Plug Power: Wenn man das gewusst hätte!

Liebe Leserinnen und Leser,

am gestrigen Mittwoch konnte zum einen die Wasserstoff-Branche allgemein gewaltige Gewinne einfahren. Zum anderen konnte auch Plug Power aus den USA sich freuen: 5 % Plus sind ein eindeutiges Signal: Der Markt hat sich neu positioniert – oder? Die Chance auf einen Ausbruch nach oben scheint jedenfalls größer geworden zu sein. Wenn Sie mit Analysten sprechen, die Kursprognosen abgeben, sind sogar Kursgewinne von teils mehr als 400 % für den Titel möglich.

Plug Power: Wie kommt es zu über 400 %?

Wie kommt es zu über 400 %, die Analysten oder vielmehr: Ein Analyst für möglich hält? Das ist die Unbekannte in diesem Spielfeld. Auch die durchschnittlich erwarteten Kursgewinne von gut 73 % gelten als fraglich. Sie sind auf Sand gebaut – wenn es nach den Fakten geht, die allen Teilnehmern am Markt aktuell zur Verfügung stehen.

Entweder die Analysten haben geheimes Wissen – und dies müssten den Daten von Marketscreener nach am Ende sogar 30 Analysten sein -, oder die Analysten scheinen hier etwas zu viel Gas geben zu wollen.

Die Faktenlage ist für und bei Plug Power jedenfalls recht eindeutig.

Zunächst ist das Chartbild eine Informationsquelle der besten Sorte. Das Chartbild zeigt einen massiven Abwärtstrend für das Papier an.

Plug Power Aktie Chart

Die Statistik ist gleichfalls mehr oder weniger eindeutig. In verschiedenen Zeiträumen gab es unterschiedliche Entwicklungen, allerdings sind die Zeiträume dann bereinigt wiederum schnell überspielt worden durch die generelle Richtung. Der Wert verliert und verliert. Seit Jahresanfang ging es für die Aktie demnach bereits um mehr als -60 % abwärts. Zeitweise hatte die Aktie von Plug Power sogar über 70 % verloren.

Die jüngste Entwicklung nun ist in diesem Zusammenhang wiederum recht positiv. Denn der Titel konnte im laufenden Monat Dezember einen Gewinn in Höhe von gut 10,7 % erzeugen. Die Aktie schaffte innerhalb von vier Wochen sogar einen Gewinn von 28,5 %. Das ist im Grunde auf Basis der bisherigen Kursentwicklung nicht zu viel. Denn die Aktie hatte durch die Kursverluste ein sehr niedriges Niveau erreicht.

Ein Rechenbeispiel erläutert den Effekt. Die Aktie möge im Sommer bei ca. 6 Euro (teils waren es wesentlich mehr) gekostet haben. Ein Kursverlust von 50 % führte den Titel auf 3 Euro nach unten – aus Gründen -. Ein Kursgewinn von dann 50 % würde zu einem Kurs von 4,50 Euro führen. Das ist aus der Sicht von Analysten aktuell dann zwar ein attraktiver Gewinn. Im Gesamtergebnis hätten Investoren jedoch verloren.

Also: Das niedrige Niveau ist ein absoluter Haken bei der neuen Kursstärke der Aktie in den vergangenen Tagen. Die Effekte sind noch immer nicht entscheidend, meinen die Analysten und Investoren, die sich mit solchen statistischen Effekten beschäftigen.

Die zweite Informationsquelle, die aktuell interessant und bedeutend ist: Die Erwartungen an das laufende und an das künftige wirtschaftliche Geschehen. Im laufenden Jahr wird der Konzern seine Umsatzerwartungen nicht ganz erfüllen, glaubt der Markt. Bei den jüngsten Quartalszahlen gab Plug Power noch an, der Konzern könnte die Umsätze auf ca. 1,2 Mrd. Dollar schrauben. Dies war der untere Rand der aktuellen Erwartungen für das laufende Jahr. Der untere Rand jedoch wird nach den gegenwärtigen Einschätzungen auch nicht mehr erreicht werden können.

Die Aktie wird demnach einen Umsatz in Höhe von ca. 1,1 Mrd. Dollar des Konzerns mit sich tragen. Die Umsatzerwartungen haben demnach einen Teil der Verluste zu verantworten.

Wesentlich gravierender sind und bleiben jedoch die Verluste. Die Amerikaner werden den Schätzungen nach im laufenden Jahr einen Nettoverlust in Höhe von ca. -919 Millionen Dollar, so die jüngste Erwartung, erzeugen. Die Erwartungen sind noch einmal nach unten gerutscht. Das führt im Gesamtergebnis aller Erwartungen dazu, dass auch das kommende Jahr als schwächer eingeschätzt wird. Die Aktie würde dort einen Verlust von 536 Millionen Dollar erleiden, so die Erwartung der Analysten gegenwärtig.

Der erwartete Verlust steigt damit um ca. 30 Millionen Dollar, was gegenüber den bisherigen Schätzungen einen Mehrverlust um 6 % erwarten lässt. Das wiederum ist aus der Perspektive der Analysten und Investoren offenbar nicht so viel, als dass es aktuell schaden würde. Wer sich zurückerinnert, weiß jedoch, dass Plug Power ohnehin die Märkte sehr oft enttäuscht hat. Werden die gegenwärtigen Erwartungen nicht zumindest erfüllt, könnte es für die Aktie noch einmal einen massiven Schlag geben, wie die Vergangenheit gezeigt hat. Das gilt es stets zu bedenken – und deshalb ist die wirtschaftliche Ausgangssituation nicht so rosig, wie es die oben genannten Prognosen vielleicht nahelegen könnten oder würden.

Der dritte Aspekt, der diese Aktie betrifft, ist die sogenannte technische Situation. So werden die Indikatoren GD100 und GD200 oft genug als Signalgeber dafür verwandt, einen Aufwärtstrend zu bestimmen. Verlaufen die Kurse über diesen Signalen, gilt dies als Aufwärtstrend, darunter würde ein Abwärtstrend behauptet.

Nun ist der GD100 bei ca. 6,04 Euro noch sehr weit entfernt, die 200-Tage-Linie bleibt dies bei 7,63 Euro gleichfalls. Demzufolge fehlt noch sehr viel für einen Aufwärtstrendwechsel.

Dennoch bleiben die Schätzungen zu Kursgewinnen von 73 % im Durchschnitt oder in der Spitze mehr als 400 % selbstverständlich bestehen. Die Chance auf einen Kursausbruch sehen die Analysten somit als durchaus lukrativ. Dabei bleibt die Skepsis der wirtschaftlich orientierten Analysten allerdings noch genauso im Raum stehen.