Liebe Leserin, lieber Leser,
noch am Montag sah es zunächst recht gut aus für die Aktie von Siemens Energy. Auf bis zu 12,59 Euro schoben sich die Papiere des Energietechnikkonzerns im Xetra-Handel. Doch inzwischen ist wieder Ernüchterung eingekehrt, nach einem Minus von gut drei Prozent am Dienstag und einem weiteren Abschlag am Mittwochmorgen werden aktuell noch 11,57 Euro für die Siemens-Energy-Aktie aufgerufen. Das entspricht, im zugegeben schwachen Markumfeld, einem Monatsminus von mehr als zehn Prozent. Wie es mittelfristig weitergeht, ist zudem völlig unklar: Was die Analysten in dieser Woche an Kurszielen aufriefen, wirkt wie ausgewürfelt. Von Nullwachstum bis Kursverdopplung ist alles dabei.
Bernstein belässt Kursziel bei gerade mal 12 Euro
So meldete sich am Feiertagmorgen zunächst Bernstein Research: Das US-Analysehaus hat laut übereinstimmender Medienberichte die Einstufung für Siemens Energy auf „Underperform“ mit einem Kursziel von 12 Euro belassen, nur unwesentlich über dem aktuellen Kursstand. Ein Analystenteam um die Expertin Deepa Venkateswaran beschäftigte sich in einer am Dienstag vorliegenden Studie demnach mit den Chancen der Energiewende. „Das Fazit: Es gebe bereits deutliche Fortschritte in allen beteiligten Sektoren, doch die Regularien blieben ein bremsendes Thema“, heißt es auf finanzen.net.
- Im Energiesektor seien die Kosten für erneuerbare Energien erheblich gestiegen
- Somit hätten diese „die Fortschritte der letzten fünf Jahre zunichtegemacht“
Goldman Sachs sieht Siemens Energy bei 24,70 Euro
Harte Worte: Doch wenige Stunden später gab die US-Investmentbank Goldman Sachs ihre Einschätzung ab – und kam zu einem völlig anderen Ergebnis. Analyst Ajay Patel senkte das Kursziel für Siemens Energy zwar von 25,90 auf 24,70 Euro, beließ die Einstufung allerdings auf „Buy“. Wenig überraschend, nach dieser Prognose liegt das Aufwärtspotenzial bei den Papieren des Energiekonzerns bei mehr als 100 Prozent! Wie der Experte zu dieser Erkenntnis kommt, bleibt allerdings einigermaßen rätselhaft.
Denn: „Die Windturbinen-Tochter des Energietechnikkonzerns könnte bei Anlagen an Land Marktanteile an Vestas und Nordex verlieren“, räumte er in seiner Branchenstudie ein. Für das Geschäftsjahr 2022/23 rechnet Patel für Siemens Energy demnach mit einem Umsatz von 32,2 Milliarden Euro und einem Verlust vor Sonderfaktoren von 2,7 Milliarden Euro. Dass die Aktie massiv unterbewertet ist, daran ändert sich seiner Meinung nach aber offenbar nichts.
„Zyklischer Gegenwind“ in Energietechnikbranche
Sind nun 12 oder knapp 25 Euro eine angemessene Bewertung für die Aktie? Vielleicht liegt die Wahrheit ja in der Mitte, und diese besetzte gleich am Montag die US-Bank JPMorgan: Sie hatte den fairen Wert für Siemens Energy zwar gesenkt, aber lediglich von 18,00 auf 16,70 Euro. Die Einstufung blieb auf „Neutral“. Um dem zyklischen Gegenwind Rechnung zu tragen, habe er seine Prognosen für den Energietechnikkonzern reduziert, schrieb Analyst Akash Gupta.
- Er glaube aber, dass Siemens Energy das Geschäftsjahr 2022/23 „im Einklang mit dem jüngsten Ausblick abschließen wird“
- Eine Aufwertung werde allerdings erst dann erfolgen, wenn die Bilanzsorgen aus dem Weg geräumt seien
An Siemens Energy scheiden sich die Geister
Zu einer ähnlichen Annahme kam im September etwa die Deutsche Bank, die 17,00 Euro als Kursziel für die Siemens-Energy-Aktie aufrief. Die britische Barclays Capital glaubt hingegen an 19,00 Euro. Mit welchen Unsicherheiten eine Bewertung des Unternehmens behaftet ist, das zeigt derweil die Einschätzung der renommierten US-Investmentbank Morgan Stanley, die alles andere in den Schatten stellte: Sie hatte Siemens Energy Mitte August auf „Overweight“ mit einem Kursziel von 35,90 Euro belassen, mithin sogar das Dreifache ihres derzeitigen Werts.
Dies geschah, wohlgemerkt, weit nach der erneuten Gewinnwarnung des Konzernvorstands von Ende Juni aufgrund weiterer Milliardenlasten bei der Windtochter Siemens Gamesa. Damals war die Aktie binnen eines Tages von zuvor 23,38 Euro auf 14,50 Euro abgestürzt – ein Minus von fast 40 Prozent. Von diesem Schock haben sie die Papiere bis heute nicht erholt, im Gegenteil: Der Abschlag hat sich seitdem auf mittlerweile rund 50 Prozent ausgeweitet.
Siemens Energy Aktie Chart
Siemens Energy verbrennt Milliarden
Bei der Wirtschaftswoche hatte man das damals schon geahnt: Der Kurssturz zeige, dass der Siemens-Energy-Vorstand „viel, womöglich alles Vertrauen“ verspielt habe, das er seit der Abspaltung der Energietechnikfirma im Herbst 2020 aufgebaut hatte. „Aus heutiger Sicht kann die Kommunikation wohl nur als katastrophal bezeichnet werden“, so das Urteil Ende Juni.
Noch fünf Wochen zuvor habe bei der Vorlage der Halbjahreszahlen jeder Hinweis darauf gefehlt, dass das Management wegen erhöhter Fehlerraten eine Überprüfung der bereits installierten Windräder an Land (Onshore) gestartet habe, so der damalige Bericht. Insbesondere bei Rotorblättern und Lagern bestehender Windräder wurden demnach höhere Ausfälle festgestellt. „Das zu beheben, wird Siemens Energy nach den jetzigen Angaben über mehrere Jahre hinweg über eine Milliarde Euro kosten“, so die Wirtschaftswoche.
Doch auch die Folgen an der Börse waren immens. Innerhalb von gut drei Monaten hat sich – analog zum Kurs der Aktie – auch die Marktkapitalisierung von Siemens Energy halbiert. Diese liegt aktuell noch bei 9,61 Milliarden Euro. Mit anderen Worten: Durch den Ausverkauf haben sich annähernd zehn Milliarden an Börsenwert des Konzerns in Luft aufgelöst.
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