Kürzlich schrieb Bill Dudley – der ehemalige Chef der regionalen Notenbank von New York, die innerhalb des Federal Reserve Systems die wichtigste regionale Notenbank darstellt – dass er seine Meinung geändert habe. Bisher habe er einen „Higher For Longer“-Stance in der US-Geldpolitik vertreten. Nun aber denke er, dass die US-Notenbank besser zügig erste Zinssenkungen vornehmen sollte. Denn täte sie es nicht, stürze sie die US-Wirtschaft womöglich unnötig in eine Rezession.
Ich möchte mich an dieser Stelle nicht selbst loben. Aber ich habe schon vor Monaten geschrieben, dass es wichtig sein wird, dass die US-Notenbank bei ihren Zinssenkungen ein möglichst optimales Timing hinkriegt. Denn wartet sie zu lange mit Zinssenkungen, könnte dies schlimme Folgen haben. Ich dachte eigentlich auch, dass Fed-Chef Jay Powell dies verstanden hatte. Denn schließlich hatte er vor einigen Wochen in einem Statement gesagt, dass es wichtig sei, frühzeitig genug mit Zinssenkungen zu beginnen.
Powells Argumentation war dabei absolut schlüssig. So sagte der Fed-Chef seinerzeit, dass Geldpolitik immer mit einer Zeitverzögerung (Englisch: „time lag“) wirke. Daher könne man auch nicht mit Zinssenkungen abwarten, bis die Inflationsrate tatsächlich am Ziel der Federal Reserve in Höhe von zwei Prozent angekommen sei. Notwendig sei vielmehr, dass man die ersten Zinssenkungen vor Erreichung dieses Ziels vornehme. Er hat es also richtig gesagt; nur leider bisher diesen Worten keine Taten folgen lassen.
Eingehende Daten deuten klar auf Wirtschaftsabschwung in den USA hin…
Die zuletzt eingehenden Daten deuten schon seit Wochen auf einen klaren Wirtschaftsabschwung in den USA hin. So haben viele Einzelhändler zuletzt eher schwache Quartalszahlen gemeldet und die Ausblicke des Managements dieser Unternehmen waren ebenfalls alles andere als rosig. Allgemeine Daten zeigen ebenfalls schon seit längerem eine klare Abwärtstendenz an. Dies ist ja auch durchaus so gewollt gewesen. Sonst hätte die Federal Reserve ihren Leitzins („Leidzins“) ja nicht von null auf 5,25 bis 5,5 Prozent angehoben.
Die aggressive Zinserhöhungskampagne der US-Notenbank zur Eindämmung der zeitweise völlig aus dem Ruder gelaufenen Inflation hat dann ihre Wirkung auch nicht verfehlt. Die US-Wirtschaft wird aktuell abgewürgt, was zu deutlich niedrigeren Inflationsraten geführt hat. Das Problem ist nur, dass die offiziellen Daten sehr träge reagieren. Während die offizielle Inflationsrate daher immer noch bei rund drei Prozent verortet wird, sagt ein Realtime-Tool wie Truflation, dass sie bereits unter zwei Prozent angekommen ist.
Klar, keine Inflationsmessung ist perfekt. Die Wahrheit dürfte daher am Ende zwischen offiziellen Daten und den Daten von Truflation liegen. Aber auch das wäre dann „nur“ noch eine Inflationsrate von roundabout 2,5 Prozent. Klar, damit ist das Ziel der US-Notenbank natürlich noch nicht ganz erreicht. Aber wie sagte Fed-Chef Powell eben ganz richtig? „Wir werden die Leitzinsen wieder senken müssen, bevor die Inflationsrate genau unser Ziel von zwei Prozent erreichen wird!“. Worauf wartet man also noch?
US-Notenbank hat sich kurzfristig selbst in eine Sackgasse manövriert!
