SBF AG: Interview mit Vorstand Rudolf Witt im Zuge der Online-Münchner-Kapitalmarkt-Konferenz (MKK) 2020

Der Aktienkurs der SBF AG, einer Holdinggesellschaft für Beteiligungen im Mobilitätssektor, ist nach einem deutlichen Einbruch von Februar bis Mitte März in der Corona-Krise wieder sehr deutlich gestiegen. Die SBF AG sieht sich dieser Krise gegenüber gut gewappnet – wie auch die Aktienkursentwicklung gezeigt hat. 

Die Kanzlerin hat nun in einer Regierungserklärung deutlich gemacht, dass die Lockerung der Wirtschaft sehr langsam vorangehen wird und die Bundesländern schon jetzt zu weit vorgeprescht seien. Damit dürfte sich die Situation für viele Unternehmen aus dem Mittelstand wahrscheinlich verschärfen. „Finanztrends.Info“ möchte mit Unternehmen wie der SBF AG die aktuelle Situation skizzieren.

Herr Witt, Wirtschaftsforscher rechnen wegen der Corona-Krise mit einer Rezession. Spüren Sie die Auswirkungen der Wirtschaftskrise bei Ihren Lieferanten und Kunden heute schon?

Antwort von Rudolf Witt: Nein, glücklicherweise nicht. Die SBF Spezialleuchten GmbH befindet sich in einem sehr robusten und langfristig denkenden Umfeld. Die von den großen Zugherstellern erhaltenen Aufträge sind in der Regel langfristig und erstrecken sich über mehrere Jahre. Das Wesen der Schienenfahrzeugindustrie ist geprägt von der Produktion von Großserien mit hohen Stückzahlen, welche im Laufe der Produktionsjahre jeweils pro rata Fertigstellung ausgeliefert werden.

SBF ist als Entwicklungspartner und Systemlieferant der Großkunden in diesen Zyklus als fester Bestandteil mit eingebunden.

Stand 23.04.2020 hat die Corona-Epidemie keine wesentlichen Auswirkungen auf die aktuelle Geschäftsentwicklung der SBF-Gruppe. Die Produktion läuft nach wie vor auf hohem Niveau.

Dass es innerhalb der einzelnen Aufträge zu zeitlichen Verschiebungen kommen kann, ist branchenüblich und auch in der Zeit der Coronabeeinträchtigung nicht überproportional zu verzeichnen. Alle Lieferketten stehen, entsprechende Redundanzen für wesentliche Komponenten sind vorhanden, die Lagerbestände sind hoch und es gibt keinerlei Auftragsstornierungen. Weder bei Kunden noch bei Lieferanten gibt es bisher Störungen.

Das hört sich sehr positiv an, ich hoffe natürlich, dass Sie die SBF AG auch weiterhin so wenig von der Krise zu spüren bekommt. Worin sehen Sie die größere Gefahr: Im Zusammenbruch der internationalen Lieferketten oder am Absatzmarkt?

Antwort von Rudolf Witt: Wir sehen das größte Risiko im Bereich der Lieferketten, da es hier schnell zu Engpässen speziell im anspruchsvollen Elektronikbereich kommen kann.

Weniger gefährdet sehen wir den Absatz, da SBF primär mit den großen Schienenfahrzeugherstellern weltweit zusammenarbeitet und diese wiederum sehr solide aufgestellt sind. Aber ausschließen kann man in der schwierigen heutigen Zeit auch bei unseren Auftraggebern keine Ausfälle.

Aufgrund der aktuell schwierigen Zeit, die Sie gerade schon angesprochen haben, ergreift natürlich auch die Regierung Maßnahmen, die für eine neue Geldmengen“flut“ sorgen, in der die Zinsen noch einmal sinken können. Wären noch niedrigere Zinsen für Ihr Unternehmen eine neue Chance?

Antwort von Rudolf Witt: Wir haben die komfortable Situation, nicht auf den Bankenmarkt angewiesen zu sein. Daher spielen weiter gesunkene Zinssätze derzeit für uns keine Rolle.

Thema Kurzarbeit, Soforthilfen, Dividenden – Welche Maßnahmen haben Sie ergriffen?

Antwort von Rudolf Witt: Wir haben das Glück, keine dieser Maßnahmen ergreifen zu müssen, da wir weiterhin in einer sehr guten wirtschaftlichen Verfassung sind.

Es lässt hoffen, wenn ein Unternehmen ihrer Größe ohne Hilfsmaßnahmen auskommt. Wie bewerten Sie die Reaktion des Kapitalmarkts insgesamt auf Ihr Unternehmen?

Antwort von Rudolf Witt: Wenn wir unseren aktuellen Börsenkurs von 6,80 Euro (Stand 23.04.20) betrachten, sind wir eigentlich ganz zufrieden. Wir haben damit fast schon wieder unseren Höchststand von Vor-Corona-Zeiten erreicht. Insgesamt gesehen sind wir aber eher überrascht, dass der weltweite Absturz der Indizes nicht noch größer ausgefallen ist.

Wegen der Corona-Pandemie werden Messen, wie die MKK, abgesagt oder finden digital statt, ebenso die meisten Hauptversammlungen. Sind Sie dafür, dass Hauptversammlungen künftig generell digital, zum Beispiel per online Stream, stattfinden? Welche Vor- / Nachteile sehen Sie hier?

Antwort von Rudolf Witt: Wir schätzen immer den persönlichen Kontakt, weshalb eine virtuelle Hauptversammlung für uns keine Option ist. Die fehlende Emotionalität und auch die Frage/Antwort-Situationen während einer HV würden wir schon sehr vermissen. Die Authentizität würde fehlen.

Das heißt, Sie streamen ihre HV nicht online?

Antwort von Rudolf Witt: Nein, wir sind hoffnungsvoll, dass wir unsere Hauptversammlung in der gewohnt persönlichen Atmosphäre abhalten können, auch wenn diese bereits am 26. Mai stattfindet. Unter Einhaltung der allgemeinen Sicherheits- und Hygieneregeln sollte das darstellbar sein.

Herr Witt, ich bedanke mich für das interessante Interview und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg.

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