Liebe Leserin, Lieber Leser,
Selbstredend liegt die Trefferquote der Nachrichtenagentur „Reuters“ nicht bei 100 Prozent, und das gilt umso mehr, wenn die Berichterstattung sich auf Aussagen von Insidern bezieht. Doch für gewöhnlich ist man dort bestens informiert, weshalb die Meldungen an der Börse stets ein hohes Gewicht haben. Für viel Bewegung sorgte am Freitag ein Bericht über Tesla und noch spannender wurde es, als Tesla-Chef Elon Musk eben darauf reagierte.
Tesla: Model 2 vor dem Aus?
Schon am Vormittag mussten die Anteilseigner bei Tesla (mal wieder) einen kleinen Schock verkraften. Schuld daran war ein Bericht von Reuters darüber, dass die Entwicklung des günstigen Model 2 bereits wieder abgesagt worden sein soll. Die Nachrichtenagentur bezieht sich dabei auf mit den Plänen vertraute Personen, welche wiederum über eine Entscheidung von Elon Musk informierten.
Demnach soll das Model 2 in der bisherigen Form für einen Verkaufspreis von 25.000 US-Dollar wohl nicht mehr Realität werden. Aufbauend auf derselben Plattform sollen stattdessen Robotaxis entstehen, welche bei Tesla wohl in Zukunft eine größere Rolle spielen sollen. Den Anteilseignern wollte das nicht recht gefallen und die Tesla-Aktie gab vor dem Wochenende zunächst um 3,6 Prozent bis auf 164,90 Dollar nach.
Elon Musk kontert
Im nachbörslichen Handel konnten diese Verluste aber schon wieder ausgeglichen werden, denn Tesla-Chef Elon Musk wollte das Ganze nicht unkommentiert stehen lassen. Auf seinem bevorzugten Informationskanal in Form des Kurznachrichtendienstes „X“ bezeichnete er die Berichte als Lüge, ging aber nicht im Detail darauf ein. Eine offizielle Stellungnahme des Konzerns liegt bisher nicht vor.
So ganz daneben scheint Reuters allerdings nicht zu liegen, denn nur wenig später kündigte Musk an, das Robotaxi von Tesla am 8. August enthüllen zu wollen. Das führte an der Börse wieder zu etwas mehr Zuversicht und vor allem zu Hoffnugnen darüber, dass Tesla seine Probleme mit autonomen Fahrsystemen vielleicht doch noch in den Griff bekommen könnte.
Licht und Schatten bei Tesla
Schon seit rund einem Jahrzehnt spricht Elon Musk immer wieder in großen Tönen von selbstfahrenden Autos und sieht in diesen klar den nächsten Schritt bei der Mobilität. Bekanntlich machte er sogar die Existenz von Tesla selbst im vergangenen Jahr davon abhängig, ob man in diesem Bereich erfolgreich sein wird oder eben nicht. Angesichts derartiger Kommentare wiegen Unzulänglichkeiten beim Full Self-Driving, wie es bei Tesla genannt wird, umso schwerer.
Seit einiger Zeit setzt Tesla nur noch auf Kameras, um den Verkehr zu überwachen und den Computer in einem Fahrzeug mit Daten zu füttern. Die meisten Experten halten diesen Ansatz nicht für ausreichend, um autonomes Fahren nach Level 3 oder gar Level 4 zu erreichen, wie es für ein waschechtes Robotaxi notwendig wäre. Ob nun ein grundsätzliches Umdenken stattgefunden hat oder auf Software-Seite bahnbrechende Durchbrüche erzielt werden konnten, darüber lässt sich nur spekulieren.
Können Tesla-Aktionäre Elon Musk trauen?
Ankündigungen von Elon Musk taugen wahrscheinlich nicht unbedingt als schlagkräftige Argumente für ein Investment bei Tesla. Denn schon häufiger kam es dabei letztlich zu Enttäuschungen. Sollte das Model 2 tatsächlich eingestampft werden, wäre es nur das jüngste Beispiel dafür. Erst zu Jahresbeginn kündigte Musk die günstigere Alternative zum Model 3 offiziell an.
Angesichts vorheriger, oftmals vermutlich unüberlegter Äußerungen, ist zudem fraglich, ob die Ankündigung des Robotaxis auf einem soliden Fundament steht und was genau Tesla im August vorstellen könnte. Vielleicht bin ich dem Unternehmen gegenüber übermäßig skeptisch, das sei an dieser Stelle nicht ausgeschlossen. Doch blind verlassen können und sollten sich Anleger auf eine bahnbrechende Revolution wohl eher nicht.
Tesla unter Druck
Weitaus spannender bleibt ohnehin, was aus dem Model 2 werden wird, welches für Tesla wahrscheinlich von sehr viel größerer Bedeutung ist als Robotaxis. Der Wachstumstrend in der Branche hat schwer nachgelassen und die Preise sind am Purzeln. Die Verbraucher verlangen klar nach günstigeren E-Autos und wer solche in Zukunft nicht liefern kann, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit Marktanteile einbüßen müssen.
Den Insidern zufolge gibt es auch noch Hoffnung, denn die mutmaßlichen Pläne könnten im Falle sich verändernder ökonomischer Bedingungen wohl noch einmal abgeändert werden. Auffällig ist zudem, dass Zulieferer über das Aus noch nicht informiert werden sollten. Das klingt danach, als wolle sich Tesla alle Möglichkeiten offenhalten.
Schwierige Zeiten für Aktionäre
So oder so steuert Tesla aktuell schwierigen Zeiten entgegen und die schnelle, fast schon trotzige Reaktion von Elon Musk auf aktuelle Medienberichte strotzt nicht eben vor Selbstvertrauen. zu unterschätzen ist das Unternehmen keinesfalls, welches sich zuletzt wieder zum größten Elektroautobauer weltweit aufschwingen konnte, wenn auch hauptsächlich aufgrund der Schwäche der Konkurrenz. Doch die Anleger können die dunklen Wolken am Horizont auch kaum ignorieren.
Eine abwartende Haltung ist für den Moment wahrscheinlich nicht der schlechteste Ansatz, der Ausgang der aktuell herausfordernden Lage bleibt aber offen. Musk hat sich in der jüngeren Vergangenheit wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert und einige Analysten halten den Tesla-Chef mittlerweile klar für ein Risiko für den Gesamtkonzern. Doch vielleicht gelingt ihm ja doch noch einmal ein echter Coup, mit dem die Zweifler eines Besseren belehrt werden. Es wäre nicht das erste Mal. Bis es für das eine oder andere Szenario klare Anzeichen gibt, lädt die Seitenlinie zum Verweilen ein.
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