Nach der feiertagsbedingten Handelspause am Montag haben sich US-Anleger am Dienstag mit großer Kauflaune an den Märkten zurück. Der Dow Jones-Index der Standardwerte rückte um 2,15 Prozent vor, für den breiter gefassten S&P 500 und den Technologiewerteindex Nasdaq 100 ging es sogar um rund 2,5 Prozent nach oben.
Nach den massiven Verlusten der vergangenen Wochen können sich die Märkte damit wieder etwas freischwimmen, auch wenn Marktbeobachter vor einer zu großen Euphorie warnen. Schließlich habe sich aus fundamentaler Sicht nichts geändert. Die beherrschenden Themen werden auch in den kommenden Wochen die hohe Inflation und das Umschwenken der Zentralbanken sein, mit dem Ziel den Preisanstieg zu stoppen und die Inflation wieder in Richtung der Zielmarke von 2 Prozent zurückzuführen.
Fed-Chef Powell zeigt sich fest entschlossen
Bei einer Rede vor dem Bankenausschuss des Senats hat der oberste Währungshüter der USA, Fed-Chef Jerome Powell, noch einmal betont, dass die Notenbank fest entschlossen sei die Inflation zügig zu senken und dabei auch vor weiteren Zinserhöhungen nicht zurückschreckt. „Wir haben sowohl die Werkzeuge, die wir brauchen, als auch die Entschlossenheit, die nötig ist, um die Preisstabilität im Namen amerikanischer Familien und Unternehmen wiederherzustellen“, erklärte er.
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Der Krieg in der Ukraine habe die Energiepreise in die Höhe schnellen lassen, während Chinas Null-Covid-Politik mit großangelegten Lockdowns die Lieferkettenprobleme wahrscheinlich weiter verschlimmern werde, so Powell. Er fügte hinzu, dass die Inflation deutlich über dem Ziel liege und der Arbeitsmarkt „angespannt“ bleibe.
In den kommenden Monaten werde die Fed nach zwingenden Beweisen suchen, dass sich die Inflation auf dem Rückzug befindet. Weitere Zinserhöhungen seien aber notwendig. Das Tempo hänge dabei von den jeweils vorliegenden Inflationsdaten ab. „Wir werden unsere Entscheidungen Sitzung für Sitzung treffen und unsere Gedanken weiterhin so klar wie möglich kommunizieren“, so Powell.
An den Märkten geht die Erholung weiter
Der Markt reagiert relativ gelassen auf die Aussagen des Notenbankchefs. Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq 100 setzen ihre Erholungsbewegung fort, ohne dabei jedoch an die starke Dynamik vom Dienstag anknüpfen zu können. Neue Zinssorgen wurden mit der Rede des Fed-Chefs demnach also noch nicht losgetreten. Es scheint so, als ob inzwischen sehr viel in den Kursen eingepreist wurde und damit eine gute Chance für eine erfolgreiche Bodenbildung besteht.
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Zumal aus charttechnischer Sicht ein Niveau erreicht wurde, das in der Vergangenheit oft als Wendepunkt fungierte. Hier muss man sich den Chartverlauf der großen US-Indizes in der Wochenansicht ansehen. Dort zeigt sich, dass es bei Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq 100 einen Pullback zur 200-Wochen-Linie (EMA200) gegeben hat. Der EMA200 auf Wochenbasis hat sich in der Vergangenheit mehrfach als Umkehrpunkt bei starken Korrekturbewegungen erwiesen. Der jüngste Kursaufschwung lässt darauf hoffen, dass es auch diesmal zu einer Trendwende kommt.
Das zweite Halbjahr verspricht weiterhin große Volatilität
Gleichwohl müssen sich Anleger auch in der zweiten Jahreshälfte auf einen volatilen Kursverlauf einstellen, da Inflations- und Zinsängste nicht so einfach vom Tisch zu wischen sind. Solange es keinen Hinweis darauf gibt, dass die Maßnahmen der Zentralbanken Wirkung zeigen und die Inflation zurückgeht, dürfte es für Aktien ungemütlich bleiben.
Hinzu kommt die Angst vor einer weltweiten Rezession. Es wird befürchtet, dass ein zu aggressives Tempo bei den Zinserhöhungen – wie es die Fed an den Tag legt – die Konjunktur abwürgen und zu einem wirtschaftlichen Abschwung führen könnte. Das wiederum würde die Gefahr einer Rezession deutlich erhöhen. Von einer Rezession spricht man, wenn das Bruttoinlandsprodukt an zwei aufeinanderfolgenden Quartalen im Jahresvergleich zurückgeht.
Goldman Sachs: Rezession könnte noch früher kommen
Laut der US-Investmentbank Goldman Sachs wird eine Rezession für die USA immer wahrscheinlicher, da die Notenbank die Zinsen anhebt und sich das wirtschaftliche Wachstum verlangsamt. Analyst Jan Hatzius ist der Ansicht, dass die Rezession sogar noch früher eintreten könnte als erwartet.
„Die Hauptgründe dafür sind, dass unser Basis-Wachstumspfad jetzt niedriger ist und dass wir zunehmend besorgt sind, dass die Fed sich gezwungen sehen wird, energisch auf die hohe Inflation und die Inflationserwartungen der Verbraucher zu reagieren, wenn die Energiepreise weiter steigen, selbst wenn sich die Aktivität stark verlangsamt“, schrieb er.
Nach den Berechnungen von Goldman Sachs liegt die Wahrscheinlichkeit, dass es im kommenden Jahr zu einer Rezession kommt, nun bei 30 Prozent. Zuvor lag die Wahrscheinlichkeit noch bei 15 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession in den nächsten zwei Jahren liegt nach den Goldman-Schätzungen nun bei 48 Prozent (zuvor: 35 Prozent). Hatzius schreibt aber auch, dass die Rezession höchstwahrscheinlich nur oberflächlich ausfallen wird.
Weitere Korrektur voraus?
Michael Wilson von Morgan Stanleys, seines Zeichens strategischer Leiter für US-Aktien, ist ebenfalls der Meinung, dass die Wahrscheinlichkeit einer Rezession im kommenden Jahr signifikant zugenommen habe. Seine Bedenken äußerte er im Gespräch mit CNBC. Für den Fall einer Rezession geht er davon aus, dass der S&P 500 nochmals um 15 bis 20 Prozent auf rund 3.000 Punkte korrigieren könnte.
- An der Wall Street geht die Erholung weiter
- Fed-Chef Powell zeigt sich fest entschlossen, die Inflation zügig einzudämmen
- Chance für eine Bodenbildung im Bereich der 200-Wochen-Linie (EMA200) für Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq 100
- Zweites Halbjahr könnte volatil bleiben
- Wahrscheinlichkeit einer Rezession im kommenden Jahr deutlich gestiegen
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