Die anhaltenden Zins- und Rezessionssorgen haben den Aktienmärkten in diesem Jahr schwer zugesetzt. Dem korrektiven Marktumfeld konnten sich selbst Edelmetalle nicht entziehen. Dabei galten Gold und Silber doch eigentlich als Fels in der Brandung. In der Vergangenheit war es fast schon ein Naturgesetz, dass in unsicheren und inflationären Zeiten Kapital aus Aktien abgezogen und in Gold und Silber umgeschichtet wurde. Besonders deutlich wurde dies während der Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009.
In diesem Jahr hat die Entwicklung der Gold- und Silberpreise aber deutlich vor Augen geführt, dass die beiden Edelmetalle eben doch kein Allheilmittel sind gegen hohe Inflation, globale Rezessionssorgen und vor allem steigende Zinsen. Der Goldpreis ist seit Jahresbeginn um 9,53 Prozent zurückgekommen. Gegenüber den Höchstständen von Anfang März betragen die Abschläge sogar 20 Prozent.
Der Silberpreis verzeichnet starke Korrekturen
Noch stärkere Korrekturen hat es beim Silberpreis gegeben. Dieser notiert seit Jahresbeginn mit mehr als 17 Prozent im Minus. Gegenüber den Höchstständen aus dem März betragen die Abschläge sogar mehr als 28 Prozent. Der marktbreite S&P 500 notiert gegenüber den Höchstständen von Anfang Januar mit 20 Prozent im Minus. Das zeigt, dass Silber zuletzt sogar noch deutlich schlechter gelaufen ist als die Aktienbenchmark.
Die vergangenen Monate haben klar gezeigt, dass steigende Zinsen negativ mit Gold- und Silberpreisen korrelieren. Das liegt zum einen daran, dass Gold und Silber gegenüber anderen Anlageprodukten wie Anleihen an Attraktivität verlieren, da die Edelmetalle keine Zinsen abwerfen.
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Zum anderen hat der restriktive Kurs der US-Notenbank dafür gesorgt, dass der Dollarkurs gegenüber allen wichtigen Auslandswährungen deutlich aufgewertet hat. Da Gold und Silber in Dollar gehandelt werden, führt ein starker Greenback zu einer schwächeren Nachfrage aus Ländern außerhalb des Dollarraums.
Silber vollzieht weiteren Pullback zur 18,00-Dollar-Marke
In der ersten Oktoberhälfte hatten sich Hoffnungen auf einen weniger aggressiven Kurs der Fed nach robusten Arbeitsmarktdaten und höher als erwarteten Inflationszahlen zerschlagen. Das hat nicht nur die Aktienmärkte zurückkommen lassen, sondern auch dem Silberpreis schwer zugesetzt. Die Erholung wurde jäh gestoppt und ein weiterer Rücklauf zur 18,00-Dollar-Marke vollzogen.
Die Protokolle der letzten Fed-Sitzung vom 20. und 21. September („Fed Minutes“) demonstrierten Einigkeit unter den Notenbankern, die Zinssätze auf ein restriktiveres Niveau zu heben. Um das Ziel der Inflationssenkung zu erreichen und die Inflation langfristig auf das Zielniveau von zwei Prozent zu drücken, sei es ebenfalls nötig, den Schlüsselsatz längere Zeit auf dem erhöhten Niveau zu belassen.
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Marktteilnehmer gehen von weiterem XXL-Zinsschritt aus
Inzwischen gehen dem Fed Watch Tool der CME Group zufolge 94,5 Prozent der Marktteilnehmer davon aus, dass die Fed den Leitzins bei ihrer nächsten Sitzung am 02. November um 75 Basispunkte anheben wird. Es wäre das vierte Mal in Folge, dass sich die Zentralbank eines solchen Jumbo-Zinsschrittes bedienen würde. Der Schlüsselsatz läge dann in einer Spanne von 3,75 bis 4,00 Prozent. Erwartet wird noch ein weiterer Zinsschritt um 50 Basispunkte, womit der Schlüsselsatz am Ende des Jahres in einer Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent liegen würde.
Unter den Diskussionsteilnehmern gab es aber auch einige Stimmen, die dafür plädierten, das Tempo weiterer geldpolitischer Straffungen zu kalibrieren, um das Risiko von negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft zu reduzieren. Unterstrichen wird dies durch einen aktuellen Bericht des Wall Street Journal, wonach die Fed über ein langsameres Tempo bei den Zinserhöhungen nachdenke.