Ende Januar 2021 war die Welt für die Aktionäre der Palantir-Aktie noch rosa rot. Die Euphorie über das Daten-Unternehmen Palantir kannte keine Grenzen – der Wert stieg von Oktober 2020 bis Ende Januar von rund 10 auf 45 US-Dollar in der Spitze an.
Palantir wurde als der neue Stern für Anleger im Tech-Sektor betrachtet. Zudem war zu diesem Zeitpunkt die Bitcoin-Manie noch nicht ausgereizt – und Palantir meldete die Bereitschaft zum Kauf von Bitcoin als auch Gold. In den diversen Internetforen in den USA als auch in Deutschland wurde zum Einstieg in den Wert getrommelt.
Nach der Euphorie folgte jedoch die Ernüchterung. Denn die fundamentalen Daten hinsichtlich Umsatzwachstum als auch positiven Erträgen rechtfertigten die hohe Bewertung nicht. Palantir durfte als „Mode-Aktie“ eine Blase durchlaufen, die im weiteren Verlauf des Jahres 2021 platzte.
Schlechte Zahlen und keine Phantasie für Palantir
So fiel der Wert von den Euphorie-Tops Ende Januar 2021 schon recht zügig bis Mai auf unter 20 US-Dollar – um eine nachfolgende Erholung zu starten. Anleger waren jedoch vorgewarnt – denn die starken Abverkäufe im Frühjahr 2021 mussten auf kräftigen Widerstand nach oben schließen lassen.
Über den Sommer bis in den Herbst 2021 hinein bildete sich im Chart der Palantir-Aktie eine aufwärts gerichtete Keilformation. Im November 2021 wurde diese sodann nach unten verlassen – ein starkes Verkaufssignal der Technischen Analyse. Seitdem fällt der Wert kontinuierlich.

Mit ein Grund für die herbe Abwärtsreaktion und Enttäuschung der Anleger waren die Zahlen von Palantir. So wurden die Erwartungen der Anleger nicht nur einmal verfehlt. Allein im vierten Quartal 2021 sackte der Gewinn je Aktie von Palantir auf 0,02 US-Dollar nach unten – erwartet wurden hingegen laut den damaligen Schätzungen der Analysten gar 0,04 US-Dollar.
Auch der Umsatz konnte nicht überzeugen – zumindest hinsichtlich des angestrebten Wachstums, welches erforderlich wäre, um die hohe Bewertung weiter zu rechtfertigen. So lag der Umsatz mit 433 Millionen US-Dollar nur gering über den durchschnittlichen Schätzungen von 413,99 Millionen US-Dollar für das vierte Quartal 2021.
Auch die nachfolgenden Quartalszahlen zum ersten Quartal 2022 brachte keine Kehrtwende. Das Unternehmen selbst sieht sich zwar im unsicheren Umfeld gut auf Kurs – doch mit einem insgesamt schwachen Ausblick ging es Mitte Mai 2022 nochmals abwärts. Das Tief wurde bei 6,44 US-Dollar erreicht.
Phase der Depression als Kaufgelegenheit bei Palantir
Die jüngste Abwärtsbewegung im Mai 2022 mit einem Gap nach unten könnte nun jedoch eine Marktbereinigung darstellen. Zumindest aus charttechnischer Sicht bestünde die Chance auf einen Boden. Denn nach Euphorie in 2020/21 und einer Phase der Ernüchterung in 2021 und Anfang 2022 folgte in der Regel noch eine letzte Phase einer Abwärtsbewegung, die Phase der Depression.
In letzterer Phase beginnen die Anleger zu verkaufen, die in der Euphorie gekauft haben – und nun auf horrenden Buchverlusten sitzen. Der psychologische Druck der Verlustposition bringt diese Anleger sodann oftmals dazu, in stark fallende Kurse ihre Stücke abzugeben – um die emotional aufreibende Phase von „bangen und hoffen“ zu beenden.
Das Gap an sich hingegen ist jedoch noch negativ. Doch die Palantir-Aktie schickt sich derzeit an, gerade das jüngste Abwärts-Gap zurück zu erobern. Vor allem auch ein Wochenschlusskurs über der Gap-Oberkante und letztlich wieder über der runden Marke von 10 US-Dollar sollte nochmals kurzfristiges Aufwärts- und Erholungsmomentum in den Wert führen.

Ankereffekt in der Palantir-Aktie
Anleger sollten sich allerdings nicht dem Trugschluss hingeben, dass der Wert wieder in absehbarer Zeit in Richtung 40 oder gar 45 US-Dollar ansteigen kann. Diese Tops sind auch fundamental kaum nachvollziehbar. Das Unternehmen wird auf längere Sicht keine exorbitanten Gewinne ausweisen.
Anleger unterliegen oftmals jedoch dem sogenannten „Ankereffekt“. Dabei schauen Anleger auf die ehemals erreichten hohen Kurse, um daraus abzuleiten, welches Aufwärtspotenzial vorliegt. Doch die Euphorie ist vorbei und eine neuerliche Euphorie dürfte nach dem katastrophalen Kurseinbruch nicht entstehen.
Analysten sehen Palantir neutral
Zudem wäre für eine starke Aufwärtsbewegung – selbst in Richtung eines Zwischenhochs vom April 2022 bei rund 15 US-Dollar – doch die Unterstützung der Analysten mit entsprechend positiven Einstufungen nötig.
Große Kunden, Fonds, Vermögensverwalter richten sich nach den Einstufungen der Analysten. In der Regel bestimmen auch die größeren Investoren die grundsätzliche Richtung eines Wertes. Laut „MarketSceener“ sind von 14 Analysten im Durchschnitt diese neutral gestimmt mit einem durchschnittlichen Kursziel von 11,26 US-Dollar.
Kursziel | Einstufung | |
14 Analysten | 11,26 US-Dollar | neutral |
Goldman Sachs | 10 US-Dollar | neutral |
BofA | 13 US-Dollar | buy |
Goldman Sachs startet die Bewertung von Palantir ebenfalls mit neutral und einem Kursziel von 10 US-Dollar, die BofA hingegen ist deutlich optimistischer und stuft Ende Juni 2022 den Wert mit einem Buy ein sowie einem Kursziel von 13 US-Dollar.
Fazit für die Palantir-Aktie
- Aus charttechnischer Sicht könnte die jüngste Abwärtsbewegung noch im Mai 2022 eine Marktbereinigung darstellen. Die fehlenden Anschlussverkäufe auch nach einem Gap nach unten zeigen keinerlei Abgabedruck mehr im Wert auf.
- Ein Wochenschlusskurs über rund 10 US-Dollar wäre ein positives Signal. Das Gap wäre sodann geschlossen. Leichtes Aufwärtsmomentum wäre hieraus zu erwarten. Die Bäume dürften dann jedoch nicht in den Himmel wachsen. Kurzfristiges Aufwärtspotenzial könnte allerdings für kurzfristige Aktien-Trader interessant werden.
- Fundamental sind die Analysten noch uneins. Die Mehrheit sieht den Wert „neutral“.
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