Liebe Leserin, lieber Leser,
seit dem 5. Januar hatte bei der Aktie von TUI eines Bestand: die 6 vor dem Komma. In knapp drei Monaten war es den Papieren des Reisekonzerns kein einziges Mal gelungen, die Marke von 7 Euro zu erreichen, geschwiege denn sie zu überwinden. Doch seit Montag ist die bleierne Zeit vorbei: Nachdem die TUI-Aktie am Freitag noch kurz davor stand, nach 6,96 Euro im Xetra-Handel bis Börsenschluss aber wieder leicht verlor, zog sie zum Wochenstart auf 7,16 Euro an und hat seitdem sogar noch ordentlich zugelegt. So mancher Analyst hatte den Aufschwung vorausgesagt, andere hingegeben nicht.
Unterschiedlichste Kursziele für TUI
Jamie Rollo von der US-Investmentbank Morgan Stanley gehörte zu den Optimisten: Er hatte die Aktie von TUI Anfang März von „Equal-weight“ auf „Overweight“ hochgestuft und zugleich das Kursziel von 9 auf 10 Euro angehoben. Er sehe „in Europas aktuell schlechtester Tourismus-Aktie deutlich mehr Potenzial als Risiken“, hieß es. Die vom Reisekonzern für 2024 angestrebte Ergebnissteigerung erscheine in seinen Augen sogar konservativ und die Bilanzprobleme seien „größtenteils gelöst“.
Doch diese positive Einschätzung teilt nicht jeder Beobachter: Das US-Analysehaus Bernstein Research hatte die Einstufung für TUI nach Zahlen zum ersten Geschäftsquartal im Februar auf „Market-Perform“ mit einem Kursziel von lediglich 6,80 Euro belassen. Der Touristikkonzern habe einen insgesamt starken Bericht vorgelegt, schrieb Analyst Richard Clarke laut Medienberichten zwar. Das Management könne sich nun auf wichtige Maßnahmen zur Vereinfachung der Konzernstruktur fokussieren.
- Dennoch sei er immer noch nicht davon überzeugt, dass Tui ein Kauf sei, so Clarke
- Dagegen sprächen demnach die hohe Nettoverschuldung von 8 Milliarden Euro
- Darüber hinaus die im Vergleich zum Dividendenzahler Easyjet höhere Bewertung
Barclays kann sich nicht entscheiden
Ja was denn nun? Sind die unzweifelhaften Schulden nun ein Problem oder nicht? Die britische Investmentbank Barclays kann sich offenbar selbst nicht so recht entscheiden. Das Geschäft laufe rund, schrieb Analyst James Rowland Clark Mitte März nach einer Investorenkonferenz. Mit dem Ergebnisziel für 2024 fühle sich der Tourismuskonzern weiter wohl, hieß es.
Der Analyst hatte das Kursziel für die TUI-Aktie daher bei 690 Pence belassen, was 8,06 Euro entspricht. Aus damaliger Sicht, der Kurs stand bei 6,63 Euro, sah Clark also ein Kurspotenzial für TUI von mehr als 20 Prozent. Weshalb er die Einstufung für die Aktie dennoch auf „Underweight“ belassen hatte, also eine Verkaufsempfehlung aussprach, war einigermaßen unverständlich.
TUI-Aktie offenbar schwer einzuschätzen
Die Einschätzung, wohin die Reise beim größten Touristikkonzern Europas geht, scheint insgesamt eher schwierig zu sein. Das zeigen die weiteren Prognosen, die nach dem Quartalsbericht im Februar abgegeben worden waren:
- Jefferies: 7,50 EUR
- Deutsche Bank: 10,50 EUR
- UBS AG: 7,50 Euro
Und auch die Auflistung bei aktien.guide dokumentiert die Unentschiedenheit: Von den dort angeführten neun Analysten empfehlen aktuell fünf die TUI-Aktie zum Kauf, vier würden die Papiere lediglich halten. Das durchschnittliche Kursziel von 10,11 Euro allerdings spricht eher für die Aktie.
Branche spricht von Rekordbuchungszahlen
Und auch das Momentum ist aus Unternehmenssicht, aller Weltkrisen zum Trotz, auf der Seite der Branche: Die Buchungskurve zeige nach einem ausgesprochen guten Saisonauftakt weiter deutlich nach oben, versicherte Stefan Baumert, Vorsitzender der TUI Deutschland Geschäftsführung, auf der Tourismusmesse ITB Anfang März in Berlin. „Unser Frühbuchergeschäft läuft auf Hochtouren mit einem großen Neukundenanteil von über 40 Prozent. Aktuell gehen bereits 80 Prozent unserer Buchungen in den Sommer.“
Aktuell lägen die Sommerbuchungen bei TUI Deutschland durch mehr Frühbucher zweistellig im Plus, so Baumert. „Wir sehen weiterhin eine hohe Reisebereitschaft und erwarten eine insgesamt starke Saison.“ Unterstützung bekam der TUI-Chef vom Deutschen Reiseverband (DRV): Der Buchungsumsatz für die wichtige Sommersaison liege derzeit „deutlich über dem Vor-Corona-Rekord 2019“, sagte DRV-Präsident Norbert Fiebig zum Auftakt der Fachmesse. „Der Reisehunger der Menschen in Deutschland ist stärker denn je und wächst weiter“, wurde Fiebig zitiert.
TUI-Aktie seit Oktober mit 70 Prozent im Plus
Bei der Deutschen Bank hatte man das bereits im Februar geahnt und die Einstufung für die TUI-Aktie auf „Buy“ mit einem Kursziel von 10,50 Euro belassen. Mit dem ersten Quartal beim Reiseveranstalter bestätige sich ein Trend, der noch stärker sei als anfangs gedacht, schrieb Analyst Andre Juillard. Vor allem das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) hatte den Analysten „positiv überrascht“. Zum ersten Mal zu einem Jahresstart sei dieser Wert positiv gewesen. Die Aktie werde unterdessen immer noch „mit einem deutlichen Abschlag gehandelt“.
Das sehen offenbar mittlerweile auch die Anleger so. Aktuell steht die TUI-Aktie bei 7,55 Euro. Allein in der zurückliegenden Woche haben die Papiere damit zweistellig an Wert dazugewonnen. Seit ihrem Tiefststand im Oktober, als für TUI kurzzeitig nur noch 4,37 Euro aufgerufen worden waren, hat sie sogar mehr als 70 Prozent zugelegt.
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