Liebe Leserin, lieber Leser,
ThyssenKrupp hat Ärger! Und das aus einem scheinbar paradoxen Grund. Das Unternehmen will wieder Dividende zahlen. Nun ist der Begriff „Dividende“ in meiner Welt erst einmal positiv belegt. Höchste Zeit, hier einmal genauer hinzuschauen.
Vier Jahre ohne Ausschüttung
In den vergangenen vier Jahren schüttete Thyssenkrupp keine Dividende an Aktionäre aus. Das ist ein verständliches Vorgehen gewesen. Wer keinen Gewinn macht, hat auch nichts zum Ausschütten. Das Geschäftsjahr von ThyssenKrupp geht übrigens vom 1.10 bis zum 30.9 des Folgejahres. Wenn ich also vom Gewinn 2022 spreche, meine ich damit den Zeitraum vom 1.10.2021 bis zum 30. September 2022. Und in diesem Zeitraum erzielte das Unternehmen einen Gewinn von 1,82 Euro pro Aktie. Damit stellt sich das Kurs-Gewinn-Verhältnis für diesen Zeitraum bei einem aktuellen Kurs von rund 7,06 Euro auf 3,9!
Vorsicht: Cash-Flow ist noch negativ!
Allerdings darf nicht vergessen werden, dass der Cash-Flow immer noch trotz massiver Verbesserung negativ ist. Die Dividende würde also aus der Substanz gezahlt werden. Das kritisiert unter anderem die DEKA, die Fondsgesellschaft der Sparkassen.
Entwicklung des operativen Cashflows von Thyssenkrupp
Wir sprechen von 15 Cent pro Aktie
Besonders hoch ist die Ausschüttung nicht geplant. ThyssenKrupp will rund 15 Eurocent pro Aktie ausschütten. Bezogen auf den aktuellen Kurs sind das magere 2,1%.
So sehe ich das!
Ich halte die Idee einer Ausschüttung in diesem Fall für nicht gelungen. ThyssenKrupp ist weiterhin in einem massiven Konzernumbau. Denken wir nur an die Stahlsparte. Wasserstoff soll hier nach und nach das Erdgas, aber auch die Kohle bei der Produktion des Stahls ersetzen. Wie teuer das schlussendlich wird, ist nicht klar. Dass es aber ein kostenintensiver Wandel wird, sollte jedem klar sein. In diesem Fall bin ich definitiv der Meinung, dass der Konzern jeden Cent im Unternehmen belassen sollte. Die Forderungen einzelner Aktionäre nach Ausschüttung kann hier nicht entscheidend sein.
Effekte auf den Aktienkurs
Heute sehen wir einen recht schwachen Tag. Die Aktie von ThyssenKrupp bewegt sich rund 2% unter dem gestrigen Kursniveau. Ich gehe davon aus, dass diese „Delle“ eher kurzfristiger Natur sein wird. Denn die positiven Argumente für diese Aktie haben weiter Bestand. ThyssenKrupp wandelt sich entsprechend den Anforderungen unserer Zeit. Die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringert sich. Und dann ist da noch die Wasserstoff-Tochter Nucera. Deren Börsengang wird wohl auch zeitnah erfolgen.