Liebe Leserin, lieber Leser,
ganz vorsichtig schob sich die Aktie von Thyssenkrupp zum Wochenstart im Xetra-Handel um einen Cent auf 4,41 Euro aufwärts. Damit notierten die Papiere des Stahlkonzerns allerdings lediglich um 0,6 Prozent über dem Tiefststand vom Freitag bei 4,38 Euro. Weniger war für die Thyssenkrupp-Aktie seit vier Jahren nicht mehr aufgerufen worden. Es waren die Quartalszahlen von vor knapp zwei Wochen, die bei Anlegern für Verunsicherung gesorgt hatten. Und die Beschäftigten beim im Schieflage geratenen Unternehmen schlagen Alarm.
Thyssenkrupp-Mitarbeiter haben Fragen
Doch die Mitarbeiter machen sich weniger Sorgen um den Börsenkurs, als vielmehr um das gesamte Stahlsegment – und üben harsche Kritik am intransparenten Kurs des neuen Vorstandschef Miguel López. Unter dem Titel „Wir sagen Stopp“ hatte die Gewerkschaft IG Metall jüngst ein Flugblatt veröffentlicht, in dem López aufgefordert wird, ein Gesamtkonzept für die Stahlsparte vorzulegen. „Wir haben Fragen, die Belegschaft hat Fragen, und wir wollen endlich wissen, was López plant“, wird in der „Hütteninfo“ der Betriebsratsvorsitzende am Standort Duisburg Hamborn/Beeckerwerth, Ali Güzel, zitiert.
Auch Olaf Vopel, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender, übt Kritik am neuen CEO des Mutterkonzerns: „López scheint ein weiterer Ankündigungsweltmeister zu sein. Aber was er konkret vorhat, sagt er nicht.“ Die Führungsetage agiere irgendwie, nur keiner wisse, wo es hingehe. „IG Metall und Betriebsrat werden diesem traurigen Schauspiel nicht weiterhin zusehen. Wir bleiben nicht tatenlos und warten auf neue Hiobsbotschaften“, betont Gesamtbetriebsratsvorsitzender Tekin Nasikkol, in der Hütteninfo.
- Wie könne Thyssenkrupp Steel in einem sich ändernden Weltmarkt auf Dauer Erfolg haben?, frage man sich
- Der Betriebsrat am Standort Hamborn hat deshalb eine Unternehmensberatung damit beauftragt an Zukunftsszenarien zu arbeiten
Mitbestimmung bei Stahl-Strategie gefordert
Ein Job, den eigentlich die Führungsmannschaft um Vorstandschef López erledigen sollte. Doch aus Sicht der IG Metall hatte die Hauptversammlung der Aktionäre Anfang Februar in Bochum keine Klarheit gebracht. Damals hatten laut Süddeutscher Zeitung rund 250 Thyssenkrupp-Beschäftigte vor Beginn der Hauptversammlung vor dem Bochumer Kongresszentrum für eine stärkere Beteiligung der Arbeitnehmerseite an der künftigen Ausrichtung des Konzerns demonstriert.
Jetzt haben sie genug: „Von Herrn López fordern wir eine klare Stahlstrategie unter Einbeziehung der Mitbestimmung und keine Entscheidung gegen die Standorte und ihre Beschäftigten. Wir kämpfen um jeden einzelnen Arbeitsplatz, um jeden einzelnen Standort und um unsere Tochtergesellschaften“, so Ali Güzel. „Wir können uns auch einen Verkauf oder eine Verselbstständigung vorstellen. Dann müssen aber die Rahmenbedingungen stimmen und die Richtung klar sein.“
Thyssenkrupp machte 314 Millionen Verlust
Rein vom Betriebsergebnis ist diese eindeutig – es geht nach unten, wie seit dem 14. Februar bekannt ist. Unterm Strich wies Thyssenkrupp zwischen Oktober und Dezember 2023 einen Verlust von 314 Millionen Euro aus, wie das Unternehmen damals mitteilte. Im Vorjahr hatte laut Wirtschaftswoche noch ein Gewinn von 75 Millionen gestanden. Die Abschreibungen beliefen sich demnach auf rund 200 Millionen Euro. „Sinkende Preise und eine geringere Nachfrage im Stahlgeschäft, insbesondere von Autokunden, ließen das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um die Hälfte auf 84 Millionen Euro sinken“, so der Bericht.
- Erste positive Effekte zeigten sich aus dem Effizienzprogramm Apex
- Die Maßnahmen stabilisierten laut CEO López das Ergebnis
Thyssenkrupp-Aktie nach Quartalszahlen ein
Das Programm soll bis 2024/25 bis zu zwei Milliarden zum bereinigten Ebit beitragen und „gegenläufige Markteffekte“ bei Thyssenkrupp abschwächen, heißt es. Dennoch zeigte sich der Konzern für das Geschäftsjahr 2023/24 sowohl beim Umsatz als auch beim Jahresergebnis pessimistischer.
An den Börsen kam das freilich nicht gut an: Am Tag der Veröffentlichung fiel die Thyssenkrupp-Aktie von zuvor 5,51 auf 4,93 Euro. In der Folge ging es immer weiter zurück, bis vor dem Wochenende ein neues Jahrestief erreicht war. Trotz leichter Verbesserung am Montagvormittag, haben die Papiere allein im vergangenen Vierteljahr mehr als ein Drittel an Wert eingebüßt.
Thyssenkrupp Aktie Chart
Irre: Kursziele zwischen 4,90 und 16 Euro
Die Analysten sind sich derweil völlig uneins, wie es mit der Aktie mittelfristig weitergeht. Die Baader Bank hatte die Einstufung für Thyssenkrupp nach Zahlen zum ersten Geschäftsquartal auf „Buy“ mit einem immensen Kursziel von 16 Euro belassen – ohne diesen Optimismus zu erklären. Die US-Bank JPMorgan hingegen kürzte den fairen Wert für die Aktie am gleichen Tag von 6,00 auf 4,90 Euro, beließ die Einstufung auf „Neutral“. Die negative Marktreaktion reflektiere das gesunkene Vertrauen in die Ziele des Industrie- und Stahlkonzerns für das Geschäftsjahr 2023/24, schrieb Analyst Moses Ola.
Etwas positiver blickt die Deutsche Bank auf den Konzern: Das erste Geschäftsquartal des Industrie- und Stahlkonzerns sei wie erwartet ausgefallen, schrieb Analyst Bastian Synagowitz. Die Prognose für das operative Ergebnis (Ebit) habe der Konzern bestätigt, trotz niedrigerer Umsätze. Die Kursreaktion erscheine harsch angesichts der unterdurchschnittlichen Entwicklung der vergangenen Wochen. Deutsche Bank Research beließ die die Einstufung für Thyssenkrupp auf „Hold“ mit einem Kursziel von 8 Euro.
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