sich den Wochenverlauf vor Augen führt.
In den vergangenen fünf Tagen vor diesem Wochenende konnte die Aktie einen Aufschlag in Höhe von gut 14,9 % verbuchen. Es sieht so aus, als sollte der Titel an den Börsen besonders gefragt sein. Es gilt, der Sache auf den Grund zu gehen.
Wer machte so etwa? Warum wird Varta gekauft!
Grundsätzlich bleibt die Frage offen, warum Varta überhaupt gekauft wird. Das Unternehmen ist aktuell nicht in der Lage, darzustellen, welche Chancen Alt-Aktionäre haben sollen.
Die Sanierung, die Varta betreibt, wird alte Aktien bald schon wertlos werden lassen. Das Grundkapital wird auf Null gesenkt. Dann werden die alten Aktien vom Markt genommen, sind also nicht mehr handelbar. Neue Aktien im Umfang von 60 Millionen Euro – gesamt – gehen dann an M. Tojner und dessen Investitionsgesellschaft sowie an Porsche. Alte Aktionäre erhalten nach aktueller Situation derzeit keine Bezugsrechte, die noch einen kleinen Wert haben könnte.
Zusammengefasst heißt dies:
- Investoren, die heute noch kaufen, werden, wenn sie keine Käufer für ihre Aktien finden, schnell wertlose Positionen haben. Es wird sogar reichen, wenn auch nur der Termin angekündigt wird, dass die Aktie vom Markt genommen wird. Wer würde eine solche Aktie dann noch erwerben? Es ist daher eine Wette gegen die Zeit: Wann wird der Termin öffentlich benannt, an dem die alte Aktie vom Markt genommen wird?
- Investoren, die diese Aktie also kaufen oder halten, werden nur aus zwei Motiven dabei sein. Sie glauben, dass es andere Investoren gibt, die ein Wunder erhoffen und in den kommenden Tagen oder Wochen für die Aktie quasi mitbieten. Dazu werden andere Investoren hoffen, dass das Wunder geschieht und sie zumindest Bezugsrechte für die neue Aktie erhalten.
Nehmen wir das zweite Wunder und rechnen nach: Die neuen Aktien werden im Gesamtumfang von 60 Millionen Euro emittiert. Selbst wenn alte Aktionäre ein Bezugsrecht erhalten (das nachher handelbar sein könnte), ist dies kein klassischer Ausgleich für den Werteverfall der bisherigen Aktie. Die wird unabhängig davon vom Markt genommen.
Es wäre lediglich das Recht, auch neue Aktien zu kaufen. Dieses Recht wird sich beziehen auf ein Marktvolumen von dann 60 Millionen Euro. Das Recht, bis zu 60 Millionen Euro insgesamt noch für die neuen Aktien bezahlen zu dürfen, wird aktuell am Markt mit einem Wert von 136 Millionen Euro Marktkapitalisierung für die alte Aktie gehandelt.
Das ist wirtschaftlicher Unsinn. Wenn alle alten Aktien fiktiv in der Hand eines Investors landen würden, der dafür dann Bezugsrechte erhält, darf dieser eine Investor (stellvertretend für alle Investoren) Aktien im Gesamtwert von 60 Millionen Euro kaufen. Für das Kaufrecht über 60 Millionen Euro für ein Unternehmen, das nicht viel mehr wert sein wird, zahlt dieser eine Investor im Regelfall nicht mehr als 130 Millionen Euro.
Der Handel, wie er sich hier abzeichnet, ist also reine Spekulation. Die einen hoffen auf wundersame andere Käufer (bis bekannt gegeben wird, dass die alte Aktie zu einem bestimmten Termin vom Markt genommen wird), die anderen hoffen auf ein Bezugsrecht, das allerdings sehr wenig wert sein wird.
Der Markt macht daraus eine Zockerei auf recht hohem Niveau.
Varta Aktie Chart
Die Kursperformance der Varta-Aktie
Es sieht auch am Freitag noch nicht danach aus, als würde der Markt hier rational überlegen. Es sieht nicht so aus, als würde die Zockerei enden. Gewiss ist allerdings: Wenn der Tag bekannt wird, an dem die Aktie vom Markt genommen werden soll, wird die oben dargestellte Kurve mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein anderes Bild einnahmen.
Analysten äußern sich schon seit geraumer Zeit nicht mehr zu dieser Aktie. Und das hat seine Gründe.
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