Liebe Leserin, lieber Leser,
es begeistert mich nie, Aktien von Waffenproduzenten positiv zu beurteilen. Aber auch wenn das Thema sehr schwierig ist, dürfen wir nicht ignorieren, dass es existiert. Seit Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine ist klar geworden, dass die Vernachlässigung der Rüstung wohl ein klarer Fehler war. Offensichtlich ist nun wieder gegenseitige Abschreckung das Mittel der Wahl, um weitere Eskalationen zu vermeiden. Das gefällt weder Ihnen noch mir, es scheint aber Fakt zu sein.
Bundeswehr: Erheblicher Investitionsstau
Nicht erst seit einem Jahr ist klar, dass die Ausrüstung der Bundeswehr mehr als „dürftig“ ist. Zum Vergleich: Besaß die deutsche Armee 1990 2125 Panzer des Typs Leopard 2, sind es aktuell noch 321. Das ist nur ein Beispiel dafür, wie sehr die Bewaffnung unserer Streitkräfte in den vergangenen Jahrzehnten abgebaut wurde. Nun mag man das im Nachhinein kritisieren. Allerdings konnte wohl niemand mit der überbordenden Aggressivität der russischen Regierung rechnen.
Die Fehlbestände müssen aufgefüllt werden
Nun bleibt der deutschen Regierung nicht viel anderes übrig, als diese Fehlbestände bei Waffne und Munition aufzufüllen. Unser Beitrag zur Wehrfähigkeit der NATO wurde bereits vor dem Ukraine-Konflikt von den Bündnispartnern und dabei vor allem von den USA massiv kritisiert. Statt erwarteter 2% des Bruttosozialproduktes gab Deutschland noch 2021 nur rund 1,49% für das Militär aus. Das wird sich wohl jetzt ändern. 100 Milliarden Euro wurden dafür bereits zur Verfügung gestellt.
Rheinmetall wird langfristig davon profitieren
Der Rüstungskonzern Rheinmetall wird von den gesteigerten Investitionen profitieren. So produziert das Unternehmen mit Hauptsitz in Düsseldorf unter anderem großkalibrige Waffenanlagen und die entsprechende Munition. So ist der Geschützturm für den Leopard 2 von Rheinmetall. Aus diesem Grund stehen / standen bei Rheinmetall auch 139 Leopard 2, die dort umgerüstet und mit den Geschützen versehen wurden. Rheinmetall wird also in den kommenden Jahren die Produktion hochfahren und entsprechende Gewinne erzielen.
Rheinmetall-Aktie: Relativ günstig bewertet
Mit einem 2021er KGV von 12,35 ist die Aktie nicht zu hoch bewertet. Für 2022 wird aufgrund der Investitionen zur Produktionsausweitung nur ein KGV von rund 17 erwartet. 2024 wird Rheinmetall bereits wieder bei 14 liegen.
Entwicklung des Nettogewinns bei Rheinmetall
Zynisch aber wahr: Aktien von Rüstungsfirmen werden „en vogue“ bleiben
Nicht nur die Bundeswehr rüstet aktuell und in den kommenden Jahren auf. Weltweit müssen erst einmal die an die Ukraine gelieferten Waffen ersetzt werden. Gleichzeitig steigern die Länder die für die eigene Verteidigung vorgesehenen Bestände. Es mag zynisch klingen: Aber die Aktien von Rüstungsfirmen wie Rheinmetall werden weiter auch langfristig steigen. Denn wir sprechen hier von einem Prozess über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte. Die „Vernachlässigung“ der Rüstung über Jahrzehnte lässt sich nicht kurszfristig beheben.