Prognosen zum Ölpreis gestalten sich derzeit äußerst schwierig, da jener von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst wird. Die wenigsten davon lassen sich zuverlässig vorhersagen. Zur Bestandsaufnahme: seit Jahresbeginn und vor allem seit Kriegsausbruch in der Ukraine hat das schwarze Gold sich enorm verteuert und bewegt sich gerade seit einer Weile zwischen 110 und 120 US-Dollar je Barrel seitwärts. Dass es dabei lange bleiben wird, daran glauben allerdings die Wenigsten.
Weitergehen könnte es sowohl mit einer längeren Phase der Abkühlung als auch dem Aufstreben in neue Rekordhöhen. Abhängen wird die weitere Entwicklung dabei vor allem von den folgenden Faktoren:
- Angebot
- Konjunkturdaten
- Sanktionen gegen Russland
- Russische Ölexporte
Was für einen sinkenden Ölpreis spricht
Unter Druck geriet der Ölpreis zuletzt allein aufgrund von Sorgen bei den Marktakteuren. Fundamental spricht derzeit eher wenig dafür, dass es mit den Preisen nennenswert in die Tiefe gehen wird. Einige Beobachter fürchten aber, dass die Nachfrage im Zuge einer Rezession in den USA und anderswo in den Keller abrutschen könnte, was logischerweise auch die Preise wieder deutlich nach unten befördern würde. Bisher sprechen wir bei einem solchen Szenario allerdings ausschließlich im Konjunktiv.
An den Märkten wird aber nun einmal vor allem in die Zukunft investiert, und so haben sich zumindest einige Player bereits auf ein solches Szenario eingestellt. Vor allem, nachdem die Anzeichen für eine Rezession immer stärker geworden sind. Dafür spricht nicht nur die durch US-Notenbank angestoßene Zinswende. Auch Arbeitsmarktdaten, die hohe Inflation und der nachlassende Konsum erinnern frappierend an das Vorspiel von Rezessionen aus der Vergangenheit. Natürlich ist eine solche allein deshalb noch nicht in Stein gemeißelt. Allein die Erwartungshaltung hat aber schon spürbare Auswirkungen auf den Ölpreis.
Der bange Blick nach Russland
Dem gegenüber stehen Sorgen bezüglich westlicher Sanktionen gegenüber Russland. Bekanntlich hat die EU bereits ein (Teil-)Ölembargo gegen Russland beschlossen, welches ab 2023 vollumfänglich in Kraft treten wird. Zudem wird zusammen mit anderen Partnern ein Preisdeckel für russisches Öl in Erwägung gezogen. Dass dadurch die Preise nachhaltig sinken, daran lässt sich allerdings zweifeln.
Die Analysten von JPMorgan sprachen kürzlich über ein Szenario, bei dem das genaue Gegenteil eintreten könnte. So könnte sich Russlands Machthaber Wladimir Putin dazu entscheiden, die Ölexporte als Reaktion auf neuerliche Sanktionen drastisch zu reduzieren. Schon bei einer Drosselung um 3 Millionen Barrel könnte der Ölpreis den Prognosen der Börsenprofis zufolge auf schwindelerregende 190 Dollar je Barrel steigen.
Sollte Russland noch einen Schritt weiter gehen und den Export um 5 Millionen Barrel senken, seien sogar Preise von bis zu 380 Dollar je Barrel Rohöl denkbar. Das ist ein recht düsteres Szenario, welches auf direktem Wege in die Rezession führen und den westlichen Nationen damit nachhaltig schaden könnte. Eben deshalb ist es aber auch alles andere als unwahrscheinlich.
Das treibt den Ölpreis weiter an
Abseits von Russland gibt es auch anderswo Meldungen, welche derzeit den Ölpreis wieder etwas in die Höhe treiben. So stehen in Norwegen Streiks an, durch welche die dortige Produktion empfindlich eingeschränkt werden könnte. Letzteres ist in Libyen derweil schon geschehen, wo nach Angaben der Betreiber aufgrund von „höherer Gewalt“ Produktionsausfälle entstanden sind. Zurückzuführen dürfte das Ganze auf das allgemeine Chaos im Land sein.
Nun sind weder Norwegen noch Libyen die größten Ölförderer der Welt, sie sind davon sogar weit entfernt. Dennoch macht es sich bemerkbar, dass auf einem ohnehin schon knappen Markt das Angebot weiter eingeschränkt wird. Solange es in dieser Hinsicht zu keiner Entspannung kommt, sind weitere Abwertungen beim Ölpreis als sehr unwahrscheinlich anzusehen.
Die große Frage lautet derzeit hauptsächlich, ob die Marktakteure in naher Zukunft Rezessionssorgen oder das knappe Angebot von Öl und Gas höher bewerten werden. Grundsätzlich gibt es sowohl für steigende als auch fallende Ölpreise passende Argumente. Solange die Rezession aber nur eine Möglichkeit und noch keine Tatsache ist, scheint eine Bewegung in Richtung Norden wahrscheinlicher.
Es wird munter spekuliert
Nicht sehr viel weiter bringt die Anleger derzeit ein Blick auf die Rohstoffpreise. Auch hier sind es vor allem Spekulationen und Mutmaßungen, welche den Ton angeben. Nachdem die Preise für viele wichtige Rohstoffe sich zuletzt deutlich verbilligt haben, ist aktuell schon wieder ein Aufwärtstrend zu beobachten, der sich vor allem bei Industriemetallen bemerkbar macht. Ansonsten ergibt sich ein gemischtes Bild, was die Ratlosigkeit der Einkäufer nur weiter unterstreicht.
Rohstoff | Preis (5.7.22, 12 Uhr) | Differenz zum Vortag |
Nickel | 22.679,00 USD je Tonne | +4,88 % |
Aluminium | 2.463,85 USD je Tonne | +2,76 % |
Erdgas | 5,73 USD je MMBtu | +1,96 % |
Zink | 3.169,50 USD je Tonne | +1,43 % |
Uran | 52,00 USD je 250 Pfund | +1,15 % |
Öl (WTI) | 108,45 USD je Barrel | -0,05 % |
Heizöl | 103,29 | -1,26 % |
Öl (Brent) | 112,01 | -1,60 % |
Worauf die Anleger sich beim Ölpreis derzeit einzig verlassen können, ist die anhaltende Unsicherheit. Es lässt sich schlicht nicht vorhersagen, was in Russland, den USA, Norwegen oder anderswo als nächstes passiert. Von den US-Inflationsdaten über den weiteren Kriegsverlauf in der Ukraine bis hin zur Förderungsmenge in anderen Staaten gibt es aber ungemein viele Faktoren, die sich nachhaltig auf den Ölpreis auswirken könnten. Gerade kurzfristig laufen Prognosen daher weitgehend ins Leere, während sich auf lange Sicht im Chart noch immer zweifelsfrei ein Aufwärtstrend feststellen lässt.
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