Sorgen und Nöte der Aktionäre schienen in den letzten Tagen wieder etwas in den Hintergrund zu rücken und manch einer spekulierte schon darauf, dass mittlerweile jeder nur erdenkliche Worst-Case-Szenario bereits eingepreist sei. Doch das große Comeback lässt offensichtlich noch etwas auf sich warten, denn beim S&P 500 zeigten sich am Dienstag wieder deutliche Zeichen der Schwäche.
Um gut zwei Prozent ging es mit dem breit gefassten Index in die Tiefe, was den Punktestand auf 3.821 Punkte beförderte und zudem noch einmal unterstricht, dass die Stimmung an den Märkten weiterhin gedrückt ist. Die Gründe dafür dürften mittlerweile bekannt sein. Es sind in erster Linie diese Faktoren, welche den Bullen einfach keine Ruhe geben:
- Steigende Zinsen
- Hohe Inflation
- Krieg in der Ukraine
- Hohe Energiepreise
- Schwache Konsumdaten
All das und noch einige weitere Punkte münden letztlich in der einen großen Bedrohung für die Börse: der Furcht vor einer möglichen Rezession und auf die wollen viele Anleger gar nicht erst warten. Stattdessen verabschieden sie sich schon jetzt von Titeln aus dem eigenen Depot.
Das dürfte noch länger dauern
Mit den aktuellen Verlusten dreht der S&P 500 wieder deutlich in Richtung Süden und bestätigt damit letztlich den übergeordneten Abwärtstrend, wenngleich bisher keine neuen Negativrekorde erreicht wurden. Schmerzhafter als die jüngsten Verluste an sich ist aber vor allem, dass diese Entwicklung sich noch eine ganze Weile lang fortsetzen dürfte. Wenn es nicht eine ganz große positive Überraschung gibt, dürfte das gesamte restliche Jahr von Problemen an den Börsen geprägt sein.
Mit Spannung werden jetzt wohl erst einmal die Inflationsdaten aus den USA für den Juni erwarten. Jene dürften darüber entscheiden, ob die US-Notenbank Fed bei ihrer Zinspolitik noch weiter aufs Gas tritt oder eher einen Gang zurückschaltet. Vor wenigen Tagen beteuerte Fed-Chef Jerome Powell, die hohe Inflation im Land mit allem ihm zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpfen zu wollen. Solange die Inflation auf Rekordniveau liegt, ist daher mit rapide steigenden Leitzinsen zu rechnen und eben solche könnten die Wirtschaft im schlimmsten Fall regelrecht abwürgen.
Öl und Gas setzt sich im S&P 500 durch
Immerhin gab es im S&P 500 zuletzt nicht nur Verlierer zu sehen. Einige Titel konnten am Dienstag sogar stark zulegen und jene kamen bevorzugt aus dem Bereich Öl und Gas. Gleich zehn der Aktien aus den Top 20 am Dienstag stammen aus diesem Sektor. Hier dürften zum Einen die Diskussionen um einen möglichen Preisdeckel der G7-Staaten und ihren Partnern für russisches Öl eine Rolle gespielt haben.
Zusätzlich waren steigende Ölpreise festzustellen, nachdem China zahlreiche Beschränkungen in der von Corona gebeutelten Millionenmetropole Shanghai lockerte und dadurch eine rapide steigende Nachfrage nach dem ohnehin schon knappen Erdöl erwartet wird. Alles in allem zeigt sich, dass das schwarze Gold noch für eine ganze Weile gefragt sein wird.
Sorgen um Konsum im S&P 500
Auf der Gegenseite fand sich im S&P 500 so ziemlich alles, was in irgendeiner Weise mit dem Verkauf an Endkunden zu tun hatte. Unter Druck gerieten sowohl der Versandhandel als auch Halbleiterkonzerne und Zahlungsdienstleister, da aufgrund der hohen Inflation mit einem anhaltenden Rückgang beim Konsum gerechnet wird.
Aktie | Kurs (USD) (29.6.22) | Differenz zum Vortag |
Hess Corp. | 112,92 | +5,57 % |
Occidental Petroleum | 61,71 | +4,77 % |
Marathon Oil | 24,13 | +4,37 % |
Diamondback Energy | 129,80 | +4,35 % |
Las Vegas Sands Co. | 34,51 | +4,04 % |
Match Group | 71,81 | -6,38 % |
SolarEdge Tech | 279,24 | -6,46 % |
Nike | 102,78 | -6,99 % |
Enphase Energy | 190,65 | -7,52 % |
Etsy Inc. | 74,04 | -8,20 % |
Mit der anhaltenden Furcht vor einer Rezession dürften auch die Ängste rund um den Konsum in den USA und anderswo eher zu- denn abnehmen. Entsprechend ist damit zu rechnen, dass die aktuellen Verlierer im S&P 500 auch weiterhin einen schweren Stand haben werden. Doch Überraschungen sind natürlich immer möglich und in Stein gemeißelt ist an der Börse nur selten irgendetwas.
S&P 500 und Co. im roten Bereich
Die schwache Performance von US-Indizes machte sich am Mittwoch auch andernorts bemerkbar. Nachdem bereits die asiatischen Märkte deutlich nachließen, geriet auch der DAX scher unter Druck und fiel schon im frühen Handel um 1,4 Prozent in die Tiefe. Die kollektiv schlechte Stimmung dürfte dem S&P 500 nicht eben dabei helfen, auf die Schnelle in irgendeiner Art und Weise eine Gegenbewegung auf die Beine zu stellen. Es brechen also wohl wieder raue Zeiten an.
Die Warnungen der Experten, dass die jüngste Erholungsserie letztlich nur eine vorübergehende Rallye in einem noch immer aktiven Bärenmarkt sei, scheinen sich letztlich zu bestätigen. Den Anlegern ist da nur weiterhin zu erhöhter Vorsicht zu raten.
Lohnt sich Geduld im S&P 500?
Angesichts der erdrückenden Anzahl negativer Faktoren bleibt den Investoren für den Moment wohl nur der Blick in die etwas weiter entfernte Zukunft und die Gewissheit, dass die Börsen bisher noch jede Krise überstanden haben. Dass aktuell mehrere Krisen gleichzeitig das Geschehen beherrschen, ändert nichts an der Überzeugung der Optimisten, dass es eines Tages auch wieder in die Höhe gehen wird.
Sollte es zu einer solchen Entwicklung kommen, so können all jene, die genau jetzt investieren, langfristig hohe Renditen einfahren. Allerdings gibt es dafür natürlich keinerlei Garantie und es wird wohl einiges an Sitzfleisch benötigt, um auf diese Weise Gewinne einzufahren. Noch dazu ist es nicht unwahrscheinlich, dass es in der Zwischenzeit noch das eine oder andere Mal deutlich abwärts gehen wird, sodass neben Geduld auch starke Nerven für eine solche Anlagestrategie gefragt sind.
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