Thyssenkrupp-Aktie: Brutale Wende – wohin geht die Reise?

Thyssenkrupp-Aktie am Scheideweg – Mega-Transformation – Chancen und Risiken – Das müssen Sie als Anleger jetzt wissen.

Auf einen Blick:
  • Thyssenkrupp steht seine wohl größte Transformation bevor.
  • Im Mittelpunkt: der grüne Stahl.
  • Gleichzeitig sorgen Konjunkturprobleme in Deutschland für Bedenken.
  • Wie es jetzt mit dem Traditionskonzern weitergehen könnte.

Liebe Leserinnen und Leser,

im letzten Jahr wurden in Deutschland knapp 37 Millionen Tonnen an Rohstahl produziert. Das war zwar weniger als 2021 und in den Vor-Corona-Jahren. Die Stahlbranche blieb 2022 trotzdem ein Zünglein an der Waage für die hiesige Industrie. Baubranche, Autosektor, Maschinenbau: Sie alle sind ohne Stahl nicht vorstellbar.

Thyssenkrupp: Deutschlands Klimasünder

Das wichtigste deutsche Unternehmen in diesem Bereich ist Thyssenkrupp. Wichtig für Sie als Anleger: Kaum ein anderer Wirtschaftsakteur hat derzeit einen solch enormen Transformationsbedarf wie der Traditionskonzern aus Nordrhein-Westfalen. Der Grund: Thyssenkrupp ist einer der größten CO2-Emittenten der Bundesrepublik.

Allein der Stahlstandort Duisburg, zu dem ein Hüttenwerk, Heizkraftwerke und Kokereien gehören, stößt laut einer Studie der Umweltorganisation WWF pro Jahr 16 Millionen Tonnen des Treibhausgases aus. Das ist mehr als der gesamte Staat Litauen. Thyssenkrupp betreibt damit die klimaschädlichste Fabrik in Deutschland. Und das muss sich aufgrund der immer schärferen staatlichen Restriktionen dringend ändern.

Thyssenkrupp-Aktie zuletzt erfreulich

In den letzten Monaten hat Thyssenkrupp einige solide Schlagzeilen generiert, die die Zukunftsperspektive des strauchelnden Stahlkonzerns durchaus aufhellen. Das hat auch an der Börse Wirkung gezeigt, wie Sie im Chart sehen können:

Thyssenkrupp Aktie Chart
Intraday
1W
3M
6M.
1J
5J
Max

Am 15. September stand der Titel auf 12-Monats-Sicht mit immerhin 26,5 Prozent im Plus (Schlusskurs vom 15.09.2024, XETRA). An alte Höchstwerte konnte die Thyssenkrupp-Aktie damit zwar bei Weitem nicht anknüpfen. Die Börse scheint inzwischen aber vorsichtige Hoffnung zu hegen.

Mega-Transformation grüner Stahl

Das wichtigste Thema rund um die Thyssenkrupp-Aktie ist zweifelsohne der sogenannte grüne Stahl. Dieser wird – vereinfacht gesagt – mit Wasserstoff anstelle von Kohle produziert. Ist der hierfür nötige Wasserstoff „grün“, also per Öko-Strom in einem Elektrolyseur erzeugt, geht der dann entstehende „grüne“ Stahl mit erheblichen Klimavorteilen im Vergleich zur klassischen Hochofenvariante einher.

Das Problem: Grüner Stahl erfordert massive Investitionen in neue Anlagen. Thyssenkrupp allein kann diese Ausgaben jedenfalls nicht stemmen. Umso besser, dass der Konzern nun Rückendeckung vom Steuerzahler bekommt. So hatte die EU-Kommission im Juli deutsche Milliardenhilfen für den Bau einer sogenannten Direktreduktionsanlage und zwei Eisenschmelzern in Duisburg genehmigt. Direktreduktionsanlagen werden mit klimaneutral erzeugtem Wasserstoff betrieben und sind das Kernstück des Produktionsprozesses rund um grünen Stahl.

Apropos grüner Wasserstoff: Thyssenkrupp ist mit seiner inzwischen börsennotierten Tochter Nucera gleichzeitig einer der wichtigsten deutschen Hersteller des klimaschonenden Energieträgers. Nucera entwickelt und baut unter anderem Wasserelektrolyseure, in denen der Wasserstoff per Öko-Strom erzeugt wird. Das verschafft Thyssenkrupp sowohl für die eigene Stahlproduktion als auch für die anderer Unternehmen erhebliches Geschäftspotenzial.

Neuer Chef will Gewinnmargen aufpolieren

Der neue Konzernboss Miguel Lopez jedenfalls hat kürzlich klar gemacht, wohin die Reise gehen soll. So hat der Manager ein Performance-Programm und ein Portfolio-Umbau in die Wege geleitet, die Thyssenkrupp unter anderem stärker an grünen Technologien ausrichten soll. Gleichzeitig will Lopez die zuletzt kriselnde Profitabilität auf Vordermann bringen.

