Was viele oftmals vergessen: Der Stahlkonzern Thyssenkrupp ist dank seiner Marine-Sparte auch ein Rüstungsanbieter. Mit „Marine Systems“ produziert der deutsche Traditionskonzern U-Boote, Korvetten und Fregatten. Hinzu kommen Wartungsdienstleistungen, einzelne Komponenten wie Sensoren und Sonare sowie Anlagen zur Bergung alter Munition.
„Marine Systems“: Thyssenkrupp hofft auf Geschäftsimpulse durch Ukraine-Krieg
Thyssenkrupp jedenfalls sieht im neuen Rüstungs-Hype in Europa infolge des Ukraine-Kriegs Geschäftspotenzial für „Marine Systems“. „Zusätzliche Chancen für das Segment ergeben sich – neben der höheren weltweiten Nachfrage – durch das ‚Sondervermögen Bundeswehr‘ und die langfristige strukturelle Erhöhung des deutschen Verteidigungshaushalts“, heißt es im neuen Geschäftsbericht (via Reuters). Demnach spekuliert der Konzern darauf, dass er im Zuge der höheren Verteidigungsausgaben von der Bundesregierung mit neuen Aufträgen bedacht wird.
„Wir sind parallel mit der Bundesregierung als einen unserer wesentlichen Kunden im Dialog, ob und wann die Voraussetzungen allerdings auch von politischer Seite für eine Verselbstständigung geschaffen werden können“, sagte Vorstandschefin Martina Merz auf der kürzlich abgehaltenen Hauptversammlung. Einen konkreten Termin könne sie jedoch nicht nennen.
Politik kommt nicht aus dem Quark
Zur Einordnung: „Marine Systems“ hatte im letzten Jahr den Standort Wismar der insolventen MV-Werften übernommen. Thyssenkrupp will sich dadurch zusätzliche Produktionskapazitäten sichern, auch um möglichen neuen Rüstungsaufträgen gerecht zu werden. Ab 2024 sollten in Wismar eigentlich neue U-Boote gebaut werden, hatte es zumindest 2022 geheißen.
Das Ganze hängt nun aber an der Bundesregierung bzw. am Beschaffungsamt der Bundeswehr. Bis dato jedenfalls hängen Thyssenkrupp und „Marine Systems“ in der Luft. „In der Tat verändert sich unsere Planung bezüglich Wismar, da bisher noch keine neuen Boote bestellt wurden und auch bei Überwasser keine relevante Entscheidung getroffen wurde“, sagte eine Sprecherin der U-Boot-Sparte kürzlich zu Reuters.
Die Rüstungsindustrie hatte zuletzt mehrfach moniert, dass es bis dato kaum Aufträge aus dem milliardenschweren Sondervermögen gegeben habe, das Bundeskanzler Olaf Scholz immerhin bereits vor über einem Jahr angekündigt hatte.