Der Ölpreis nahm in jüngster Zeit erheblichen Einfluss auf die Erwartungshaltung der Aktionäre, was zu einer interessanten Ausgangslage führt. Steigen die Preise für das schwarze Gold an, schürt das Ängste vor einer anhaltend hohen Inflation und damit vor einer möglichen Rezession. Als Folge daraus ergibt sich dann wiederum, dass mit einer geringeren Nachfrage gerechnet wird und die Ölpreise geben entsprechend wieder nach. Es scheint sich eine Art Katz-und-Maus-Spiel zu entwickeln.
Allerdings gibt es auch noch andere Faktoren, welche den Ölpreis beeinflussen. Am Freitag gingen die Preise spürbar nach oben, was nicht nur auf die wieder etwas geringeren Sorgen vor einer Rezession zurückzuführen ist. Als förderlich erwiesen sich auch Berichte über Produktionsprobleme in Libyen. Aufgrund politischer Proteste rechnet der Analyst Carsten Fritsch von der Commerzbank damit, dass die Produktion im Land sich um etwa 25 Prozent verringern könnte, wie „finanzen.net“ berichtet.
Von günstigen Regionen ist der Ölpreis weit entfernt
Letztlich legte der Ölpreis am Freitag um rund drei Prozent zu, verlor auf Wochensicht aber um 1,7 Prozent. Dessen ungeachtet bleibt der Rohstoff auf einem sehr hohen preislichen Niveau. WTI hat etwas stärker gelitten als die Nordseesorte Brent, da in den USA derzeit mit Hochdruck daran gearbeitet wird, die Produktion hochzufahren. Letztlich haben es sich beide Sorten aber rund um die Marke von 110 US-Dollar je Barrel bequem gemacht.
Das entspricht einer Preissteigerung von annähernd 50 Prozent auf Jahressicht, sodass von einer echten Trendwende noch kaum die Rede sein kann. Zudem gibt es mehr als genug Faktoren, welche weitere Kursaufschläge beim Ölpreis in naher Zukunft noch begünstigen könnten. Zwar arbeiten vor allem die westlichen Nationen politisch daran, die hohen Ölpreise in den Griff zu bekommen. Ob ihnen das langfristig auch gelingt, daran gibt es aber so manchen Zweifel.
Die Rohstoffpreise purzeln
Anzeichen für einen dauerhaften Abschwung beim Ölpreis sehen einige Beobachter darin, dass die Rohstoffpreise nach einer längeren Rallye derzeit schwer nachgeben. Selbst bei Erdgas konnten sinkende Preise festgestellt werden und auf Wochensicht konnten sich vordergründig andere Energieträger im Kurs verbessern – und das auch nur in einem sehr überschaubaren Ausmaß.
Rohstoff | Preis (24.6.22) | Perf. 5 Tage |
Kohle | 350,00 USD je Tonne | +0,8 % |
Heizöl | 115,18 USD je 100 Liter | +0,1 % |
Öl (Brent) | 113,19 USD je Barrel | -0,9 % |
Öl (WTI) | 107,14 USD je Barrel | -1,7 % |
Nickel | 22.900,00 USD je Tonne | -4,5 % |
Kupfer | 8.280,50 USD je Tonne | -6,6 % |
Weizen | 378,66 USD je Tonne | -7,6 % |
Erdgas | 6,17 USD je MMBtu | -8,7 % |
Als eine Art Gradmesser für die Stimmung im Rohstoffsektor gilt der Kupferpreis, und der hat in den letzten Tagen deutlich nachgegeben. Das ist zumindest ein Indiz dafür, dass die Lage sich derzeit etwas abkühlen könnte und dadurch letztlich auch die Steigerung bei der Inflationsrate wieder etwas an Tempo verlieren wird. Für den Ölpreis könnte genau das aber letztlich wieder zu Preissteigerungen führen. Unter dem Strich ist all das momentan aber wenig mehr als Kaffeesatzleserei.
Der Blick in die Glaskugel beim Ölpreis
In absehbarer Zeit wird der Ölpreis sehr wahrscheinlich weiterhin von einem knappen Angebot und anhaltenden Spekulationen um eine Rezession bzw. deren Ausbleiben in den USA beherrscht werden. Es ist davon auszugehen, dass es dadurch weiterhin zu einer hohen Schwankungsbreite kommen wird. Charttechnisch scheint sich bei 120 Dollar je Barrel ein nachhaltiger Widerstand ausgebildet zu haben. Mit Blick auf die zahlreichen geopolitischen Krisen lässt sich grundsätzlich aber wenig ausschließen bei der kurzfristigen Entwicklung der Ölpreise.
Wer den Blick etwas in die Ferne schweifen lässt, findet jedoch viele Faktoren, die letztlich für nachlassenden Preisdruck sprechen. Zum einen wird auch die derzeitige Krise früher oder später ihr Ende finden. Zum anderen befindet sich Öl an sich eher auf dem absteigenden Ast. Denn nicht nur in Deutschland und Europa laufen die Bestrebungen auf Hochtouren, sich von dem fossilen Energieträger in Zukunft so weit wie nur irgend möglich zu verabschieden.
Gerade durch das enorme Wachstum bei Elektroautos ist absehbar, dass die Nachfrage eher nach unten denn nach oben gehen wird. Selbstredend wird Öl weiterhin in der Industrie eine wichtige Rolle spielen und auch im Flugverkehr und vielen anderen Bereichen ist das schwarze Gold auch in den kommenden Jahren kaum wegzudenken. Doch einen Einbruch der Nachfrage im Individualverkehr könnten derartige Faktoren letztlich kaum ausgleichen. Vielleicht erleben wir gerade sogar die letzte größere Rallye beim Ölpreis, bevor jener sich langfristig wieder in deutlich niedrigeren Preisregionen ansiedeln wird.
Hat der Ölpreis seinen Zenit überschritten
Bezeichnend ist auch, dass der Ölpreis trotz der unzähligen Krisen bisher noch nicht seine Allzeit-Hochs aus dem Jahre 2008 wieder erreichen konnte. Das mag bereits ein erstes Anzeichen dafür sein, dass die Kurve hier auf Dauer in Richtung Süden zeigt und sich diese Entwicklung selbst durch Kriege, Zinswenden und andere disruptive Ereignisse nicht mehr aufhalten lässt.
Zu guter Letzt ist auch Corona noch immer ein Faktor, welche dem Ölpreis potenziell schwer zusetzen könnte. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch an das Kuriosum aus dem Jahre 2020, bei dem eine stark gesunkene Nachfrage den Ölpreis für kurze Zeit in den negativen Bereich beförderte. Da die Infektionszahlen derzeit wieder rasant steigen, ist nicht auszuschließen, dass aus dieser Richtung im Laufe des Jahres wieder fallende Preise begünstigt werden.
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