Schock für Pierer Mobility: Sanierung, Verluste und Aktienabsturz

Pierer Mobility im Umbruch: KTM-Insolvenzverfahren und hohe Verluste erschüttern den Konzern. Was hinter dem Aktienabsturz steckt.

Auf einen Blick:
  • KTM beantragt ein gerichtliches Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung.
  • Finanzbedarf im hohen dreistelligen Millionenbereich; Restrukturierungen in Produktion und Personal geplant.
  • Pierer Mobility-Aktie stürzt seit Jahresbeginn um über 83 % ab.

Pierer Mobility, bekannt als Muttergesellschaft des österreichischen Motorradherstellers KTM, steht vor einer der größten Herausforderungen ihrer Firmengeschichte. Während KTM als führender Motorradproduzent Europas gilt, muss die Tochtergesellschaft nun ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung beantragen. Hohe Verluste und ein massiver Aktienabsturz machen deutlich, wie tief die Krise reicht. Doch wie konnte es soweit kommen?

Ein Sanierungsplan als Rettungsanker

Am 29. November 2024 will KTM ein gerichtliches Sanierungsverfahren einleiten. Ziel ist es, unter gerichtlicher Aufsicht und Eigenverwaltung innerhalb von 90 Tagen einen Sanierungsplan mit den Gläubigern zu vereinbaren. Dies soll die langfristige Stabilität der Gruppe sichern. Betroffen sind neben KTM selbst auch die Tochtergesellschaften KTM Components GmbH und KTM F&E GmbH. Andere KTM-Unternehmen, wie die Vertriebsgesellschaften, bleiben vorerst verschont.

Das Verfahren wurde notwendig, da eine dringend benötigte Zwischenfinanzierung in Höhe eines hohen dreistelligen Millionenbetrags nicht rechtzeitig realisiert werden konnte. Produktionsdrosselungen und ein Abbau von Lagerbeständen sollen die finanzielle Basis entlasten. Langfristig sollen diese Maßnahmen den Bestand der Marke sichern.

Massiver Verlust für 2024 erwartet

Das Geschäftsjahr 2024 wird für die KTM-Gruppe negativ ausfallen. Aufgrund hoher Restrukturierungskosten, Abschreibungen und Fixkostenunterdeckung rechnet der Konzern mit einem Jahresverlust im sehr hohen dreistelligen Millionenbereich. Auch die Produktionsleistung soll bis 2026 um mehr als eine Milliarde Euro reduziert werden.

Zusätzliche Herausforderungen ergeben sich durch Abwertungen aktivierter Entwicklungskosten und Kosten für den angekündigten Stellenabbau. Schon jetzt ist klar, dass 300 Arbeitsplätze gestrichen und die Arbeitszeiten für die verbleibenden Mitarbeiter verkürzt werden.

Herausforderungen am Markt verschärfen die Lage

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen setzen Pierer Mobility zusätzlich unter Druck. In Europa zeigt der Motorradmarkt eine stagnierende Entwicklung, während in den USA die Nachfrage deutlich eingebrochen ist. Besonders betroffen ist das margenstarke Offroad-Segment, das normalerweise das Ergebnis im zweiten Halbjahr stützt. Im Fahrradbereich hält der Lagerabbau an, was die ohnehin angespannte Bilanz weiter belastet.

Auch externe Faktoren wie hohe Lebenshaltungskosten in den USA und eine wirtschaftliche Stagnation in Europa belasten das Geschäft. Pierer Mobility hat darauf reagiert, indem es seine Ergebnisprognosen für 2024 aufgehoben hat.

KTM-Insolvenz und die Folgen für Pierer Mobility

Die Krise bei KTM hat unmittelbare Auswirkungen auf die Muttergesellschaft Pierer Mobility. KTM war im ersten Halbjahr 2024 für 95 % des Konzernumsatzes verantwortlich. Der Produktionsrückgang, gepaart mit den finanziellen Belastungen durch die Sanierung, wird Pierer Mobility langfristig belasten. Analysten wie Mark Diethelm von Vontobel sprechen bereits von einer „angespannten Bilanz“, die das Unternehmen an den Rand eines Überlebenskampfes bringt.

Gleichzeitig ist auch die Dachgesellschaft Pierer Industrie AG betroffen, die am Montag ein europäisches Restrukturierungsverfahren eingeleitet hat. Ziel ist es, die Gruppe vor weiteren Zahlungsausfällen zu schützen und die finanziellen Verpflichtungen zu restrukturieren.

Pierer Mobility Aktie Chart

Restrukturierung: Risiken und Chancen

Stefan Pierer, CEO von Pierer Mobility und KTM, spricht von einem „Boxenstopp für die Zukunft“. Das Unternehmen möchte sich neu aufstellen und gestärkt aus der Krise hervorgehen. Dies erfordert jedoch mutige Entscheidungen. Die Restrukturierungsmaßnahmen umfassen nicht nur den Abbau von Arbeitsplätzen und eine Redimensionierung der Produktion, sondern auch einen Strategiewechsel in der Produktentwicklung und im Vertrieb.

Die Reduktion von Lagerbeständen und Produktionskapazitäten soll das Unternehmen auf ein nachhaltiges Niveau bringen. Gleichzeitig plant KTM, neue Partnerschaften zu knüpfen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Co-CEO Gottfried Neumeister betont dabei die Leidenschaft der Mitarbeiter als zentralen Wettbewerbsvorteil.

Ein ungewisses Zukunftsbild

Die nächsten Wochen und Monate werden für Pierer Mobility und KTM entscheidend sein. Die Verhandlungen mit Gläubigern und Aktionären, der Erfolg des Sanierungsplans sowie die Marktentwicklung im kommenden Jahr werden darüber bestimmen, ob das Unternehmen die Krise übersteht. Stefan Pierer und sein Team setzen alles daran, die Traditionsmarke KTM zu retten und wieder auf Erfolgskurs zu bringen.

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