Es ist mal wieder von einem Superzyklus die Rede. Die Preise von vielen Rohstoffen steigen derzeit in ungeahnte Höhen. Kaum ein Metall, dass im vergangenen Monat nicht mehr als 10 Prozent an Wert zugelegt hat – einige sogar deutlich mehr.
So hat sich der Kupferpreis, ein wichtiger Indikator für die Weltkonjunktur, innerhalb von einem Jahr mehr als verdoppelt und letzte Woche ein neues Allzeithoch erreicht. Baustellen, Autos oder Infrastrukturprojekte: Keine dieser Industrien kommt ohne das rötliche Metall aus. Auch Eisenerz, wichtigster Rohstoff für die Stahlproduktion, ist so teuer wie nie.
Edelmetalle stehen ebenso stark im Fokus bei Anlegern. Palladium hat seit Jahresbeginn ein Fünftel an Wert gewonnen, Rhodium innerhalb von einem Jahr sogar vervierfacht. Beides wird dringend in der Automobilbranche gebraucht. Auch Gold hat zuletzt den Ausbruch über die wichtige Marke von 1.800 Dollar pro Feinunze geschafft. Der Anstieg könnte der Startschuss für eine neue Gold-Rallye werden.
Agrar-Rohstoffe sind derzeit ebenfalls teuer wie seit 8 Jahren nicht: Die Preise für Mais legten in zwölf Monaten um 141 Prozent zu, bei Weizen waren es immerhin 44 Prozent. Am Holzmarkt drängen sich sogar Vergleiche zur Bitcoin-Entwicklung auf: An der US-Rohstoffbörse hat sich der Holzpreis in einem Jahr mehr als versechsfacht.
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Schwächelndes Angebot trifft „grünen“ Nachfrage-Boom
Viele Rohstoffpreise waren zu Beginn der Corona-Krise zwar sehr niedrig; was derzeit zu beobachten ist, geht jedoch weit über eine Normalisierung hinaus. Die astronomischen Anstiege sind deutliche Anzeichen für eine Überhitzung der Weltwirtschaft. Sinkende Corona-Fallzahlen und der Fortschritt der Impfkampagnen haben in den Industrienationen eine Öffnungseuphorie ausgelöst.
Hinzu kommt: Um ihre Klimaziele zu erfüllen, bauen Regierungen erneuerbare Energien und die Elektromobilität massiv aus. Die Windräder, Solarpanels und E-Autos benötigen große Mengen an Kupfer und anderen Metallen. Das gilt auch für weitere Zukunftstechnologien wie etwa 5G.
Der grüne Nachfrage-Boom trifft auf ein schwächelndes Angebot, denn aufgrund jahrelang stagnierender Preise haben viele Produzenten Überkapazitäten abgebaut. Ein weiterer Faktor für die Engpässe sind die durch die Corona-Pandemie gestörten Lieferketten. Protektionistische Maßnahmen verschlimmern die Angebotsknappheit und treiben die Preise weiter.
Risiko für deutsche Industrie
Die Wucht des Post-Corona-Aufschwungs haben viele Produzenten unterschätzt. Da auch wichtige Vorprodukte wie Halbleiter oder Baumaterialien knapp werden, wird die Rohstoff-Rallye zum Risiko – insbesondere für die deutsche Industrie. Etwa 45 Prozent der inländischen Unternehmen gaben in der aktuellen Umfrage des Ifo-Instituts an, dass die Rohstoff-Knappheit die Lieferung von Vorprodukten behindert – der höchste Wert seit 30 Jahren.
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Wegen fehlender Computerchips müssen Autohersteller trotz genügenden Kaufinteresses ihre Produktion drosseln und Kurzarbeit fahren. Es ist davon auszugehen, dass sich die Versorgung auch in anderen Branchen in den nächsten Wochen nicht normalisieren wird. In der deutschen Wirtschaft wächst somit die Sorge, dass die steigenden Rohstoffpreise den Aufschwung gefährden können.
US-Notenbank will den Boom laufen lassen
Wenn die Kapazitäten angepasst sind, dürfte sich die Lage bei den Vorprodukten zwar normalisieren; die Herstellungskosten von vielen Produkten steigen jedoch. Bei den Firmen ist dann mit geringeren Margen zu rechnen, weil sie die Preissteigerungen in der Regel nicht in vollem Umfang an die Konsumenten weitergeben können.
In den USA kommen die Teuerungen teilweise bereits bei den Verbrauchern an. So teilte das US-Arbeitsministerium am Mittwoch mit, dass die Lebenserhaltungskosten im April im Vergleich zum Vorjahresmonat um 4,2 Prozent geklettert sind. Experten hatten im Schnitt einen Wert von 3,6 Prozent erwartet. Die Märkte sind seitdem zunehmend nervös und sehen die Federal Reserve jetzt unter Zugzwang – zumal US-Finanzministerin Janet Yellen unter der Woche bereits von Zinserhöhungen gesprochen hatte.
Fed-Chef Jerome Powell betont jedoch stoisch, dass die Fed in den Preisanstiegen nur temporäre Effekte sieht. Anders als früher ist die US-Notenbank entschlossen, den Boom vorerst laufen zu lassen – auch wenn die Teuerungsrate deutlich über das Zwei-Prozent-Ziel hinausschießt. Schließlich gilt dieser Wert für die Fed seit vergangenem Sommer nur noch im Durchschnitt. Nach einer langen Niedriginflations-Phase ist somit unklar, wann genau die Währungshüter gegenlenken wollen.
Absicherung gegen die Preissteigerungen
In einigen Schwellenländern ist die Lage bereits alarmierend. Die steigenden Treibstoff- und Nahrungsmittelpreise treiben die Inflation besonders in Indien und Teilen Afrikas – jenen Regionen, die auf Importe angewiesen und gegen Covid-19 noch nicht über den Berg sind. Sollten die labilen Staaten mit der Versorgung nicht mehr nachkommen können, drohen Unruhen. Wer in aufstrebende Märkte investiert, muss sich dieser Risiken bewusst sein.
In Deutschland hingegen sind die gemessenen Teuerungsraten noch verhältnismäßig niedrig. Die erwartete Steigerung in naher Zukunft ist ebenfalls kaum besorgniserregend. Aber das muss nicht so bleiben. Auch hierzulande könnten die hohen Rohstoffpreise noch zum Vorboten für eine hohe Inflation werden. Ich würde jedenfalls nicht dagegen wetten.
Als Privatanleger sollten auch Sie sich vor weiteren Preissteigerungen absichern. Die Firmen hedgen Teuerungen mit langfristigen Lieferverträgen und Derivaten. Sie haben es da einfacher: Die Rohstoffe selbst sind eine sehr gute Absicherung gegen Inflationsrisiken. Industriemetalle wie Kupfer und Platin profitieren nicht nur von der Wirtschaftserholung, sondern auch langfristig von der grünen Transformation der Wirtschaft – dem Haupttreiber des neunen Superzyklus.
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