Noch immer schafft der Silberpreis es nicht, sich aus seiner negativen Tendenz zu befreien. Zwar konnte das Edelmetall am Freitag zumindest ein wenig von einer besseren Stimmung an den Finanzmärkten profitieren. Auf Wochensicht gaben die Preise aber dennoch um 2,2 Prozent nach. Zeitweise wagten die Bären sogar schon einen Ausflug unter die Linie von 21 US-Dollar je Feinunze, was es seit Mai nicht mehr zu sehen gab.
Ängste um die hohe Inflation und einen möglichen Nachfrageeinbruch werden kaum einfach so von der Bildfläche verschwinden. Zwar machen sich derzeit Hoffnungen breit, dass die Fed mit ihrer Zinspolitik vielleicht wieder einen Gang runterschalten könnte. Dabei sprechen wir aktuelle aber explizit im Konjunktiv und in Stein gemeißelt ist noch lange nichts.
Ein böses Omen für den Silberpreis?
Anders als die große Schwester in Form von Gold spielt Silber auch in der Industrie eine wichtige Rolle. Etwa die Hälfte der Verkäufe gehen auf das Konto von produzierenden Gewerbebetrieben. Da ist es kein gutes Zeichen, dass die Rohstoffpreise derzeit aufgrund der Erwartung einer nachlassenden Nachfrage durch die Bank in Richtung Süden tendieren. Denn wenn die Nachfrage bei Palladium, Kupfer, Lithium und Co. einbricht, so wird Silber diesem Trend zwangsläufig folgen.
Das weiße Edelmetall steht damit derzeit aus mehreren Richtungen unter Beschuss und damit im Hinterkopf ist es nicht wirklich überraschend, dass die Preise weiterhin schwer darum kämpfen, nicht völlig den Boden unter den Füßen zu verlieren. Immerhin machen einige Analysten Hoffnung darauf, dass es im zweiten Halbjahr wieder etwas besser aussehen könnte. Das hängt aber von so einigen Faktoren ab, die sich leider kaum vorhersagen lassen:
- Krieg in der Ukraine
- Entwicklung der Energiepreise
- Inflation
- Zinsentwicklung
Die Charttechnik spricht beim Silberpreis eine klare Sprache
Wenn die Nachrichtenlage schon keinen Grund für gute Laune gibt, wirft manch einer gerne einen Blick auf die Charttechnik. Hier sieht es für den Silberpreis aber leider kaum besser aus. Mit dem Kurs von 21,14 Dollar je Feinunze am Wochenende ist nicht nur das 52-Wochen-Hoch bei 26,84 Dollar in weite Ferne gerückt. Selbst die 200-Tage-Linie bei 23,31 Dollar scheint derzeit mehr oder weniger unerreichbar zu sein.
In Euro landete der Silberpreis zudem am Freitag nur denkbar knapp über der Marke von 20 Euro mit einem Kurs von 20,03 Euro. Sollte der Verkaufsdruck also weiter anhalten, könnte hier sehr schnell noch eine psychologische Marke nach unten durchbrochen werden, was dem Silberpreis nicht eben weiterhelfen würde. Es sieht also momentan auch bei der Charttechnik nicht eben gut aus.
Noch viel Luft nach oben beim Silberpreis?
Immerhin können die Investoren sich nach unten noch auf eine Unterstützung im Bereich zwischen 18,50 und 20,50 Dollar verlassen. Selbst wenn die Silberpreise in den kommenden Tagen und Wochen weiter nachgeben, muss es also noch nicht zum völligen Crash kommen. Zudem bringen die schweren Verluste der letzten Woche immer auch ein umso höhere Erholungspotenzial mit sich.
Sollte der Silberpreis im Herbst zum Gegenschlag ausholen, könnten den Anlegern Zugewinne im zweistelligen Prozentbereich winken. Gelingt es den Bullen mittelfristig, die Preise über 30 Dollar zu heben, schließen Experten auch neue Angriffe auf Allzeit-Hochs rund um die Marke von 50 Dollar nicht aus. Damit das gelingt, wird allerdings die wirtschaftliche Entwicklung mitspielen müssen. Das bedeutet, auch beim Silberpreis hängt jetzt viel davon ab, ob in den USA und anderswo tatsächlich eine Rezession heranrollt oder die Zinssteigerungen noch einmal ohne eine solche über die Bühne gebracht werden können. Welches dieser beiden Szenarien letztlich eintreten wird, darüber sind sich selbst die Börsenprofis nicht ganz einig.
Energie beherrscht die Rohstoffmärkte
Der Wert eines Rohstoffs wird zu weiten Teilen über seine Verfügbarkeit bestimmt. So kommt es, dass in den letzten Monaten vor allem Energieträger an den Märkten gefragt waren, bei denen das Angebot durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine zusammenschrumpfte, während die Nachfrage durch das Abflachen der Corona-Pandemie steil zunahm. Mit den enormen Preissteigerungen konnte der Silberpreis letztlich nicht mithalten, denn hier waren die Märkte die meiste Zeit bestens versorgt.
Rohstoff | Preis (24.6.22) | Perf. 1 Jahr |
Kohle | 350,00 USD je Tonne | +220,8 % |
Heizöl | 115,18 USD je 100 Liter | +103,0 % |
Weizen | 378,66 USD je Tonne | +56,8 % |
Öl (Brent) | 113,19 USD je Barrel | +48,5 % |
Nickel | 22.900,00 USD je Tonne | +29,5 % |
Gold | 1.827,18 USD je Feinunze | +2,6 % |
Kupfer | 8.280,50 USD je Tonne | -11,0 % |
Silber | 21,14 USD je Feinunze | -18,3 % |
Platin | 910,00 USD je Feinunze | -18,3 % |
Palladium | 1.881,00 USD je Feinunze | -28,8 % |
Die Frage, ob sich ein Investment in Silber lohnt oder nicht, hängt also letztlich davon ab, wie es in Zukunft um Angebot und Nachfrage bestellt sein wird. Da der Rohstoff unter anderem bei der Herstellung von Solaranalagen eine wichtige Rolle spielt, gibt es genügend Gelegenheiten, um den Bedarf in die Höhe zu schrauben. Die wichtigste Voraussetzung für eine positive Entwicklung beim Silberpreis ist und bleibt aber, dass die Märkte nicht in die Rezession abrutschen. Denn dann wird die Nachfrage mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einknicken und der Silberpreis wird diesem Beispiel folgen. Trotz der Aussicht auf eine größere Erholung in der Zukunft bleibt Silber daher für den Moment nur etwas für mutige Anleger.
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