Liebe Leserin, lieber Leser,
die Aktie von Varta schien nach ihrem Einbruch Mitte April bis auf 7,44 Euro wieder auf einem guten Weg. Auf bis zu 12,38 Euro hatten sich die Papiere des Ellwanger Batteriekonzerns am Pfingstmontag vorgearbeitet, waren letztlich bei 12,06 Euro aus dem Xetra-Handel gegangen. Im Laufe des Dienstags aber kippte plötzlich die Stimmung, die Varta-Aktie rutschte zeitweilig bis auf 10,95 Euro ab, bevor sie sich wieder etwas fing. Was den Einbruch um zeitweilig 14 Prozent auslöste, blieb unklar. Denn dass der Konzern in echten Schwierigkeiten steckt, ist kein Geheimnis. So war die zwischenzeitliche Erholung vom Jahrestief um mehr als 60 Prozent ganz offenbar von Spekulationen getrieben.
Varta ist längst ein Sanierungfall
Tatsache ist, dass es sich bei Varta um einen Sanierungsfall handelt. Dass die seit Juli 2023 aufgrund eines Gutachtens ergriffenen Maßnahmen jedoch nicht genügten, wurde am 12. April offenbar: Es habe sich gezeigt, „dass die im bestehenden IDW-S6-Gutachten getroffenen Annahmen sowie die auf Basis dieser Annahmen vereinbarten Restrukturierungsmaßnahmen und die empfohlene Unternehmensstrategie der aktuellen wirtschaftlichen Situation der VARTA-Gruppe nicht mehr angemessen sind, um bis zum Ende des Sanierungszeitraums auf einen profitablen Wachstumskurs zurückzukehren“, räumte Varta per Mitteilung ein. Gründe dafür seien unter anderem:
- eine weitere Verschlechterung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für verschiedene Geschäftsbereiche der Varta-Gruppe
- volatile, prognostizierte Abnahmemengen durch Kunden, vor allem im Bereich der kleinformatigen Lithium-Ionen-Zellen
- ein unerwarteter, erheblicher Rückgang der Nachfrage im Bereich Energiespeicherlösungen bei Endverbrauchern
Lieferkettenprobleme und Cyberangriff
Hinzu kam laut Varta, aufgrund hoher Lagerbestände im Handel, eine aggressive Preispolitik von Wettbewerbern sowie anhaltende Lieferkettenprobleme. Als ob das nicht genug wäre, kam ein am 13. Februar 2024 öffentlich gemachter Cyberangriff auf einen Teil der IT-Systeme von Varta noch on top. Dieser hatte zu einem mehrwöchigen Stillstand der Produktion und einer weiteren Verschlechterung der Finanzsituation geführt, „dessen operative und finanzielle Folgen sich noch nicht vollständig abschätzen lassen“, wie es hieß. Die längst geplante Veröffentlichung des Konzernabschlusses 2023 musste verschoben werden.
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen erfolge eine Analyse des bestehenden IDW-S6-Gutachtens „als Grundlage einer Anpassung der Restrukturierungsmaßnahmen durch AuxilPartner als neuem Sanierungsgutachter, die den Vorstand bereits seit mehreren Monaten im Zusammenhang mit der laufenden Restrukturierung unterstützen“, wie es hieß. Die Finanzierer unterstützen diesen Prozess demnach unter anderem durch eine Stillhaltevereinbarung, „durch die Varta die notwendige Flexibilität unter der bestehenden Sanierungs- und Finanzierungsvereinbarung eingeräumt wird“.
Varta-Aktie verlor zwischenzeitlich 70 Prozent
Die Aktie brach in Folge dieser Hiobsbotschaft nach ihrem langsamen Niedergang seit November 2023 an einem Tag von 14,14 auf 9,30 Euro ein. Danach ging es weiter abwärts. Ein Boden war erst bei besagten 7,44 Euro erreicht, rund 70 Prozent unter der November-Höchstbewertung bei 24,13 Euro.
Varta Aktie Chart
Neue Hoffnung an den Märkten weckte dann eine Nachricht, als Varta am 5. Mai einen Wechsel an der Unternehmensspitze meldete: Der Aufsichtsrat hatte Michael Ostermann als neuen Vorstandsvorsitzenden bestimmt. Der 58-jährige verfüge über langjährige Management-Erfahrung im Automotive-Sektor und in der Batterieindustrie. Zudem habe er in beiden Sektoren erfolgreich mehrere Restrukturierungen umgesetzt. Gemeinsam mit Marc Hundsdorf (CFO), Rainer Hald (CTO) und Michael Giesswein (CRO) bilde er künftig den Vorstand der VARTA AG. Markus Hackstein bleibe für eine Übergangsphase Mitglied des Vorstands und kehre dann zum Großaktionär Montana Tech zurück.
Batteriekonzern legt weit verspätet Zahlen vor
Hackstein war im August 2022 in den Vorstand bestellt worden und hatte im Oktober 2022 als dessen Sprecher die Aufgaben des früheren CEO, Herbert Schein, übernommen. „Seine Sanierungsversuche misslangen“, konstatierte das Handelsblatt trocken. Hauptaufgabe des neuen CEO werde es sein, die Verhandlungen mit den sieben Konsortialbanken über das neue Sanierungskonzept zu führen. Ob das gelingen wird, ist offen. Was die Varta-Aktie im Moment wert sein könnte, ist damit reine Spekulation.
- Erst am 28. Juni wird der Konzern nun den Geschäftsbericht 2023 vorlegen, die Zwischenmitteilung zum 1. Quartal 2024 wurde für den 16. August (!) angekündigt
- Bis zu den genannten Zeitpunkten ist die Situation bei Varta für Außenstehende kaum zu beurteilen, befinden sich Anleger quasi im Blindflug
Analysten kürzten Varte-Kursziele drastisch
Das hinderte zwei Analysten nicht daran, nach den schlechten Nachrichten eine Einschätzung vorzunehmen. Holger Schmidt von der DZ Bank hatte das Kursziel für Varta nach der Aktualisierung des Restrukturierungskonzepts drastisch von 17,00 auf 8,80 Euro gesenkt und die Einstufung auf „Verkaufen“ belassen.
Das Analysehaus Warburg Research zeigte sich noch skeptischer und halbierte das Kursziel am 15. April von 15 auf 8 Euro annähernd. Nach wie vor gehe er davon aus, dass der verschobene Geschäftsbericht für 2023 die Zielvorgaben von Varta erfüllen werde und sich die liquiden Mittel im Schlussquartal deutlich verbessert hätten, so Analyst Robert-Jan van der Horst. Allerdings schraubte er seine Umsatz- und Ergebnisprognosen für 2024 und 2025 für Varta deutlich nach unten. Auf welcher Grundlage auch immer.
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