In seinem dritten Geschäftsquartal 2022/2024 hat Thyssenkrupp ein bereinigtes Betriebsergebnis (EBIT) von gerade einmal 243 Millionen Euro erzielt. Das entspricht einem Rückgang von 66 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die bereinigte EBIT-Marge lag in den drei Monaten bis Ende Juni nur noch bei 2,1 Prozent. Thyssenkrupp hat vor allem unter den sinkenden Preisen in seinem Material- und Stahlgeschäft gelitten, die durch die aktuellen Konjunkturprobleme insbesondere in Deutschland bedingt waren.

Das von Lopez forcierte Programm „APEX“ soll nun mehr Effizienz freisetzen. Auf Konzernebene peilt der Vorstandschef eine bereinigte EBIT-Marge von 4 bis 6 Prozent an. Das wäre deutlich mehr als in den letzten Monaten. Zudem soll der freie Barmittelzufluss (Free Cashflow) mittelfristig signifikant positiv ausfallen. Und auch eine verlässliche Dividendenausschüttung steht auf der Agenda rund um „APEX“.

Frische Struktur für Thyssenkrupp

Um diese hehren Ziele zu erreichen, plant Lopez eine Umstrukturierung der bisherigen Geschäftsfelder. So soll die Elektrolyse-Tochter Nucera gemeinsam mit dem Materialgeschäft für Windkraftanlagen in das neue Segment „Decarbon Technologies“ konsolidiert werden. Dadurch schaffe der Konzern mehr Stabilität und Schnelligkeit der einzelnen Geschäfte, betonte Lopez.

Die Neuorganisation soll indes bereits ab dem 1. Oktober gelten. Neben Decarbon Technologies soll der Thyssenkrupp-Konzern aus vier weiteren Standbeinen bestehen:

  • Automotive Technology
  • Materials Services
  • Steel Europe
  • Marine Systems

Für die letzten beiden Segmente, also das Stahlgeschäft in Europa und den U-Boot-Bau, forciert Lopez ähnlich wie seine Vorgängerin Martina Merz weiterhin eine Verselbstständigung. Steel Europe und Marine Systems könnten demnach ähnlich wie Nucera separat an die Börse gebracht werden.

Marine Systems mit Wachstumspotenzial

Sehr interessant ist hier indes Marine Systems (TKMS). Die Thyssenkrupp-Sparte gilt als Europas größter Entwickler und Hersteller von U-Booten. Zuletzt hatte Marine Systems über hohe Auftragseingänge berichtet. Der Grund: Der Ukraine-Krieg hat in vielen Staaten zu einem Rüstungsboom geführt, von dem auch TKMS profitiert.

Ein wichtiger Abnehmer ist die Bundesmarine. Derzeit baut Marine Systems für die deutschen Seestreitkräfte zwei U-Boote und könnte in den kommenden Jahren vier weitere herstellen. Aber auch von anderen Militärkunden etwa aus Skandinavien gibt es laut TKMS reihenweise Anfragen.

Die Thyssenkrupp-Sparte muss deshalb in mehr Produktionskapazitäten investieren. Doch der Gesamtkonzern Thyssenkrupp hat derzeit wegen der Konjunkturprobleme beim Stahl nicht das nötige Kleingeld, um dieses Wachstumspotenzial freizusetzen. Deshalb sucht TKMS nach externen Investoren. Das kann zum Beispiel über den Einstieg von Fremdkapitalgebern, einen separaten Börsengang oder eine Beteiligung des Staates erfolgen. Tatsächlich hat Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) kürzlich eine Staatsbeteiligung bei dem Kieler U-Boot-Bauer öffentlich in Erwägung gezogen.

Mein Fazit für Sie

Ohne Frage: Thyssenkrupp steht am Scheideweg. Der Konzern hat mit Blick auf den Klimaschutz seine wohl größte Transformation vor sich. Was Sie als Anleger nicht vergessen sollten: Thyssenkrupp ist ein extrem wichtiger Akteur der deutschen Industrie. Die Bundesregierung muss also ein Interesse daran haben, dass der Stahlkonzern weiterhin in Deutschland aktiv bleibt. Ansonsten droht der Bundesrepublik meiner Meinung nach ein ökonomisches Desaster.

Im besten Falle darf sich Thyssenkrupp also auf weitere Schützenhilfe der Regierung verlassen – etwa in Form eines künstlich gedeckelten Industriestrompreises. Auch wenn das bedeutete, dass die Steuerzahler wieder einmal zur Kasse gebeten würden.

Kurzfristig bleibt die Aktie, wie Sie in der folgenden Analyse sehen können, trotzdem ein Drahtseilakt:

Score Berechnung
  • Umsatzplus > 10% Umsatzplus = -9,30 %
  • EBIT-Marge > 10% EBIT-Marge = -3,43 %
  • EK-Rendite > 10% EK-Rendite = -2,91 %
  • Cashflow-Marge > 5% Cashflow-Marge = -8,85 %
  • KUV < 10 KUV = 0,08
  • Verschuldung < 50% Verschuldung = 63,81 %
  • RSI < 50 Relative Strenght Index (RSI) = 27,38
  • Stochastik < 30 Stochastik = 31,16
2 | 8
PUNKTE
Thyssenkrupp Aktien Rating vom 29.04.2024 – 2 von 8 Punkten!

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihren Investments,

Marco Schnepf

Redaktion Finanztrends

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