Anleger des US-Bezahldienstes PayPal hatten in den vergangenen Wochen und Monaten keinen Grund zum Feiern. Das Papier befindet sich seit Anfang September in einem zerstörerischen Abwärtstrend, der den Kurs von den Rekordständen im Bereich der 300-Dollar-Marke bis auf 70 Dollar hat zurückkommen lassen. Die Abschläge belaufen sich demnach auf fast 77 Prozent. Allein in diesem Jahr korrigierte die Aktie um mehr als 63 Prozent nach unten.
Im Juni hatte die Aktie sogar das Corona-Crashtief von Mitte März 2020 bei 82,07 Dollar durchbrochen und damit die gesamte Aufwärtsstrecke bis zum Sommer 2021 rückabgewickelt. Zum Ende des ersten Halbjahres ist der Kurs am Donnerstag mit 67,58 Dollar auf den tiefsten Stand seit Oktober 2017 abgesackt, hielt sich auf Schlusskursbasis aber immerhin knapp oberhalb der horizontalen Unterstützung von 68,61 Dollar.
Der PayPal-Aktie droht weiteres Ungemach
Sollte auch dieser Support wegbrechen, drohen der Aktie weitere Abgaben in Richtung der 40-Dollar-Marke. Allenfalls das 2016er-Hoch bei 44,52 Dollar könnte den Anteilsschein vor Schlimmerem bewahren. Das Rekordtief des im Sommer 2015 an die Börse gebrachten Zahlungsabwicklers befindet sich im Übrigen bei 30,30 Dollar und wurde Ende September 2015 aufgestellt. Dass die Aktie noch einmal derartige Kursregionen ansteuert, sollte man eigentlich stark bezweifeln. Doch im aktuellen Marktumfeld ist wohl jedes Szenario denkbar.
Steigende Zinsen sind Gift für Wachstumsaktien
Der Krieg in der Ukraine und die weltweiten Lieferengpässe haben die Preise in die Höhe getrieben und zu einer galoppierenden Inflation geführt. Das versetzt die Zentralbanken weltweit in Alarmstimmung. Zinsen werden angehoben, um die Nachfrage zu bremsen. Bei steigenden Zinsen werden auch Kredite für Investition und Konsum teurer, mit der Folge, dass weniger Geld ausgegeben und mehr gespart wird.
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Für Wachstumsaktien sind steigende Zinsen allerdings gar nicht gut. Zum einen wird es auch für die Unternehmen kostspieliger sich am Kapitalmarkt zu refinanzieren, zum anderen sind zukünftige Gewinne aufgrund der höheren Diskontierung heute weniger wert. Das führt dazu, dass Analysten ihre Gewinnschätzungen nach unten anpassen und Kursziele senken.

Analysten passen Gewinnschätzungen nach unten an
Im Fall der PayPal-Aktie haben die letzten Monate ebenfalls dazu geführt, dass die Schätzungen der Analysten bezüglich des Gewinns je Aktie und der zu erwartenden Umsatzerlöse deutlich zurückgegangen sind. Mit Stand 30. Juni gehen Analysten für 2022 von einem Gewinn je Aktie (EPS) von durchschnittlich 2,26 Dollar aus. Den Schätzungen zufolge soll das EPS 2023 auf 3,23 Dollar und ein Jahr später auf 4,12 Dollar steigen.
Auf Basis dieser Gewinnschätzungen läge das KGV für 2022 bei 30, das erwartete KGV für 2023 bei 21,67 und das erwartete KGV für 2024 bei etwa 17. Wenn man bedenkt, dass das KGV in den vergangenen Jahren stets über 50 gelegen hat, ist die Aktie aus fundamentaler Sicht damit durchaus attraktiv bewertet, auch wenn die Gewinne in diesem Jahr deutlich zurückgehen.
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Auch die Umsatzschätzungen sind gesunken
Zu Jahresbeginn gingen die Analysten noch davon aus, dass das EPS in diesem Jahr durchschnittlich auf 3,79 Dollar, im kommenden Jahr auf 4,88 Dollar und 2024 auf 5,92 Dollar steigen würde. Mit Blick auf die Umsätze haben die Analysten ebenfalls reagiert. Inzwischen kalkulieren sie für 2022 mit Umsatzerlösen von 28,33 Mrd. Dollar, für 2023 mit Umsatzerlösen von 33,03 Mrd. Dollar und für 2024 mit Umsatzerlösen von durchschnittlich 38,29 Mrd. Dollar.
Zum Vergleich: im vergangenen Jahr erzielte PayPal Umsätze von 25,37 Mrd. Dollar, was einem Anstieg von 18,26 Prozent entsprach. Im Rahmen der letzten Zwischenbilanz hatte das Unternehmen für 2022 einen Umsatzanstieg von 11 bis 13 Prozent in Aussicht gestellt. Damit würden die Umsätze bestenfalls auf 28,67 Mrd. Dollar steigen.
Die langfristige Wachstumsstory ist intakt
Dass 2022 ein Übergangsjahr wird mit deutlich sinkenden Gewinnen, daran besteht überhaupt kein Zweifel. An der langfristigen Wachstumsstory hat sich jedoch nichts geändert. PayPal verfügt über ein funktionierendes und starkes Ökosystem. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden Transaktionen im Gesamtwert von 1,25 Billionen Dollar über die Plattform abgewickelt. Inzwischen gehören etwa 430 Millionen Nutzer zur Plattform und in diesem Jahr sollen weitere 10 Millionen Verbraucher dazukommen.
Das quantitative Wachstum sollte sich in Zukunft auch in qualitativem Wachstum niederschlagen und dem Unternehmen zurück in die Erfolgsspur verhelfen. Daran dürfte auch nicht ändern, dass mit Apple nun ein weiterer Player den Markt für digitalen Zahlungsverkehr betritt und damit zu einem direkten Konkurrenten aufsteigt.
Wie das Unternehmen aus dem kalifornischen Cupertino Anfang Juni bekanntgab, wird für Nutzer von Apple Pay nun ebenfalls die Funktion „Buy now, pay later“ eingeführt. Anders als bei früheren Fintech-Funktionen verzichtet der Techkonzern dabei aber diesmal auf externe Banken und Finanzdienstleister und überträgt die Verantwortung an ein Tochterunternehmen.
PayPal verfügt über starke und etablierte Marke
Damit erweitert sich die Konkurrenz, doch schon vor der Apple-Ankündigung haben sich mehrere Player im Markt für digitalen Zahlungsverkehr getummelt. Dieser Umstand zeigt vielmehr, dass es sich hierbei immer noch um einen absoluten Wachstumsmarkt handelt. Schließlich ist nicht davon auszugehen, dass der Onlinehandel an Bedeutung verliert. Im Gegenteil. Und um all die Transaktionen abzuwickeln, bedarf es Anbieter mit einer starken Marke und einem etablierten System, dem die Verbraucher vertrauen. PayPal verfügt über all diese Dinge.
- PayPal-Aktie seit September in massivem Abwärtstrend gefangen
- Die Abschläge gegenüber dem Höchststand belaufen sich auf fast 80 Prozent
- Inflation und Zinswende haben Wachstumsaktien stark zugesetzt
- Trotz gesunkener Gewinnschätzungen liegt das KGVe für 2023 bei knapp 20
- Apple neuer Konkurrent
- PayPal verfügt über eine etablierte Marke und ein starkes Ökosystem
- Die langfristige Wachstumsstory ist intakt
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