Das Problem der US-Notenbank: Da zwischenzeitlich die Inflation wieder ein wenig stärker wurde, was jedoch eigentlich völlig normal ist, bekamen viele Fed-FOMC-Mitglieder kalte Füße. Noch vor wenigen Wochen erzählten daher manche Fed-FOMC-Mitglieder, dass sie auch weitere Zinserhöhungen nicht völlig ausschließen könnten. Auf eine erste Zinssenkung bereits im Juli hat die Anleger an den Kapitalmärkten niemand vorbereitet. Daher wird auch kurzfristig noch keine Zinssenkung erwartet.
Würde die US-Notenbank daher am 31. Juli überraschend doch ihren Leitzins erstmals wieder senken, könnte dies auch schlecht ausgehen. Denn die darauf nicht vorbereiteten Anleger würden sofort fragen, wie schlimm es schon um die US-Wirtschaft bestellt sein muss und ob die US-Notenbank womöglich mehr weiß als sie. In der Folge könnte dies zu einem kurzfristigen Ausverkauf, zumindest an den zuletzt ohnehin etwas angeschlagenen Aktienmärkten, führen.
Somit wird es am 31. Juli wohl noch keine erste Zinssenkung geben, auch wenn sie aus rein wirtschaftlicher Sicht absolut sinnvoll wäre. Weil das auch viele Anleger bemerken, steigen inzwischen die Erwartungen an den September-Termin. So setzen inzwischen immer mehr Anleger darauf, dass es am 18. September nicht nur eine erste Zinssenkung geben wird, sondern dass es eine große Zinssenkung um 50 Basispunkte (statt nur 25 Basispunkte) geben könnte.
Das ist durchaus nicht unrealistisch, wobei die US-Notenbank noch ein anderes Ass im Ärmel hat. So hat sie seinerzeit ja Quantitative Easing (QE) betrieben und ihr QE-Programm dann eingestellt und die Leitzinsen in relativ kurzer Zeit sehr stark erhöht. Zugleich hat sie aber auch noch ein Quantitative Tightening-Programm (QT) gestartet, so dass den Märkten schon seit einiger Zeit Kapital entzogen wird. Dieses QT-Programm, das zum Teil schon etwas eingedämmt wurde, könnte weiter zurückgefahren oder sogar ganz eingestellt werden.
US-Geldpolitik muss und wird locker(er) werden, den Bitcoin sollte das freuen!
Aber wie auch immer. Ich wurde hier seit längerer Zeit nicht müde zu betonen, dass der Bitcoin sich seit Jahren als nahezu perfekter Tracker der US-Geldpolitik erwiesen hat. Immer, wenn diese lockerer wurde und locker war, stieg der Kurs. Wurde die US-Geldpolitik dagegen restriktiver oder blieb das, fiel der Kurs. Aktuell steht ganz klar in Aussicht, dass die US-Geldpolitik in Kürze und dann wohl auch für einen längeren Zeitraum deutlich lockerer werden sollte.
In der Folge dürfte sich der Bitcoin (BTC) dann, getreu dem Bitcoin-Halving-Zyklus, freuen und durchstarten. Schon zuletzt schüttelte er die Korrektur durch die wenig intelligenten Bitcoin-Verkäufe des Bundeskriminalamts (BKA) ab und stieg wieder deutlich. Kurzfristig kann es, nach dieser kleinen Kursrally, durchaus nochmal etwas holprig werden. Aber generell bleibt es bei dem, was ich schon letzte Woche an dieser Stelle schrieb.
Bitcoin Chart
Nämlich, dass der Bitcoin beziehungsweise in der Folge die Kryptos allgemein nun bereit für den großen Bullrun sind. In der Regel startet dieser sechs bis acht/neun Monate nach dem Bitcoin-Halving-Event. Dieses fand bekanntlich in der Nacht vom 19. auf den 20. April 2024 statt. Ab Oktober könnte der große Bullrun also starten. Wobei es meines Erachtens dieses Mal durchaus auch etwas früher losgehen könnte. Aber das müssen wir beobachten.
Ich halte Sie, liebe Leserinnen und Leser, dann natürlich – wie gewohnt – in diesem Newsletter auf dem Laufenden!
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine erfolgreiche (Börsen)Woche!
Ihr
Sascha Huber
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